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Der Ramses-Code

Der Ramses-Code

Titel: Der Ramses-Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Klonovsky
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Kairo.
    »Wie Sie wissen«, sagte er, »reduziert sich das Interesse der englischen Außenpolitik vorrangig auf die Sicherung unserer Handelswege. Der Handel – verzeihen Sie das unprosaische Wort – mit ägyptischen Altertümern besitzt wohl nicht die nötigen Dimensionen dafür. Bislang zumindest nicht. Ich habe schon vor vielen Jahren die ersten Versuche unternommen, einen solchen Handel in Gang zu setzen, nur leider vergebens. Der Dauerkrieg mit Frankreich, der Kampf gegen Napoleons Kontinentalsperre und nicht zuletzt der Rückzug unserer Truppen aus Ägypten anno 1807, all das hat meinePläne immer wieder vereitelt. Es war wie verhext. Jetzt sitzt Napoleon auf Sankt Helena, von wo er nie zurückkehren wird, England ist als großer Sieger aus dem Krieg hervorgegangen, ich verfüge über gewisse finanzielle Mittel und den Segen des Außenministeriums – jetzt können wir endlich beginnen, unsere Museen zu füllen, ehe uns andere zuvorkommen. Ägypten befindet sich ja in aller Munde, und Reisende schaffen allerlei Kunstgegenstände außer Landes …«
    »O ja«, fiel Salt dem Baron ins Wort, »vor allem mein französischer Kollege in Kairo, Monsieur Drovetti, ist sehr aktiv bei der Plünderung: Mumien, Papyri, Statuetten, alles wandert nach Paris.«
    Ravenglass mißfiel nicht nur die Tatsache, daß der französische Generalkonsul bereits eifrig am Beutemachen war, sondern auch die Verwendung des Begriffs Plünderung für sein Anliegen. »Ich will, daß Ägyptens historische Schätze weder im Lande verfallen noch in falsche Hände geraten. Meine Leidenschaft gehört dem Pharaonenreich, schon als Kind habe ich es bewundert, und ich möchte seine Reichtümer bewahren.«
    »Ganz wie ich.« Salt nahm einen weiteren winzigen Schluck aus seinem Glas.
    »Dann sind wir uns ja einig. Man braucht Schiffe, Begleitmannschaften sowie kundige und wagemutige Männer vor Ort. Vor allem einen offiziellen Vertreter der Krone, der mit Muhammad Ali Pascha und den lokalen Beis verhandeln kann. Sie müssen wissen: Mir schwebt kein kleiner Handel mit Statuetten vor, ich möchte Obeliske und Kolossalstatuen nach England holen, ich würde am liebsten ganze Pyramiden abtragen und hierher verschiffen!«
    Die Augen des Barons glänzten enthusiastisch. »Und dafür«, fuhr er fort, »brauche ich Ihre Hilfe. Sie beherrschen die Landessprache, Sie kennen sich aus, und Sie können den Wert der Kunstgegenstände abschätzen. Geld und Transport sind meine Sache.«
    »Wir müssen sehen, was sich machen läßt«, erwiderte der designierte Konsul zurückhaltend. »Muhammad Ali regiert Ägypten wie ein privates Königtum, ist aber zugleich sehr interessiertan Kontakten zu Europäern. Noch mehr als an unserem Geld liegt ihm an unserem Wissen. Er gilt jedenfalls als Mann, mit dem sich handeln läßt. Wir sollten aber in Rechnung stellen, daß im Landesinneren seit Jahrhunderten das blanke Chaos herrscht, und insbesondere unsere Zeitvorstellungen auf orientalisches Maß weiten. Es kann alles Jahre dauern.«
    Ravenglass befand sich nicht in der Stimmung, Bedenken zu akzeptieren. »Ich unterhalte Kontakte zu einer Reihe von sehr wohlhabenden Kunstkennern, die es sich etwas kosten lassen würden, beispielsweise einen Obelisken im St. James Park aufzustellen. Oder einen der beiden Memnonskolosse.« Der Alte geriet ins Schwärmen. »Das wäre überhaupt das Größte: Ein Memnonskoloß in London! Nur dürfte es leider unmöglich sein, Stücke dieser Größe zu transportieren. Der weiche Wüstensand, die klapprigen Nilschiffe! Aber vielleicht kann man Kolossalstatuen zerlegen? Was meinen Sie, Sie waren doch schon in Theben, oder?«
    Salt hob abwehrend die Hände. »Gewiß, aber ich bin nicht der Mann, das zu beurteilen. Das muß man Spezialisten überlassen. Ich habe da übrigens jemanden im Auge. Ist Ihnen der Name Giovanni Belzoni ein Begriff?«
    Der Baron verneinte.
    »Er ist ein gebürtiger Italiener, der viele Jahre in London gelebt hat, ein wahrer Hüne übrigens, ich habe dergleichen noch nicht gesehen. Er mißt mindestens zwei Meter und hat früher auf Jahrmärkten den ›Stärksten Mann der Welt‹ gegeben. Mit seiner gewaltigen Körperkraft vermochte er ein 60 Kilogramm schweres Eisengestänge zu halten, auf dem sich zwölf erwachsene Menschen zu einer lebenden Pyramide gruppierten, und mit dieser ungeheueren Last spazierte er auch noch über die Bühne.«
    »Oh, ich glaube, ich habe davon gehört. Nannte man ihn nicht den ›Samson aus

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