Der raetselhafte Kunstraub
Südamerikaner wieder und ließen ihn nicht aus den Augen.
„Na, ihr Knalltüten, wollt ihr mich endlich wieder rauslassen!“ zischte es plötzlich von dem kleinen schmalen Fenster her. Auf euch kann man sich vielleicht verlassen!“ Karlchen
Kubatz hatte den Bauch eingezogen und hing halb im Freien.
Paul Nachtigall und Emil Langhans bauten sich wieder auf, und Karlchen kletterte an ihnen herunter.
„Ihr wolltet doch diesen Marsch pfeifen, wenn er zurückkommt“, schimpfte er.
„Haben wir ja auch“, entrüstete sich Emil Langhans. Aber du hast ja ein Gehör wie ein Eisschrank. Das hättest du uns vorher sagen sollen.“
„Da lachen ja die Hühner“, kicherte Karlchen Kubatz. Und dann stellte er fest: „Ich habe alles durchsucht. Sogar den Küchenherd und das Klo. In seiner Wohnung ist die Büste nicht. Dafür garantiere ich. Auch sonst war nichts Verdächtiges zu entdecken.“
„Und warum ist er gerade so schnell wieder weggegangen?“ wollte Paul Nachtigall wissen.
Er hatte vergessen, seinen Fernsehapparat auszuschalten“, erzählte Karlchen Kubatz. „Und er hat sich seinen Hut geholt.“
„Und wohin ist er jetzt?“ fragte der kleine Sputnik.
„Das werden wir gleich wissen“, bemerkte Emil Langhans. An der Plakatsäule vorbei kam nämlich gerade der Zwilling mit dem Fahrrad. Sie stand in den Pedalen und hatte einen ganz roten Kopf.
„Er ist in der Eisdiele“, japste der Zwilling. „Da sind auch noch so zwanzig andere, die sich alle die Fernsehübertragung anschauen wollen. Sollen wir ihn weiter beschatten?“
Einen Moment“, sagte Paul Nachtigall.
„Wenn er sie überhaupt geklaut hat“, meinte Karlchen Kubatz, „hat er sie entweder ganz sicher versteckt oder für immer verschwinden lassen.“
„Dann hätte es nicht viel Sinn, wenn wir noch länger hinter ihm herlaufen“, überlegte Paul Nachtigall. Einverstanden?“
Einverstanden“, nickten Emil Langhans und Karlchen Kubatz. Und die übrigen Glorreichen Sieben waren der gleichen Meinung.
Au fein“, freute sich der Zwilling mit dem Fahrrad. „Dann können wir uns auch Bad Rittershude im Fernsehen angucken. In einer Viertelstunde geht’s los. Ich sage den anderen Bescheid.“ Sie sprang wieder auf ihr Rad und fuhr zurück.
„Das würde mich auch interessieren“, gab der kleine Sputnik zu. „Ich meine, wie Studienrat Dr. Purzer im Fernsehen aussieht, oder der Bürgermeister und der Rathaussaal.“ Und weil es sich gleich darauf zeigte, daß das alle gerne sehen würden, wünschte man sich eine gute Nacht und machte sich auf die Socken.
Eine Viertelstunde später saß dann wirklich ganz Bad Rittershude vor seinen Bildröhren, die Glorreichen Sieben eingeschlossen.
Polizeimeister Kalender hatte sich seinen Sessel ganz dicht vor den Apparat gerückt.
„Vielleicht ist der Dieb irgendwo zu sehen und verrät sich“, knurrte er und ließ den Bildschirm nicht aus den Augen. Er machte dabei ein Gesicht wie ein Gefängnisdirektor, der es bedauert, daß es noch Leute gibt, die frei herumlaufen.
„Mir wird das alles zu viel“, stöhnte Frau Kalender und brachte das Geschirr vom Abendessen in die Küche.
Natürlich saßen auch der erste Bürgermeister, Studienrat Dr. Purzer, Rechtsanwalt Dr. Semmelroth und Schokoladenfabrikant Hugendubel vor dem Fernsehapparat.
Als Karlchen Kubatz ziemlich abgehetzt nach Hause kam, fing die Sendung gerade an. Im Augenblick war noch die Ansagerin auf dem Bildschirm.
Hauptschriftleiter Kubatz hatte es sich mit übereinandergeschlagenen Beinen in einem Sessel bequem gemacht und rauchte seine Pfeife. Seine Frau trank einen Schluck Weißwein.
„Guten Abend“, grüßte Karlchen. Er setzte sich seitlich auf einen Stuhl und blickte zum Fernsehapparat hinüber.
„Schön, daß man dich auch mal wieder sieht“, bemerkte Herr Kubatz.
Und dann liefen auch schon die ersten Bilder von Bad Rittershude über den Bildschirm.
Nach einigen Landschaftsaufnahmen von der Stadt und ihrem Fahnenschmuck wurden zuerst die Aufnahmen von der Eröffnungsfeier gezeigt. Dabei wirkte der Rathaussaal sehr groß und sehr festlich.
Als das kleine Mädchen namens Monika zum Podium trippelte, drehte sich Frau Kubatz plötzlich zu Karlchen um und sagte: „ Wer hat dir das mit diesem Artikel bloß eingeredet?“
„Laß dir doch jetzt die Laune nicht verderben“, meinte Hauptschriftleiter Kubatz, und beinahe gleichzeitig zeigte er auf den Bildschirm: „Da ist ja Frau Kalender mit ihrem unmöglichen Hut und dahinter
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