Der Rat der Planeten - Erweiterte und ueberarbeitete Gesamtausgabe der Space Opera
Seemler nehmen unvermindert zu«, sagte Baba, der weit weg war. Er hielt sich in seinem Privatquartier auf der ASTRAKTOR auf. »Wir haben eine hohe Konzentration in der Nähe des Übergangs. Hier sind unzählige Einheiten der Streitarmee positioniert. Doch tun sie so, als ginge sie alles nichts an.« Baba unterbrach sich selbst. »Uns kann doch niemand hören, oder, Vater?«
»Niemand hört uns«, versicherte Nedal Nib. »Ganz sicher niemand.«
»Du denkst, die Seemler stecken mit der Streitarmee Inastasias unter einer Decke?«, flüsterte Malte. »Das ist doch aber unmöglich.«
»Unmöglich?« Baba lachte gekünstelt. »In den vergangenen zehn galaktischen Wochen sind vierundsiebzig VERVOER aus dem Ersten Distrikt gekommen. Achtunddreißig wurden von Seemlern angegriffen, siebenunddreißig davon waren VERVOER der Menschen aus dem Dritten Distrikt. Nicht ein einziges Mal wurden unsere Truppen der Reichsarmee von Einheiten der Streitarmee unterstützt, und das, obwohl es eine klare Vereinbarung im Rat der Planeten gab. Inastasia hat diese Vereinbarung selbst ratifiziert!« Baba blickte sich um, als hätte er Angst, belauscht zu werden. »Und noch etwas: Der einzige VERVOER der Ikonier, der gleichfalls angegriffen wurde, gehörte überdies nicht zum Konsortium LUNAING. Im genannten Zeitraum durchquerten weitere sechzig VERVOER den Dritten Distrikt, die allesamt zu Inastasias Firmengebilde zählen. – Ist das nicht ein merkwürdiger Zufall?«
Nedal Nib dachte nach. »Du musst sehr vorsichtig mit solchen Behauptungen umgehen. Es könnte auch Zufall sein, dass die Seemler ausgerechnet die VERVOER der Menschen angegriffen haben.«
»Zufall?« Baba lächelte höhnisch. »Es gibt keine Zufälle, was die Seemler angeht. Ich jedenfalls glaube schon längst nicht mehr daran, dass es solche Zufälle gibt.«
»Hm ...« Malte starrte das Hologramm an. »Was sagt Reichsgeneral Sinuu Peg zu deinen Vermutungen?«
»Nichts«, erwiderte Baba. »Kra Vall blockt mich ab. Es war mir bisher absolut nicht möglich, vertraulich mit Sinuu Peg zu sprechen.« Erneut blickte er um sich. »Ihr dürft nicht vergessen: Vor nicht allzu langer Zeit war ich noch ein unbedeutender Gruppenmaat an Bord dieses Schiffes ... Ich muss das Gespräch jetzt beenden. Wir sind auf dem Weg zu einem Einsatz ...« Das Hologramm verschwand überraschend schnell, die Melodie zum Verbindungsabbruch erklang.
Nedal Nib schüttelte den ergrauten Kopf. »Es ist nicht gut, was wir erfahren mussten.«
Erstaunt schaute Malte auf. »Du teilst die Meinung von Baba?«
»Selbstverständlich tue ich das. Baba ist mein Sohn. Er denkt stets das Richtige.« Nedal Nib lenkte ab, hob Keko in die Höhe, warf ihn ein Stück in die Luft und lachte. »Was ist, du kleiner Rabauke, wollen wir was mampfen? Hast du großen Hunger?«
»Ich könnte fünf Brote allein aufessen!«, rief Keko und zappelte.
Nedal Nib stellte seinen Jüngsten auf den Boden zurück. »Das glaub ich dir gern. Es ist unglaublich, was in deinen kleinen Körper reinpasst.«
Malte steckte den Kommunikator ein und schloss die Hosentasche. »Ich werde nach Reese sehen, sie wird mich bereits vermissen. Ich wünsche euch einen wunderschönen Abend.«
Einen Moment lang schaute Nedal Nib in die Höhe. »Es wird ein wahrlich angenehmer Abend. Das Wetter kommt vom Landesinneren, es wird ruhig bleiben.«
»Ein wenig Regen wäre nicht schlecht. Ich war draußen auf den Feldern. Die Wuwapflanzen beginnen zu vertrocknen und die Brandgefahr ist extrem hoch.«
Nedal Nib drückte den jungen Freund zum Abschied an sich. »Keine Angst, Malte, es wird regnen. Es hat immer eines Tages geregnet.« Er lächelte. »Manchmal eher, manchmal später.«
Malte empfand das Lächeln Nedal Nibs als nicht ehrlich. Sein Nachbar schien sich große Sorgen zu machen.
Nur einen Moment lang tauchte Malte mit Hilfe der synusischen Felder tief in Nedal Nibs Gedankenwelt ein. Der rieb sofort mit den Daumen die schmerzenden Schläfen.
Malte erkannte: Der Freund hatte große Angst davor, dass die Menschen auf Rook bald nicht mehr sicher sein würden. Rook lag im Zweiten Distrikt, mitten im Wirkungsbereich der Streitarmee Inastasias.
Nedal Nib wollte Malte schnell loswerden, denn er hatte vor, den M’baganianer Fau Holl zu kontaktieren, der mit der ROOKATOR unterwegs war. Dieses Schiff besaß zwar keine Waffensysteme mehr, denn sie hatten abmontiert werden müssen, doch könnte es im Fall der Fälle eine schnelle Flucht
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