Der Rache Suesser Klang
sich aufzurichten, kam ihm die Situation, in der er sich befand, wieder zu Bewusstsein, und es traf ihn wie ein Hammerschlag auf den Kopf. Sie war verletzt, während er sie angaffte wie ein Idiot und die alte Frau noch immer laut jammerte. »Sagen Sie ihr, dass ich nicht tot bin«, wiederholte sie, diesmal eindringlicher. »Bitte.«
Ethan schaute auf und sah, dass die alte Frau näher gekommen war und nur noch ein paar Schritte entfernt händeringend dastand. »Sie ist nicht tot, Ma’am. Bitte beruhigen Sie sich.« Er wandte sich wieder der jüngeren Frau zu, die sich bemühte, sich auf einen Ellenbogen zu stützen, und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Sie sollten sich lieber nicht bewegen. Wo sind Sie verletzt?«
Sie blinzelte. »Nur am Kopf.« Vorsichtig berührte sie ihre Schläfe und verzog das Gesicht, als sie sah, dass Blut an ihren Fingerspitzen war. »Verdammt.«
»Ich würde sagen, das trifft es recht gut.« Ethan hielt zwei Finger hoch. »Wie viel?«
Sie blinzelte wieder. Ihre Augen waren ein wenig geweitet, aber nicht alarmierend. Wieder begegnete sie seinem Blick, und sein Herz setzte einen Schlag aus.
»Zwei«, sagte sie. »Wer sind Sie?«
Er betrachtete sie einen Moment lang. Die Farbe kehrte in ihr Gesicht zurück, ihre Augen wurde mit jedem Augenblick wieder klarer, fokussierter. Sie war attraktiv, aber bestimmt keine klassische Schönheit. Sie war irgendwie …
mehr,
und er konnte plötzlich nicht mehr wegsehen. Die Luft um sie herum vibrierte förmlich. Er spürte tatsächlich das eigene Blut durch seine Adern strömen. »Ethan. Ich habe Ihren Schrei gehört. Der Wachmann verfolgt den Kerl, der das getan hat. Er hat auch schon die Polizei verständigt.«
Etwas blitzte in ihren Augen auf und verschwand wieder. »Falscher Ort, falsche Zeit«, murmelte sie, schob sanft seine Hand von ihrer Schulter und stemmte sich endlich in eine sitzende Position. Dann drehte sie vorsichtig ihren Kopf zu der alten Frau, die noch immer die Hände rang. »Hat er Ihnen etwas getan, Ma’am?«
Die Frau schüttelte den Kopf. »Nein. Aber Ihnen, nicht wahr?«
Unglaublicherweise begann die Frau, die vor ihm saß, zu lächeln. »Nicht so schlimm. Er hat mich bloß umgehauen. Und Ihre Tasche?«
»Weg.« Die Lippen der alten Frau bebten, und Ethan begriff plötzlich mit einem Anflug von Empörung, was geschehen war. Der Empörung folgte rasch Unglaube, dass dieser Rotschopf sich tatsächlich einem Räuber in den Weg gestellt hatte.
Mit einem Stirnrunzeln blickte er auf sie herab. »Sie haben versucht, einen Taschendieb aufzuhalten?«
Mit freundlichem Blick sah sie ihn an. »Er hatte seine Hände um ihren Hals gelegt. Ich habe mir nicht so viele Gedanken um ihre Tasche gemacht, bis er danach gegriffen hat. Haben Sie auch einen Nachnamen, Ethan?«
Ethan hockte sich auf die Fersen. »Buchanan. Und Sie sind?«
»Dana Dupinsky. Könnten Sie mir vielleicht beim Aufstehen helfen, Mr. Buchanan?«
Er öffnete den Mund, um ihr vorzuschlagen, sitzen zu bleiben, schloss ihn aber wieder. Er wusste schon jetzt, dass sie eine Frau war, die nur das tat, was sie für richtig hielt. »Geben Sie mir Ihre Hand.«
Einen kurzen Moment lang zögerte sie, und ihre braunen Augen flackerten unsicher. Doch dann straffte sie ihre Schultern und griff nach seiner Hand. Und bevor er sie berührte, wusste er es. Wusste, dass es mehr sein würde, als er erwartete. Wusste, dass sie es auch wusste. Und wusste dann, dass er Recht gehabt hatte, als er ihre Hand nahm und es ihn bis in die Zehenspitzen durchfuhr. Sein Herz setzte wieder einen Schlag aus.
Falscher Ort, falsche Zeit, hatte sie gesagt. Vielleicht ja, vielleicht nein. Aber er wollte es verdammt noch mal herausfinden. Er legte ihr unterstützend eine Hand an den Rücken und zog sie auf die Füße, wobei er spürte, wie sich ihre Muskeln im Rücken anspannten, bis sie das Gleichgewicht gefunden hatte. Als sie ihn ansah, hatten sich ihre Augen erneut verändert. Sie waren verengt und … glühten. Sie hatte es auch gespürt, die Elektrizität, die zwischen ihnen bestand, und er konnte sehen, dass sie das ganz und gar nicht freute.
War sie liiert? Er hob ihre linke Hand und blickte auf ihre ringlosen Finger. Nun, wenigstens war sie nicht verheiratet. Und falls sie einen Freund hatte, musste der ein echter Mistkerl sein, dass er sie um diese Zeit zum Busbahnhof gehen ließ.
Wenn sie zu mir gehörte, würde ich es nicht erlauben.
Er schaute mit hochgezogener Braue auf, und in
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