Der Rache Suesser Klang
ihm denn nichts von dem Jungen?«, murmelte Ethan.
»Sch«, machte Clay. »Weil sie verdammt gute Cops sind. Gute Verhörtechnik.«
»Schön, dass es Ihnen gefällt«, sagte der Lieutenant trocken. Spinelli war kurz vor Beginn des Verhörs erschienen und hatte den zweiten Staatsanwalt mitgebracht, den Abe Reagan angerufen hatte, um jeden Deal, der nötig sein könnte, sofort in die Wege zu leiten.
Clay warf Spinelli einen Blick zu, »Ich meine es ernst.«
Spinelli zog eine Braue hoch, ohne den Blick von der Scheibe zu nehmen. »Ich auch, Mr. Maynard.«
»Clay«, sagte Clay.
»Clay. Ich bin aber noch immer Lieutenant Spinelli für Sie.« Spinellis Schnurrbart zuckte.
»Verstanden, Sir«, fügte Clay nach einem absichtlichen Zögern hinzu. Dann: »Hör zu, Ethan. Mitchell stellt ihm sein Azidothymidin auf den Tisch. Er hat Aids, und er will nicht im Gefängnis sterben, okay? Reagan hält ihm seine Buchmachervergehen vor, das kostet ihn eine Menge Jahre. Er verrät Sue wahrscheinlich sowieso. Sie halten das Bild für den Fall zurück, dass er noch einen kleinen Schubs braucht.«
»Den kleinen Schubs würde ich ihm gern geben«, knurrte Ethan. »Randi hat genauso ihn wie Sue verraten. Wenn er sich im Gefängnis Aids eingefangen hat, hat er umso mehr Grund, Groll gegen sie zu hegen. Er ist in das Hotelzimmer eingebrochen, um es ihr heimzuzahlen.« Und allein der Gedanke bereitete ihm Übelkeit.
»Ja, aber wieso jetzt?«, murmelte Clay. »Wieso versucht Marsden, sich Randi heute Nachmittag zu schnappen? Wenn Sue das alles angeleiert hat, hätte sie bis nach fünf gewartet.«
»Wenn die fünf Millionen hinterlegt worden wären.« Ethan stieß den Atem aus. »Du hast Recht.«
»Das hat er.« Spinelli sah Clay nachdenklich an. »Sie haben die DCPD verlassen. Warum?«
Clays Gesicht verhärtete sich.
»Das ist meine Sache, Sir.«
Spinelli betrachtete ihn noch einen Moment lang, dann nickte er. »Natürlich.«
Marsden sackte inzwischen mit mürrischer Miene auf seinem Stuhl zusammen, während der Anwalt ihm etwas ins Ohr flüsterte. Marsden nickte, und der Anwalt blickte auf. »Über was für einen Deal reden wir?«
»Das liegt ganz beim Staatsanwalt«, erwiderte Mia glatt. »Wir handeln hier nichts aus, wir geben
Empfehlungen.
«
Der Anwalt runzelte die Stirn. »Was für Empfehlungen?«
Reagan beugte sich mit verengten Augen vor. »Marsden, wir wissen, was Sie in dem Hotelzimmer vorhatten. Sie und Conway haben eine Art Rache geplant. Das hängen wir Ihnen nicht an. Noch nicht. Aber Sie werden mit Conway untergehen, wenn wir das möchten, denn wir haben genug in der Hand, um Sie wegen Planung einer Straftat dranzukriegen. Nun wollen wir Sue Conway aber viel dringender als Sie. Und wenn wir sie zuerst in die Finger kriegen …« Reagan zuckte die Achseln. »Dann reden wir nicht mehr über Empfehlungen. Sagen Sie uns, wo sie ist, und wir empfehlen dem Staatsanwalt, sich auf die Buchmachergeschichte zu beschränken.«
Marsden rutschte auf seinem Stuhl herum, schwieg aber.
Mitchell schob einen Stuhl so kräftig gegen den Tisch, dass Marsden und sein Anwalt zusammenfuhren. »Wissen Sie, ich denke, ich habe genug von Ihnen beiden. Wenn Sie, Marsden, nicht in den nächsten dreißig Sekunden zu reden beginnen, dann
empfehle
ich dem Staatsanwalt, Entführung und Mord auf Ihre Karte zu setzen.«
Marsden fuhr hoch. »Mit Entführung und Mord habe ich nichts zu tun. Ich habe die Frau nicht angefasst.«
Mitchell beugte sich vor. »Weil Sie keine Chance dazu hatten. Aber wir reden nicht über Mrs. Vaughn, wir reden über das Kind.«
Marsden sprang auf die Füße. »Ich weiß nichts von einem Kind.«
Mitchell und Reagan sahen sich einen langen Augenblick an. Dann zuckte Mitchell die Achseln. »Okay, dann nicht.« Und mit großer Geste sah sie auf ihre Armbanduhr. »Fünfzehn Sekunden, Mr. Marsden.«
»Verdammt, ich weiß nichts von einem Kind!«
»Fünf Sekunden.« Mitchell hob wieder die Schultern. »Okay, das war’s. Ich hoffe, Sie können den Gefängnisarzt leiden, Mr. Marsden. Sie werden viel Zeit mit ihm verbringen.« Ihre Hand lag an der Tür, als Marsden sich auf den Stuhl fallen ließ.
»Dann muss es Vaughns Kind sein«, fauchte er. »Sue hat gesagt, sie lockt Miranda Cook wieder nach Chicago, weil sie etwas hat, was Miranda haben will. Ich habe nicht gewusst, dass sie Randi Vaughn ist, bis ich im Hotelregister nachgesehen habe. Aber ich habe kein Kind gesehen.«
Reagan beugte sich perplex vor. »Wieso
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