Der Rache Suesser Klang
beschützen Sie diese Frau noch?«
Marsden seufzte. »Weil sie ihren Teil schon von jemand anderem kriegen wird als euch Jungs. Und tot zu sein ist besser, als in den Knast zu gehen.«
Reagan nickte. »Lorenzano?« Marsdens Augen weiteten sich, und Reagan lachte leise. »Wir wissen eine ganze Menge, Donnie-Boy. Lorenzano ist also bei Ihnen aufgetaucht? Und wie viel war es wert?«
»Fünfzehntausend«, murmelte Marsden.
Mitchell setzte sich auf die Tischkante. »Damit kann man eine Menge AZT kaufen. Ich hätte vielleicht dasselbe getan. Sie haben Sue also an Lorenzano verkauft. Und nun weiß er, wo er sie findet.«
»Er weiß, wo er sie um zehn Uhr heute Abend findet.«
»Und was geschieht um zehn heute Abend, Donnie-Boy?«, fragte Reagan.
Marsden blickte zur Decke. »Ich und die Jungs, die Miranda verpfiffen hat, haben eine halbe Stunde, um zu tun, was immer wir wollen.«
Ethan presste sich eine Hand auf den Mund, um das Würgen zu unterdrücken.
»Sie wird aber nicht Randi haben«, flüsterte er entsetzt. »Sondern Dana.«
Mitchells Gesicht sah wie versteinert aus. »Das ist mit Abstand das Widerlichste, was ich seit langem gehört habe. Und was hat Sue davon?«
»Sie gibt ihr den Rest.«
Reagan zog eine Braue hoch. »Heißt was?«
»Tötet sie.«
Marsdens Anwalt hielt die Hand hoch. »Ich will den Staatsanwalt hier haben.«
»Mein Stichwort.« Der Anwalt vor der Sichtscheibe nickte Ethan und Clay zu. »Meine Herren.« Eine halbe Minute später ging die Tür des Verhörraums auf, und der Mann trat ein. »Sie wollten mich sprechen?«
Marsdens Anwalt warf ihm einen bitterbösen Blick zu. »Was für ein Zufall.«
Der Staatsanwalt warf seine Aktentasche auf den Tisch. »Wenn er uns sagt, wo sie ist, und verspricht, das, was wir eben gehört haben, unter Eid auszusagen, bleiben wir bei der Anklage wegen Buchmachervergehen.«
»Und was bieten Sie an?«, fragte der Anwalt höhnisch.
»Sieben bis zehn. Drei Jahre sitzt er ab. Wenn er danach noch lebt, macht er den Rest in einem Arbeitsprogramm. Das ist ein verdammt guter Deal.«
Marsden sah düster von einem zum anderen. »Das ist ein verdammtes Todesurteil. Drei Jahre! Shit!«
Mitchell zog ihren Stuhl näher heran. »Und Sie meinen, sie ist besser tot, als dass wir sie kriegen? Vielleicht wären Sie nicht mehr ganz so großzügig, wenn Sie etwas wüssten, was wir wissen.«
Marsden zögerte. »Und was wissen Sie?«
Reagan holte das Bild von Alec aus seiner Tasche. »Das Kind, mit dem als Tarnung Sie vor Jahren Drogen geschmuggelt haben, war nicht Miranda Cooks Sohn. Es war Sues Sohn.«
Marsden sah ihn ungläubig an. »Das kann überhaupt nicht sein. Nicht einmal Sue würde so was tun.«
»Oh, sie tut so etwas«, schnurrte Mitchell. »Und noch eine ganze Menge mehr.«
Marsden verharrte reglos. »Was hat sie getan?«
»Tja, sie hat letzte Woche diesen Jungen entführt und elf Menschen getötet. Und sie hat den Jungen, vollgepumpt mit Medikamenten, in einem Motel in Gary liegen lassen – in dem vollen Bewusstsein, dass er wahrscheinlich sterben würde. Aber das ist noch nicht das Schlimmste, Mr. Marsden, jedenfalls nicht aus Ihrem Blickwinkel.« Sie beugte sich vor, nahm das Foto aus Reagans Fingern und legte es vor Marsden.
»Erkennst du ihn, Donnie-Boy?«, fragte Reagan beißend.
»Das sollten Sie jedenfalls, Mr. Marsden.« Mitchell beugte sich noch weiter vor. Marsden zitterte nun. Er hatte es sofort erkannt, dachte Ethan. »Es ist Ihrer. Sie hat mit Ihrem Sohn Drogen geschmuggelt. Und ihn heute zum Sterben zurückgelassen. Sie hat vorgehabt, von den Vaughns fünf Millionen Lösegeld zu kassieren. Denken Sie immer noch, man sollte sie einfach umbringen?«
Marsden holte tief Luft. »Ein leer stehendes Wohnhaus auf der Central.« Er blickte Mia hinterher, die bereits auf die Tür zulief. »Lebt er? Mein Sohn?«
»Ja, aber das ist nicht Conway zu verdanken«, fauchte Mia.
»Ich will ihn sehen.«
»Machen Sie das mit den Anwälten aus, Donnie-Boy«, sagte Reagan. »Los, Mia.«
Ethan kam mit Clay auf den Fersen aus dem Hinterzimmer. »Ich komme mit.«
»Sie bleiben hier«, fuhr Reagan ihn an. »Wir brauchen die Sonderausrüstung, Mia.« Und dann waren sie weg und ließen einen zitternden Ethan zurück, der sich auf Clay stützte.
»Denk nicht einmal dran, Ethan«, warnte Clay.
»Ich gehe mit. Du kannst tun, was du willst.«
Clay verdrehte die Augen. »Verdammt. Dann los.«
Chicago
Freitag, 6. August, 17.40 Uhr
D ana erwachte
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