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Der Raecher

Titel: Der Raecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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versank, ihre Satelliten in den freien Westen drängten und der Weltkommunismus am Boden lag, die Bedrohung der einzigen verbliebenen Supermacht sich verflüchtigte wie Dunst in der Sonne.
    Devereaux hatte sich nach seiner Rückkehr kaum eingelebt, als im August 1990 Saddam Husseins Truppen in Kuwait einfielen. Präsident Bush und Margaret Thatcher, die Sieger des Kalten Krieges, erklärten in Aspen übereinstimmend, dass eine solche Dreistigkeit nicht geduldet werden könne. Keine achtundvierzig Stunden später waren die ersten F-15-Eagles in der Luft und nach Thumrait in Oman unterwegs. Paul Devereaux selbst flog in die US-Botschaft im saudischen Riad.
    Alles ging rasend schnell, und der Zeitdruck war enorm, sonst hätte er vielleicht mitbekommen, dass ein junger Saudi, ein Afghanistanrückkehrer wie er, König Fahd seine Dienste bei der Verteidigung Saudi-Arabiens gegen den aggressiven Nachbarn im Norden anbot. Der Mann behauptete von sich, er befehlige eine Truppe von Guerillakämpfern und eine Organisation mit dem schlichten Namen »Die Basis«.
    Doch auch der saudische Monarch nahm von dem militärischen
Zwerg und seinem Angebot wahrscheinlich keine Notiz. Stattdessen erlaubte er in seinem Land die Stationierung einer halben Million Soldaten aus einer Koalition von fünfzig Staaten mit dem Ziel, die irakischen Truppen aus Kuwait zu vertreiben und die saudischen Ölfelder zu schützen. Neunzig Prozent dieser Soldaten waren Ungläubige, das heißt Christen, die mit ihren Kampfstiefeln den Boden entweihten, auf dem die heiligen Städte Mekka und Medina standen. Fast vierhunderttausend waren Amerikaner.
    Der Eiferer sah darin eine Beleidigung Allahs und seines Propheten Mohammed, die nicht hingenommen werden konnte. Zunächst erklärte er dem Herrscherhaus, das den Frevel begangen hatte, seinen privaten Krieg. Aber weitaus wichtiger war, dass der lodernde Hass, den Devereaux in den Bergen des Hindukusch bemerkt hatte, nun sein Objekt fand. UBL erklärte Amerika den Krieg und begann mit seinen Planungen.
    Wäre Paul Devereaux nach dem siegreichen Ende des Golfkriegs in die Antiterrorabteilung versetzt worden, hätte die Geschichte möglicherweise einen anderen Verlauf genommen. Doch 1992 hatte der Kampf gegen den Terror nur geringen Stellenwert. Bill Clinton kam ans Ruder, und für CIA und FBI brachen die schlimmsten zehn Jahre seit ihrem Bestehen an. Die CIA wurde bis ins Mark erschüttert, als bekannt wurde, dass ihr Mitarbeiter Aldrich Ames über acht Jahre lang sein Land verraten hatte. Und später sollte ans Licht kommen, dass auch beim FBI mit Robert Hanssen ein Maulwurf am Werk gewesen war.
    Ausgerechnet in der Stunde des Triumphs nach vier Jahrzehnten Kaltem Krieg gerieten beide Dienste in eine Krise, die von Führungsschwäche, Demoralisierung und Inkompetenz gekennzeichnet war.
    Die neuen Herren huldigten einem neuen Gott: der politischen Korrektheit. Die Irangate-Affäre und der Skandal um die illegalen Waffenlieferungen an die nicaraguanischen Contras wirkten noch nach und machten die neuen Chefs nervös. Gute
Mitarbeiter liefen in Scharen davon, Bürokraten und Erbsenzähler wurden zu Abteilungsleitern befördert, Männer mit jahrzehntelanger Fronterfahrung übergangen.
    Auf eleganten Dinnerpartys lächelte Paul Devereaux höflich, wenn Abgeordnete und Senatoren sich etwas darauf einbildeten, dass die USA wenigstens in der arabischen Welt Sympathien genossen. Sie sprachen von den zehn Prinzen, die sie unlängst besucht hatten. Der Jesuit hatte sich jahrelang wie ein Schatten durch die muslimische Welt bewegt, und eine innere Stimme sagte ihm: Nein, sie hassen uns wie die Pest.
    Am 26. Februar 1993 stellten vier arabische Terroristen im zweiten Untergeschoss des Parkhauses unter dem World Trade Center einen gemieteten Van ab, bepackt mit sechshundert bis siebenhundertfünfzig Kilogramm eines Sprengstoffs namens Harnstoffnitrat, den sie aus Kunstdünger selbst hergestellt hatten. Zum Glück für New York gibt es weitaus stärkere Sprengstoffe.
    Gleichwohl sorgte er für einen lauten Knall. Was niemand mit Sicherheit wusste und kaum ein Dutzend Leute ahnten: Die Detonation war der Auftakt zu einem neuen Krieg.
    Devereaux war damals stellvertretender Leiter der Abteilung Naher und Mittlerer Osten. Seine Dienststelle lag in Langley, er selbst befand sich ständig auf Reisen. Die Erfahrungen, die er auf diesen Reisen machte, und die Flut der Berichte aus den CIA-Stationen überall in der islamischen Welt

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