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Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Titel: Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Poore
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tauchte spuckend und dampfend wieder auf, mit funkelnden roten Augen.
    »Beruhige dich«, sagte Two-John. »Ich brauche deine Hilfe, verstehst du?«
    Sie führten eine kurze, leise Unterhaltung, dann tauchten sie unter und blieben eine Zeit lang unter Wasser verschwunden.
    ***
    Das Haus neigte sich zur Seite, und die Stelzen barsten.
    Die Ankerkette erschlaffte.
    Dann tauchten Two-John und der Teufel, beide von oben bis unten mit Schlamm bedeckt, neben der Piroge wieder auf, zwischen sich einen moosbedeckten, mannsgroßen Anker aus purem Gold.
    »Das könnt ihr nicht ins Boot packen«, sagte Memory. »Ich warte am Ufer auf euch.«
    Sie kroch über die Piroge nach hinten – über die Gitarre des Teufels hinweg, die jetzt wieder zu einer Fiedel geworden war, eingewickelt in Leder – und startete den Motor.
    »Wie weit ist es bis zum Ufer?«, fragte der Teufel, wobei er sein Ende des Ankers packte und hinter der Piroge her trottete.
    »Kommt darauf an«, sagte Two-John. »Das ändert sich immer wieder.«
    Memory zog an der Ruderpinne und lenkte das Boot zwischen den Bäumen hindurch. Sie bückte sich, nahm das Glas, das zwischen ihren Füßen stand, und trank einen Schluck von Two-Johns Wein.
    »Übrigens, ich habe dir was mitgebracht«, sagte der Teufel zu Two-John.
    Er deutete mit dem Kinn zur Piroge. Two-John reckte den Kopf, um über das Seitendeck zu schauen.
    Unten in der Piroge lag ein alter, abgerissener Gitarrenkasten. Eine Sekunde zuvor war er noch nicht dort gewesen, dessen war sich Memory sicher.
    »Das ist Dan Pauls Gitarre!«, sagte sie und nippte am Wein.
    »Seine Gitarre vielleicht«, sagte Two-John. »Aber was in ihr ist, gehört mir. Ich bin nicht sicher, ob ich mich freue, dass es wieder da ist.«
    »Du wirst es brauchen«, sagte der Teufel.
    Im Innern des Kastens bewegte sich etwas und kratzte.
    »Da ist was drin«, bemerkte Memory.
    »Pas de bêtise« , sagte Two-John. »Kein Scheiß.«
    Hinter ihnen gab das Haus dem Ansturm der Flut nach und trieb in den Nebel. Ringsum hing das Moos tief ins Wasser, und der Fluss rann durch alles hindurch wie Kaffee.
    ***
    Der VW -Bus sprang ohne Probleme an, obwohl er die Nacht über bis zu den Naben im Flutwasser gestanden hatte. Der Motor lief endlich wieder kühl – so viel stellte Memory fest, bevor sie vom gekosteten Wein in Schlaf sank.
    Two-John und der Teufel fuhren gemächlich fünfzig Meilen den überfluteten, nach Norden führenden Highway entlang, bis die hinteren Stoßdämpfer unter dem Gewicht des goldenen Ankers in Fetzen gingen, sodass der Bus ausbrach und die Kennedy-Limousine in den Graben schleuderte, wo sie sich überschlug und unterging wie ein Stein.
    Memory erwachte mit grässlichen Kopfschmerzen.
    »Ich hab’s dir gleich gesagt«, sagte Two-John. »Er ist zu schwer.«
    »Halt die Klappe«, sagte der Teufel.
    »Für diesen Anker brauchst du einen Tieflader oder einen Sattelschlepper, habe ich gesagt. Stimmt’s etwa nicht?«
    »Er hört nie zu«, erklärte Memory und bemühte sich, wieder klar zu sehen.
    »Ich höre wohl zu!«, protestierte der Teufel.
    »Du könntest nicht einfach mal mit den Fingern schnippen …«, sagte Two-John.
    »Das tut er nie«, sagte Memory.
    »Also schön.« Der Teufel drehte sich halb im Fahrersitz um und verneigte sich spöttisch in Memorys Richtung. Dann stieg er aus dem Bus, rückte seinen Hut gerade und schnippte mit den Fingern.
    Die Limousine hob sich wie von Geisterhand aus dem Graben.
    Der Bus erwachte zum Leben, so gut wie neu oder besser, und seine Stoßdämpfer waren perfekt.
    Der massive Anker flog aus der Heckklappe und landete behutsam auf dem Rücksitz der Limousine.
    Der Lincoln sackte ein, doch der Teufel schnippte mit den Fingern, und er kam wieder hoch. Er kletterte hinter das tropfende Lenkrad, ließ den Motor an und winkte Two-John und Memory zum Abschied zu.
    »Wir sehen uns bald wieder«, rief er, als er sie überholte und in Richtung Norden beschleunigte. Der Wagen zog eine schlammige Spur hinter sich her.
    »In welcher Richtung liegt die Zivilisation?«, fragte Memory.
    »Da lang«, sagte Two-John und deutete nach Süden. »New Orleans.«
    Als sie den Lake Pontchartrain überquert hatten und durch die Straßen der Stadt rollten, fühlte sich Memory wieder halbwegs wie sie selbst – bis auf einen empfindlichen Magen. Sie suchte nach einem Münztelefon, um Bubble Records in Kalifornien anzurufen.
    Sie gingen zu Fuß die Bourbon Street hinunter, als ein Gastwirt einen Schrei ausstieß.

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