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Der Rat der Zehn

Titel: Der Rat der Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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sich ein Nadeleinstich. Goltz war offenbar etwas injiziert worden. Nun wurde ein Attentat vermutet, ausgeführt von einer Frau, die sich als Reporterin verkleidet mindestens zehn Minuten lang im Büro aufgehalten hatte. Außerdem hatte man bei der Jagd auf diese falsche Reporterin im Treppenflur einen bewußtlosen Sicherheitsposten gefunden. Das Gebäude war sofort abgeriegelt worden, und vor jedem Ausgang wurden Wachposten aufgestellt.
    Der Timberwolf blieb hinter der Gruppe zurück und lief dann den Korridor hinunter. Er wußte, daß man ihn bald als Eindringling entdecken würde, was eine Reihe von unbequemen Fragen bedeuten würde. So bewegte er sich weiter vor und faßte zusammen, was er wußte und was er als sicher annehmen konnte.
    Ein Attentäter hätte niemals eine Nadel als Waffe gewählt. Nadeln waren zu umständlich und unhandlich. Sie erforderten das unnötige Risiko, dem Opfer sehr nahe zu kommen. Es war eher wahrscheinlich, daß die Frau Goltz eine Art Wahrheitsserum eingespritzt hatte, um aus ihm etwas herauszuholen, und schließlich hatte die Anspannung ihn umgebracht. Das war ein kühnes Manöver, voller Risiko, durchgeführt von einem Profi, der wohl aus Verzweiflung gehandelt und alle anderen Möglichkeiten bereits ausgeschöpft hatte. Ein Profi, der wie Waymann wußte, daß Heinrich Goltz etwas anderes war, als er zu sein schien.
    Ein Profi, der eine Frau war. Und sein Verbündeter.
    Goltz mußte geredet haben. Zehn Minuten im Büro reichten aus, um eine Menge von Informationen zu bekommen. Und sollte die Frau dieselben Fragen gestellt haben, die er selbst gestellt hätte, dann hatte sie jetzt als einzige auch die Antworten. Der Timberwolf mußte sie finden.
    Er war sich ziemlich sicher, daß sie dem schnell über das Gebäude geworfenen Fangnetz nicht entkommen war. Sie mußte also irgendwo in der Falle sitzen. Ohne jede Bewegungsmöglichkeit.
    Waymann versetzte sich in ihre Lage. Nachdem sie den Sicherheitsbeamten ausgeschaltet hatte, hätte sie sich direkt zur Halle begeben müssen, um zu entkommen. Da dieser Weg versperrt war und Sicherheitskräfte von oben herabkamen, blieb ihr nur noch der Weg nach unten frei. Und in diesem Gebäude würde unten ein Keller sein, durchzogen von Rohrleitungen und mit Stapeln von Kartons, die Dokumente aus der Zeit enthielten, als es noch keine Mikrofilme gab.
    Der Timberwolf bog ab in einen Treppenflur und lief nach unten.
    Elliana kauerte in einer warmen Ecke des Kellers und dachte über ihren nächsten Schritt nach. Es war gerade eine Stunde her, seit sie aus Goltz' Büro geflüchtet war, und schon zweimal hatten die Wachen alles durchkämmt. Sie würden gewiß in Kürze zum dritten Mal auftauchen. Außer ihrer Waffe mit neun Patronen hatte sie nichts, was ihr zwischen all den ausrangierten Ordnern helfen könnte.
    Inzwischen hatte sich oben eine ganze Armee zusammengerottet.
    Sie hatte frühzeitig gelernt, sich mit dem Tod abzufinden. Sollte tatsächlich alles schiefgehen, waren Mossad-Agenten gewappnet. Jeder von ihnen hatte eine falsche Füllung im Backenzahn. Mit einer schnellen Zungenbewegung mußte man die Füllung, die in Wirklichkeit eine Kapsel war, herausreißen und dann zerbeißen, so daß sich ein Strom von sofort wirkendem Zyankali in den Mund ergoß. Aber Selbstmord kam jetzt nicht für sie in Frage, auch kein anderer Tod. Der Rat der Zehn war endlich aufgetaucht und mit ihm der Plan, die Vereinigten Staaten zu zerstören und dann zu besetzen. Die Vorbereitungen liefen ohne Zweifel schon seit Jahren. Die Leute waren ausgewählt, ein neues, weltweites Kontrollsystem war ausgearbeitet. Kein Wunder, daß man David umgebracht hatte. Er mußte schon vor sechs Jahren diesen Geheimplan aufgedeckt haben.
    Aber noch konnte man sie zurückhalten. Goltz hatte Lissabon erwähnt. Ellie mußte einen Weg finden, um mehr darüber zu erfahren.
    Zuerst einmal mußte sie jedoch entkommen können. Sie war in den Keller gerannt, weil es keine andere Möglichkeit mehr gab. Allerdings bereute sie jetzt diesen Entschluß. Sie saß in der Falle. Die zusammengezogenen Sicherheitskräfte über ihr beunruhigten sie. Da sie niemand hatte herauslaufen sehen, mußte man annehmen, daß sie noch innerhalb des Gebäudes war. Man würde die Zahl der Sicherheitsbeamten nicht verringern, ehe sie gefunden wurde.
    Ellie hielt plötzlich den Atem an. Das Geräusch schwerer Stiefel, die weich und behutsam auftraten, drang an ihr Ohr. Sie konnte nicht ausmachen, wie viele es waren.

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