Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)
mit seiner warmen Stimme und seiner sanften Berührung.
»Du siehst gut aus«, sagte er.
»Ich bin clean«, antwortete Memory.
Er musterte sie mit misstrauischem Blick. Therapeuten starren einen immer misstrauisch an, wenn man ihnen sagt, dass man clean ist.
Dann klatschte er in die Hände, um die Aufmerksamkeit seiner restlichen Patienten zu wecken, die in Dreiergruppen herumsaßen und einander Dinge sagten, von denen sie glaubten, dass die anderen sie hören wollten.
»Kissenschlacht!«, rief der Bay Area Buddha und wirbelte davon wie ein Kind unter anderen Kindern in einem kindlichen Alter, um mit einem Berg Kissen zurückzukommen.
Eines der Kissen schlug er Memory so kräftig auf den Kopf, dass sie für einen Moment schielte.
»Symmetrisches Erdferkel!«, krächzte sie.
»So ist es recht!«, rief er.
21
April
Michael
Apache Junction, 1976
Zachary überprüfte sein Equipment zum wiederholten Mal. Sein Equipment? Oder doch eher das von Assurance Mutual?
Fish hatte ihm eine Million Bucks geliehen, doch es waren Bedingungen daran geknüpft.
Fünfzig Prozent vom Profit, aber das war nicht mal das Entscheidende. Zachary musste aufhören, nach einer Möglichkeit zu suchen, wie er seine Kunden wieder auftauen konnte, darauf hatte Fish bestanden.
Es ging Fish offensichtlich nicht um die Menschen.
Aber das war okay. Zachary würde mit dem arbeiten, was er hatte, und darauf vertrauen, dass es in der Zukunft andere wie ihn geben würde. Diese anderen würden beenden müssen, was er angefangen hatte. Wenn man der Zukunft nicht mehr vertrauen konnte, sagte er sich, war die ganze Sache ohnehin wertlos.
Zachary hatte die Garage seiner Eltern vollgestellt mit zehn Heißwasserthermen, jede speziell modifiziert, um einen Kokon aus Aluminium sowie hundertzwanzig Liter flüssigen Stickstoff aufnehmen zu können. Er überprüfte gerade die Thermometer, als die Seitentür geöffnet wurde und der Teufel hereingehuscht kam. Er trug einen Karton bei sich und war ganz aufgeregt.
»Fass bloß nichts an!«, warnte ihn Zachary. »Was ist das?«
Der Teufel öffnete den Karton und nahm behutsam einen weiteren Behälter hervor. Einen Behälter aus Metall mit einer Reihe von Schaltern auf der einen Seite und ein paar Kontrolllampen. Er sah kompliziert aus, ähnlich einem Transformator für eine elektrische Eisenbahn.
»Das ist ein Computer«, verkündete der Teufel. Er stand stolz neben der Arbeitsfläche in seiner braunen Lederjacke mit den Fransen am unteren Rand, den Paisley-Schlaghosen und der Frisur und dem Bart, die an einen gerissenen Fernsehdetektiv erinnerten.
»Und was macht so ein Computer?«
»Na ja, er berechnet Sachen.«
»Sind wir also wieder zurück an diesem Punkt, oder wie?«
Zachary wandte dem Teufel den Rücken zu und beschäftigte sich schweigend mit dem Thermometer. Das Problem bestand darin, dass der flüssige Stickstoff die Temperaturfühler der Thermometer zerstörte. Der Teufel sah zu, wie Zachary einen mit Folie umwickelten Fühler in den Stickstoff tauchte.
Der Sensor barst.
Verdammt.
»Ich muss die Lufttemperatur messen«, sagte Zachary. »Und berechnen, wie sie mit der Temperatur des Stickstoffs zusammenhängt.«
»Vielleicht kann mein Computer das machen«, schlug der Teufel vor.
»Ein Computer ist so groß wie ein Zimmer«, sagte Zachary.
Der Teufel wurde rot und machte ein merkwürdiges Geräusch, als kostete es ihn große Anstrengung, ruhig zu bleiben.
In Zacharys Tasche summte etwas.
Sein Piepser.
»Ich muss ins Krankenhaus«, sagte er.
»Dein erster Kunde?«
»Der erste, der wirklich stirbt«, sagte Zachary und deckte den flüssigen Stickstoff hastig ab. »Norm Reasoner. Er leidet an Hautkrebs. Er hat letzte Woche unterschrieben und die volle Summe bezahlt, was Fish bestimmt freuen wird. Wenn ich nicht in zehn Minuten anfange, ihn herunterzukühlen …«
Er rannte aus der Garage.
»Ich warte hier solange«, sagte der Teufel. »Einverstanden?«
***
Zachary stürmte in das Krankenzimmer, als der Arzt Norm Reasoners Karte unterzeichnete. Er zerrte eine sarggroße Plastikwanne hinter sich her, die mit siebenundzwanzig Säcken Party-Eis gefüllt war.
Er benötigte zwanzig Minuten, um Reasoner in das Eis zu packen und zur Tür hinaus in einen gemieteten Leichenwagen zu bugsieren (man kann Leichenwagen mieten!).
»Zu langsam«, murmelte Zachary und überfuhr ein Stoppschild.
Zu Hause angekommen, in seiner Garage, machte er sich daran, seinen Kunden »einzudosen«. Reasoner
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