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Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Titel: Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Poore
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Nacht sah er ein Kaninchen mit zwei Köpfen.
    In der nächsten Nacht überquerte er einen Fluss, und als er in der Mitte war, hörte das Wasser auf zu strömen. Dann floss es in die umgekehrte Richtung. (Es war wie ein Tadel von Gott, aber auch ein Hinweis, dass er nahe am Meer war.)
    Es war, als würde Gott ihn jagen. Die Zeichen waren eindeutig.
    Er dachte an Jonas in der Bibel und wie er vor Gott davongelaufen war und was Gott von ihm gewollt hatte.
    Als er am dritten Morgen aufwachte, saß der Engel mit dem Teufelszeichen auf der Stirn vor ihm und sah ihn an.
    »Wohin willst du eigentlich, Nat Turner?«, fragte er, und Nat antwortete mit unendlich müder Stimme, dass er wohl nach Hause zurückkehren würde.
    »Das ist gut«, sagte der Engel.
    ***
    Als Nat wieder zu Hause war, ließ sein Master ihn eine Woche lang schwere Feldarbeit verrichten. Außerdem musste er draußen schlafen, angekettet an die Wasserpumpe.
    Doch Nat war nach Einschätzung seines Masters zu klug, um lange solch einfache Arbeit zu machen. Also erhielt er nach einer Woche den Auftrag, eine Scheune zu bauen. Es war die Art von Aufgabe, die Nats Stimmung hob und seiner Seele guttat. Er hatte etwas zu zeichnen und zu denken und – mit Gottes Hilfe – von Grund auf zu erschaffen. Er sprach ein Windgebet zu Jesus und ein Holzgebet obendrein, weil die Scheune aus Holz errichtet werden sollte.
    ***
    Er wäre glücklicher gewesen mit seiner Arbeit, hätte nicht der Engel herumgesessen und ihn ständig genervt.
    »Du musst dir die Freiheit nehmen «, sagte der Engel. »Du musst …«
    »Lass mich in Frieden, Teufel!«, sagte der Prediger, während er in der Werkstatt Bretter hobelte. »Ich habe zu arbeiten.«
    »Wie kommst du auf den Gedanken, ich wäre der Teufel?«
    »Das Zeichen auf deiner Stirn. Es hat mich zuerst verwirrt, bis mir einfiel, dass es genau einen Engel gibt, der so ein Zeichen hat.«
    »Teufel. Engel. Da gibt es eigentlich gar keinen Unterschied, weißt du?«
    »Als Nächstes wirst du mir vermutlich erzählen, dass Krieg und Frieden zwei Seiten ein und derselben Sache sind.«
    »Du entscheidest dich für den Frieden«, sagte der Teufel.
    »In der Tat«, antwortete Nat, ohne mit dem Hobeln aufzuhören.
    »Du, ein Sklave.«
    Nat senkte den Kopf und kniff ein Auge zusammen, um zu sehen, ob das Holz glatt genug war.
    »Ich bin ein Mensch, Sir. Sklaverei ist ein unglücklicher Umstand, in dem ich mich befinde. Doch ein Mensch kann stärker sein als die äußeren Umstände.«
    Der Teufel starrte ihn verblüfft an. War das eine neue Idee? Er hatte andere Menschen kennengelernt im Verlauf der Jahre, denen dieser Gedanke sicher sehr gefallen hätte.
    »Was denkst du, Teufel?«, fragte Nat.
    Beinahe hätte der Teufel geantwortet, dass er an Pocahontas dachte. »Du erinnerst mich an jemanden, Nat Turner«, sagte er stattdessen. »So sehr, wie du den Frieden liebst, obwohl du ihn nicht bekommst. Die einzigen Leute, die sich wirklich für den Frieden entscheiden können, sind die, die auch imstande sind, einen Krieg anzufangen. Alle anderen haben keine Wahl. Es ist, als würde ein Kaninchen sagen, es entscheidet sich für den Frieden, weil es nicht gegen den Wolf kämpft. Der Wolf ist geradezu entzückt, dass sich das Kaninchen für den Frieden entscheidet.«
    »Du sollst nicht töten«, sagte Nat.
    »Der Tod ist lediglich eine Tür«, sagte der Teufel. »Welche Rolle spielt es schon, ob jemand wegen dir durch diese Tür geht oder wegen seines hohen Alters?«
    Nat schleuderte eine Schraubzwinge nach dem Teufel.
    Der Teufel verschwand mit einem Knall in einer Wolke aus Rauch.
    ***
    Das letzte Zeichen war eine totale Sonnenfinsternis.
    Nat hielt eine Predigt, als es passierte. Doch inzwischen wusste er, dass der Teufel seine Hände im Spiel hatte, und so war es nicht die Sonnenfinsternis, die dazu führte, dass er seine Meinung änderte. Es war vielmehr das Nachdenken über das, was er selbst gesagt hatte.
    Über den Menschen und die Umstände, in denen er sich befand. Und zum ersten Mal in seinem Leben war er nicht mehr sicher, was Gott wollte. Er wusste nur, dass es richtig war, was er fühlte, doch manchmal war das, was richtig war, zugleich falsch. Manchmal war etwas Falsches zu tun eine Bürde, die man schultern musste, um Raum zu schaffen für etwas Richtiges.
    An jenem Sonntag jedenfalls in den Wäldern wurde die Sonne hoch über ihnen schwarz und furchtbar, und der Wald um Nat und seine Gemeinde verdunkelte sich. Der Prediger sah, wie das

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