Der Rat der Planeten - Erweiterte und ueberarbeitete Gesamtausgabe der Space Opera
nichts dagegen, wenn sie Anna und Malte zur Erde abschieben. Ich wäre sehr dafür.« Simon lächelte Efzet an. »Trotzdem habe ich ein mulmiges Gefühl, das mich immer beschleicht, wenn die Kacke am Dampfen ist. Warum sperren sie uns hier ein? Warum trennen sie uns von den Medien? Was, wenn die Zwillinge nicht abgeschoben, sondern getötet werden?«
»Kozabim, komm her!«, verlangte Efzet plötzlich.
Der Roboter setzte sich augenblicklich in Bewegung und hielt schaukelnd unter dem Thronario.
»Ich brauche Zugriff auf deine Festplatten!«, forderte Efzet und heftete sich an Kozabims Rücken.
»Warum?«, fragte der Roboter.
»Frag nicht, lass mich rein!«
»Datenübertragung läuft«, summte Kozabim. »Du solltest dir aber darüber im Klaren sein, dass ich keinesfalls jedem dahergeflogenen kybernetischen Objekt den Zugriff auf meine hochsensiblen Speicher genehmigen würde. Im Grunde genommen bin ich ein Hochsicherheitstrakt, für jeden Fremden praktisch uneinnehmbar. – Datentransfer abgeschlossen.«
»Schwatz nicht, Kozabim, ich muss arbeiten!« Die Leuchtdioden an Efzets Korpus blinkten ununterbrochen. Schließlich schwebte er unter die Zimmerdecke und öffnete ein linsenförmiges Segment an seiner Unterseite. Ein Hologramm baute sich auf dem Boden auf. »Ich habe mich in die laufende Übertragung von IGS1 gehackt. Eine kleines Programm, das Adam auf deiner Festplatte gespeichert hatte, eröffnete mir die Möglichkeit.«
Staunend betrachteten die Anwesenden das Hologramm.
Tokahn hielt sich an der Brüstung des Logenbalkons fest, während er leise sprach, was jedoch durch das Medienthronario extrem verstärkt und für alle deutlich hörbar wurde. »Es spricht Tokahn von Rook. Vor dem uns aufgedrängten Krieg gegen Alytas Robomutanten habe ich oftmals die Entscheidungen des Rates der Planeten voller Bedauern zur Kenntnis genommen. Häufig wurde im Sinne des Profits und ohne jede Moral entschieden. Die Ethik blieb auf der Strecke, ebenso die Masse der Menschen und Ikonier. Ich hatte mir tölpelhaft eingebildet, nach dem Sieg über die Robomutanten, den wir wohl vor allem den synusischen Zwillingen zu verdanken haben, würde ein neues Zeitalter beginnen, in dem die Grundwerte zivilisierten Zusammenlebens eine Basis der neuen politischen Kräfte bilden könnten. Der heutige Tag beweist ganz deutlich, vor allem die letzten beiden Anfragen, dass sich nichts geändert hat. Der Machtkampf beginnt aufs Neue, und er tobt wieder auf Kosten derer, die sich nicht wehren können. Werden die beiden Kinder der kaiserlichen Familie weggesperrt, so verhält sich der Rat nicht besser als die Lecohraner, die unsere ikonischen Kinder in Strafgefangenenlager steckten. Ich bin kein Politiker, ihr lieben Abgesandten, ich wäre vielleicht einer geworden. Doch sollten die Zwillinge auf Grund der Mehrheitsentscheidung in diesem Rat verdammt werden, dann will ich niemals ein Politiker werden, dann lege ich mein Mandat als Abgesandter des Planeten Rook nieder.«
Vorsichtig nahm Tokahn, der Vizeregent des Ikonischen Regierungsrates, Platz und würdigte Insaidia keines Blickes.
Der hingegen brüskierte sich, wie die Bilder des Medienthronarios verdeutlichten.
»Was wollen die?«, fragte Thomas Schmitts ungläubig. Seine Frage musste nicht beantwortet werden.
Norana erhob sich recht schnell, als wollte sie diese letzte Entscheidung des Rates an jenem denkwürdigen Tag voller Eile hinter sich bringen. »Wie ich sehe, gibt es keine weiteren Wortmeldungen. Wer also für eine dauerhafte Verbannung der menschlichen Synusier an einen unbekannten und gesicherten Ort ist, sollte sich nun positiv entscheiden!«
»Warum zu Wort Anna sich nicht meldet?«, fragte Komsomolzev erstaunt.
»Das wundert mich allerdings auch. Sie ist doch sonst nicht auf den Mund gefallen«, flüsterte Simon, dessen Hände zitterten.
»Irgendwas stimmt da nicht«, stellte auch Aniratak fest.
»Ruhe jetzt!«, rief Simon.
»Der Rat der Planeten hat entschieden«, sagte Norana, als würde sie über das Wetter der kommenden Tage informieren. »Der letzte Antrag wurde mit knapper Mehrheit und vierhundertzwölf Stimmen angenommen. Die Sitzung ist hiermit beendet, ich wünsche allen Abgesandten einen guten Heimflug.«
Das Medienthronario, das eben noch die Präsidentin eingefangen hatte, rauschte zur kaiserlichen Loge. Die war hell erleuchtet, jedoch leer. Auch Thomas Schmitts war nicht mehr zu sehen.
»Es ist bekannt, dass solcherlei Ratsbeschlüsse sofort in die Tat
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