Der Rache Suesser Klang
gut.«
Ethan warf ihm einen herablassenden Blick zu. »Nicht wahr? Das ist ein Kinderspiel. Falls« – er wandte sich wieder Dana zu –»ich etwas über ihren Hintergrund weiß. Die meisten Menschen benutzen Passwörter, die für sie persönlich eine Bedeutung haben, obwohl man eigentlich zufällig Zahlen und Buchstaben aussuchen sollte. Wenn du mir Informationen über Sue verschaffen kannst – mehr, als Randi uns hat sagen können –, sollte es mir gelingen, auf ihr Konto zu kommen.«
Dana schwieg, als Clay auf den Parkplatz eines Fast-Food-Restaurants bog, und verspürte plötzlich eine ähnliche Entschlossenheit. »Ich will einen Burger mit extra Gurken. Und eine Riesenportion Pommes frites.«
Ethan zog sie an sich und drückte sie fest. »Braves Mädchen.«
Dana lehnte sich an ihn, und ihr fiel auf, wie sehr sie sich in der kurzen Zeit schon daran gewöhnt hatte, sich auf seine Stärke zu verlassen. Wenn das alles vorbei war und er nach Hause ging … Brüsk machte sie sich los. »Trennen wir uns oder bleiben wir zusammen?«
Ethans Augen verengten sich. »Wenn du glaubst, dass ich dich aus den Augen lasse, hast du nicht mehr alle Tassen im Schrank.«
Er war tatsächlich zusammengezuckt, als sie von ihm abgerückt war. »Ich meinte, ob du schon zum Internetcafé fahren willst, während Clay mich zum Sozialamt fährt. Ich bin nicht blöd, Ethan. Ich habe versprochen, nirgendwo allein hinzugehen, und das werde ich auch nicht.«
»Warum bleiben wir nicht alle zusammen?«, sagte Clay sanft. »Falls Conway Dana immer noch verfolgt, kann ich draußen warten und nach ihr Ausschau halten, während ihr zwei euch im Internetcafé vergnügt.«
»Und dann lasst uns zu Sandys Büro fahren«, fügte Dana hinzu. »Sue hasst Sozialarbeiter so sehr, dass sie eine Akte haben muss. Falls die in Chicago ist, kann sie uns ein Kollege von Sandy besorgen.«
»Vielleicht sollten wir es der Polizei überlassen, die richtigen Fragen zu stellen«, wandte Clay ruhig ein.
Dana schüttelte den Kopf. »Wenn Sues Akte versiegelt ist, können sie Mia das Ding nicht ohne richterlichen Beschluss überlassen. Aber nach dem, was gestern mit Sandy passiert ist, wird irgendjemand aufgebracht genug sein, um mit mir ohne diesen Wisch zu sprechen.«
Ethan sah seinen Freund besorgt an.
»Clay, ich reiße dich immer tiefer hinein. Wir können auch allein dorthin gehen.«
»Halt die Klappe, Ethan«, sagte Clay freundlich und fuhr an den Schalter des Drive-ins. »Ich suche nicht mit leerem Magen nach Cookies.«
Chicago
Donnerstag, 5. August, 12.10 Uhr
»Nicht perfekt, aber für meine Zwecke ausreichend«, murmelte Sue, als sie sich ihren Weg durch den mit Müll übersäten Kellerflur des Wohngebäudes bahnte. Das Haus war identisch mit dem zwei Gebäude weiter, das ihr eigentliches Wunschobjekt gewesen war. Dummerweise lebten noch Menschen in dem Haus zwei Gebäude weiter, hier jedoch hielt sich schon lange keiner mehr auf. Jedenfalls nicht dauerhaft. Das Schloss war kaputt, und man konnte kommen und gehen, wie man wollte. Sie trat gegen eine leere Bierdose, die scheppernd gegen eine andere stieß. Unter einer alten Zeitung sah sie ein gebrauchtes Kondom hervorlugen. Ein paar Nadeln. Das war gut. Das bedeutete, dass die Nachbarn an wilde Partys gewöhnt waren. Niemand würde sich um laute Musik kümmern. Oder um ein oder zwei Schreie.
Sie und Donnie und die Jungs – verdammt, sie würden sich wunderbar hier einfügen.
Sie ging auf ein paar Kartons zu und scheuchte eine Horde Mäuse auf. Sie war angenehm überrascht gewesen, dass das Licht funktionierte. Das war ziemlich gut.
Sie ging weiter, bis sie die Wand erreichte, hinter der sich die Mietkeller befanden. Und runzelte die Stirn, als sehr unangenehme Erinnerungen auf sie einströmten. Hier hatte sie sich versteckt. Sie war unterwegs gewesen, um einen Auftrag zu erledigen, und hatte bei ihrer Rückkehr einen Haufen Bullen entdeckt, die überall herumschnüffelten und Randis Wohnung, zwei Gebäude weiter, durchsuchten. Sie war zu Donnies Wohnung geflüchtet, nur um zu sehen, wie sie Donnie in Handschellen abführten. Die Polizei hatte all die Ware beschlagnahmt. Also war sie weggelaufen. Zurück zu dem Haus, in dem sich Mirandas Wohnung befand. In der sie einen Notgroschen in einem Loch in der Wand hinter dem Herd versteckt hatte. Doch zunächst hatte sie sich im Keller versteckt, hatte beinahe zwei Tage ohne Nahrung und Wasser ausgehalten, bis sie glaubte, dass die Polizei
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