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Der Raecher

Titel: Der Raecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Heimat einer Panzerschule. Und auf einem Standort dieser Größe wird immer irgendwo gebaut, sind immer Gruben für Tanks auszuheben oder Gräben aufzufüllen. Cal Dexter diente in Fort Knox sechs Monate als Standortpionier, ehe man ihn auf die Kommandantur bestellte.
    Er hatte unlängst seinen neunzehnten Geburtstag gefeiert und bekleidete den Rang eines Gefreiten. Der Offizier blickte grimmig wie jemand, der eine Todesnachricht zu überbringen hat, und Cal befürchtete schon, seinem Vater sei etwas zugestoßen.
    »Sie gehen nach Vietnam«, sagte der Major.
    »Großartig«, erwiderte der Gefreite. Der Major, der den Rest seines Soldatenlebens glücklich in seinem anonymen Einfamilienhaus auf dem Stützpunkt in Kentucky verbringen würde, blinzelte.
    »Tja, dann ist ja alles in bester Ordnung.«
    Vierzehn Tage später packte Cal Dexter seinen Seesack, nahm Abschied von den Kameraden, mit denen er sich angefreundet hatte, und stieg in den Bus, der ein Dutzend Versetzte abholen sollte.

    Eine Woche später marschierte er die Rampe einer C5 Galaxy hinunter und trat in die drückende Schwüle des Flughafens Saigon, militärischer Sektor.
    Auf der Fahrt vom Flugfeld saß er vorn neben dem Busfahrer. »Und was machst du so?«, fragte der Corporal, als er mit dem Bus zwischen den Hangars kurvte.
    »Bulldozer fahren«, antwortete Dexter.
    »Na, dann drückst du dich auch nur in der Etappe herum wie alle anderen hier.«
    Dexter erhielt eine erste Ahnung von den in Vietnam herrschenden Statusunterschieden. Neun Zehntel der GIs bekamen nie einen Vietcong zu Gesicht, feuerten nie einen Schuss ab und hörten nur selten einen fallen. Die fünfzigtausend Toten, deren Namen an der Gedenkmauer neben dem Reflecting Pool in Washington verewigt sind, gehörten bis auf wenige Ausnahmen zu dem anderen Zehntel. Obwohl eine zweite Armee aus vietnamesischen Köchen, Wäschern und Handlangern zur Verfügung stand, waren neun GIs in der Etappe erforderlich, damit einer im Dschungel versuchen konnte, den Krieg zu gewinnen.
    »Wohin kommst du?«
    »Erstes Pionierbataillon, Big Red One.«
    Der Fahrer quiekste wie ein verschreckter Flughund. »Sorry«, sagte er. »Ich war wohl etwas voreilig. Das bedeutet Lai Khe. Am Rand des Eisernen Dreiecks. Ich möchte nicht mit dir tauschen, Kamerad.«
    »Ist es da schlimm?«
    »Dantes Inferno, Kumpel.«
    Dexter kannte keinen Dante und vermutete, dass er einer anderen Einheit angehörte. Er zuckte die Schultern.
    Es gab zwar eine Straße von Saigon nach Lai Khe, die Nationalstraße 13. Sie führte über Phu Cuong am Ostrand des Dreiecks hinauf nach Ben Cat und von dort noch fünfzehn Meilen weiter. Doch es war ratsam, sie nur mit einer gepanzerten Eskorte zu benutzen, und auch dann nur bei Nacht. Die Gegend
war dicht bewaldet und Schauplatz häufiger Vietcongüberfälle. Aus diesem Grund brachte ein Hubschrauber Cal Dexter in das riesige, befestigte Lager, das die Erste Infanteriedivision, die Big Red One, beherbergte.
    Wieder schulterte er den Seesack und fragte sich zur Kommandantur des Ersten Pionierbataillons durch.
    Auf dem Weg dorthin kam er am Fuhrpark vorbei, und was er dort sah, verschlug ihm den Atem. Er sprach einen vorbeikommenden GI an und fragte: »Was zum Teufel ist das?«
    »Eine Schweineschnauze«, antwortete der Soldat lakonisch. »Zur Bodensäuberung.«
    Zusammen mit der 25. Infanteriedivision aus Hawaii, der »Tropic Lightning«, bemühte sich die Big Red One, ein Gebiet unter Kontrolle zu bringen, das nach allem, was man hörte, zu den gefährlichsten auf der gesamten Halbinsel gehörte: das Eiserne Dreieck. Die dichte Vegetation war so undurchdringlich für die Invasoren und bot der Guerilla so viele Verstecke, dass die einzige Möglichkeit, eine Art Chancengleichheit herzustellen, darin bestand, den Dschungel platt zu walzen.
    Zu diesem Zweck hatte man zwei eindrucksvolle Maschinen entwickelt. Die erste war der Panzerdozer, ein mittelgroßer M-48-Panzer, der vorn mit einem Bulldozerschild versehen war. Während der Panzer mit gesenktem Schild seine Planierarbeit verrichtete, schützte der Geschützturm die Besatzung in seinem Bauch. Aber viel größer war der Rome Plow, die so genannte Schweineschnauze. Ein sechzig Tonnen schweres Kettenfahrzeug vom Typ D7E, ausgestattet mit einem speziell geschmiedeten, gekrümmten Schild, dessen vorspringende untere Kante aus gehärtetem Stahl Bäume von einem Meter Durchmesser knicken konnte.
    Der Fahrer thronte hoch oben in seiner Kabine. Ein

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