Der Rache Suesser Klang
Hand eine Pistole. Er sah aus wie der distinguierte Meisterdieb, wie man ihn aus dem Kino kannte, und seine silbernen Schläfen verliehen ihm eine Aura der Würde.
Mit plötzlicher Erkenntnis begriff Dana, wer das war und warum er hier war.
»Sie sind Lorenzano«, sagte Dana und sah, wie seine Lippen sich zu einem Lächeln verzogen.
»Von mir weißt du also auch.« Er kam noch ein paar Schritte näher, ohne den Lauf der Pistole von Sue zu nehmen. »Ich warte schon den ganzen Tag auf dich, Sue. Du kannst dich vor mir nicht verstecken.«
»Ich habe mich vor dir versteckt, James«, sagte Sue, »bis irgendjemand mich verkauft hat. Wer war es?«
»Donnie Marsden.«
Sues Augen leuchteten hasserfüllt auf. »Dieses miese kleine Schwein«, murmelte sie. »Hat er wenigstens mehr als fünfzehn verlangt?«
»Nein«, antwortete James fröhlich. »Er war preiswert, aber ich bin es nicht. Bryce hat mir gesagt, was du vorhast – ein Kind entführen, Lösegeld verlangen. Wie viel hast du verlangt?«
»Geh zur Hölle«, knurrte Sue.
»Fünf Millionen«, sagte Dana, und Lorenzano wirkte beeindruckt. Sue warf ihr einen Blick zu.
»Du schuldest mir noch etwas dafür, dass ich Randis Mutter für dich ausfindig gemacht habe«, sagte Lorenzano. »Und vergessen wir die Krankenhausrechnung nicht. Ich will fünfundsiebzig Prozent.«
Sues Blick sank auf die Pistole. »Fünfzig Prozent.«
Lorenzano sah sie überrascht an. Dann misstrauisch. »Ich staune, dass du überhaupt zustimmst.«
»Das kann sie, weil sie weiß, dass sie nichts hat«, sagte Dana. »Fünfzig, siebzig oder hundert Prozent von null sind immer noch eine dicke, fette Null. Was genau das ist, was sie von den Vaughns kriegt.«
Sue wandte sich um und bedachte sie mit einem Blick, der ihr einen kalten Schauder den Rücken hinabjagte. »Halt dein Maul.«
»Nein, erzähl nur weiter«, sagte Lorenzano. »Wer bist du überhaupt?«
»Sues schlimmster Alptraum«, erwiderte Dana leichthin. »Ich bin eine Sozialarbeiterin, die sich überall einmischt.«
Lorenzano hob seine dicken Brauen. »So, so, Sozialarbeiterin. Du hast sie bei dir versteckt?«
»Unwissentlich. Ja.«
»Und woher weißt du, dass es kein Lösegeld gibt?«, fragte Lorenzano.
»Weil die Polizei ihr Auslandskonto ausfindig gemacht und ihr das Geld abgenommen hat.«
»Woher weißt du das alles? Bist du wirklich eine Sozialarbeiterin« – seine Augen verengten sich zu Schlitzen – »oder bist du ein Bulle?«
»Ersteres. Mein Freund ist Privatermittler.« Dana bedachte Sue mit einem kalten Blick. »Und der Pate von Alec Vaughn.« Und einmal mehr hatte sie das Vergnügen, Sue schockiert und sprachlos zu erleben.
Lorenzanos Lächeln blitzte weiß im gebräunten Gesicht. »Sieh an. Interessant, wessen Pfade sich im Leben kreuzen. Und nun, Miss Sozialarbeiterin, ist es Zeit für Sie, zu gehen. Sue und ich haben noch eine Kleinigkeit zu besprechen.« Er berührte seinen Hals. »Ich muss sie in die hohe Kunst des Kehlenaufschlitzens einweisen. Das letzte Mal hat sie schlampig gearbeitet.«
Dana riss die Augen auf, als er die Waffe auf ihre Brust richtete. Und sog scharf die Luft ein, als ein Schuss krachte, Lorenzano mit einem Gurgeln in die Knie ging und schockiert an sich herabblickte. Ein roter Fleck, der rasch größer wurde, prangte auf seinem weißen Hemd. Ein paar Sekunden später fiel er zurück. Sue stand, Danas Pistole in der Hand, vor ihm und betrachtete ihn verächtlich.
»Dreckskerl«, sagte Sue. »Nie im Leben hätte ich erlaubt, dass er dich umbringt. Du bist alles, was mir geblieben ist.« Sie packte Dana am T-Shirt und riss sie hoch. »Ich habe einen Abend mit dir, Sozialarbeiterflittchen, und wenn ich fertig bin, bist du in der Hölle.«
»Und du in Frankreich?«, fauchte Dana. »Carla Fenton?«
Sue blinzelte, dann lächelte sie. »Ja, dank deinen Bemühungen. Wirklich schade, dass du dein Talent nur für den guten Zweck einsetzt. Du hättest als Fälscherin richtig Kohle verdienen können.«
Das Donnern vieler Füße auf der Außentreppe ließ beide zusammenfahren. »Verdammte Scheiße«, knurrte Sue und richtete die Pistole auf die Decke. Ein zweiter Schuss zerstörte die Deckenlampe, und sie befanden sich im Dunkeln. Der Lauf der Waffe wurde gegen Danas Schläfe gepresst, und Sues starker Arm legte sich um ihren Hals und drückte, bis Dana kaum noch Luft bekam. »Ein Laut, und du bist tot.« Dann zerrte sie Dana rückwärts mit sich.
Danas Puls beschleunigte sich. Die Kavallerie
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