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Der Rache Suesser Klang

Der Rache Suesser Klang

Titel: Der Rache Suesser Klang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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hätte, dass ihr kurzer Kontakt sie genauso aufgewühlt hatte wie ihn.
    »Ich habe Sie nicht gebeten, mich zu heiraten, Miss Dupinsky.« Als ihre Augen sich weiteten, zuckte er mit den Achseln.
    »Im Augenblick möchte ich einfach nur frühstücken und mich vergewissern, dass Sie keine Gehirnerschütterung haben. Wenn ich beides gleichzeitig tun kann, ist meine Zeit meiner Meinung nach gut investiert.«
    Sie schloss die Augen. »Ich habe keine Gehirnerschütterung«, sagte sie knapp.
    »Sind
Sie
Ärztin?«
    Sie schlug die Augen auf und betrachtete ihn. »Nein, bin ich nicht.«
    »Dann können Sie das nicht wissen, oder?« Und bevor sie noch etwas sagen konnte, fügte er hinzu: »Haben Sie Hunger?«
    Sie lachte leise und sehr müde. »Ich könnte durchaus etwas essen.«
    »Na schön, dann warten wir auf den Wachmann und gehen dann frühstücken.«

Chicago
    Sonntag, 1. August, 6.15 Uhr
    Dana drückte die Tür des Waschraums zu und lehnte sich gegen das billige, weiß gestrichene Holz. Der dumpfe pochende Schmerz in ihrem Kopf machte ihr zu schaffen, aber sie hatte Glück gehabt.
    Sie hatte im Schatten gestanden und auf die Frau gewartet, die ursprünglich schon am Donnerstag hatte kommen wollen. Es war riskant gewesen, mitten in der Nacht allein hinauszugehen, und Mias Warnung klang ihr noch im Kopf, aber sie hätte der Frau nicht absagen können, selbst wenn sie gewusst hätte, wie sie Kontakt mit ihr hätte aufnehmen können. Sie hatte überlegt, ob sie David anrufen sollte, sich aber dagegen entschieden. Die Frauen, die zu ihr kamen, misstrauten Männern. Selbst ein netter Kerl wie David Hunter würde den Fluchtinstinkt in ihnen wecken.
    Also war sie allein gegangen, obwohl sie nervös auf jedes Geräusch, jede Bewegung geachtet, sich jedes Gesicht genau angesehen hatte. Sie hatte eine lange Zeit gewartet und gerade gehen wollen, als sie sah, wie sich ein junger Mann der alten Frau näherte, und der halbirre Blick in seinen Augen war ihr nur allzu vertraut. Ihr eigener Ex war oft genug mit einem solchen Ausdruck in den Augen nach Hause gekommen, wenn er seinen Schuss nicht bekommen hatte und unter Entzug litt. Er hatte der alten Frau die Hände um die Kehle gelegt, und Dana hatte einfach reagiert. Es war nicht besonders mutig gewesen und schon gar nicht klug, denn bevor sie sich versah, flog sie durch die Luft und schlug sich den Schädel an einer Bank an. Verdammt, und wie das wehtat!
    Sie hatte also dort gelegen, versucht, wieder zu sich zu kommen, und das Jammern der alten Frau gehört, als sie plötzlich die Wärme des großen Mannes spürte, der sich neben sie gekniet hatte. Und dann hatte sie in grüne, ruhige Augen geblickt. Nicht das leuchtende Grün von Jade oder Smaragden, sondern das weiche Grün junger Blätter nach einem langen Winter. Und alles in ihr, all der Aufruhr der Gefühle wegen Evie und Lillian und der alten Frau … alles hatte sich beruhigt. Es verschwand nicht, aber es war plötzlich zu bewältigen. In diesem einen Moment war sie nicht mehr allein gewesen.
    Und dann hatte er ihre Hand gehalten, und ihr Inneres hatte sich plötzlich nach außen gekehrt. Noch immer war sie nicht wieder sie selbst. Noch immer pochte ihr Herz heftig, noch immer war ihre Haut so sensibilisiert, dass es fast schmerzte. Sie hätte versuchen können, sich einzureden, dass es daran lag, niedergeschlagen worden zu sein, aber es hätte wohl nicht funktioniert. Dana Dupinsky hielt nichts davon, sich selbst zu belügen.
    Sie trat ans Waschbecken und betrachtete sich im Spiegel. Blut klebte in ihrem Haar, in ihrem Gesicht, auf ihrem schlichten Poloshirt. Ihre Wange war geschwollen, doch die Prellung würde in ein oder zwei Tagen zurückgehen.
Ich habe schon Schlimmeres eingesteckt,
dachte sie. Dennoch hatte sie Glück gehabt.
    Mit zitternden Händen drehte sie den Hahn auf und wusch sich das Gesicht. Dann nahm sie ein Papierhandtuch und wischte sich vorsichtig das Blut ab, bis sie die Platzwunde freigelegt hatte. Sie war schlimmer, als sie gedacht hatte. Wahrscheinlich musste sie genäht werden. Buchanan hatte Recht gehabt.
    Buchanan. Er wartete draußen auf sie, der Mann mit den ruhigen grünen Augen und den sanften Händen. Saß jetzt an einem Tisch. Sie glaubte keinen Moment lang, dass er aufgegeben hatte und verschwunden war. Und zu ihrem Entsetzen konnte sie nicht mit Sicherheit sagen, dass sie es lieber gesehen hätte. Nein, sie konnte sich nicht selbst belügen und so tun, als sei nichts passiert, als er ihre

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