Der Rat der Zehn
»Ein Drogenkönig namens Arthur Trelana. Wir haben eine dicke Akte über ihn, aber alles, was dabei herauskommt, sind Vermutungen, die wir nicht beweisen können. Er ist ein gottverdammter Musterbürger, der allen wichtigen Wohltätigkeitsorganisationen spendet und sich allen wichtigen staatlichen Organisationen anschließt.«
»Es muß genug für Sie dabei herausgekommen sein, meine Großmutter zu benutzen. Jetzt möchte ich wissen, warum Sie es taten?«
Mastersons müdes Gesicht zeigte Schmerz und sackte langsam zusammen. »Es war ihre Idee. Sie bestand darauf. Ich dachte, ich könnte sie am Leben erhalten, das dachte ich wirklich. Ich weiß nicht, was schiefging. Sie wollen, daß ich sage, es täte mir leid, sie auf die Art, wie ich es tat, benutzt zu haben. Aber das werde ich nicht tun.« Die Hand des Agenten umklammerte das Lenkrad, bis seine Knöchel weiß wurden. Seine Augen zuckten, als der Wagen bei einer roten Ampel zum Stehen kam. »Diese Leute besitzen alles. Mich, Sie, die DEA. Niemand ist sich über das tatsächliche Ausmaß ihrer Macht im klaren. Wieviel wissen Sie wirklich über diese Drogenbehörde? Wissen Sie, daß wir hoffnungslos unterbesetzt sind, angesichts der Art von Macht, gegen die wir kämpfen? Wissen Sie, daß wir allein letztes Jahr vierundzwanzig Agenten durch Morde und Feuergefechte verloren haben? Einer arbeitete mit mir in Miami. Er hatte eine Frau und drei Kinder.« Masterson schwieg und hielt seine Augen geschlossen. »Als wir ihn fanden, waren seine Eingeweide herausgeschnitten, und seine Hoden hatte man ihm in den Mund gestopft.«
Drew krümmte sich. Die Ampel sprang auf Grün. Eine Hupe hinter ihnen brachte Masterson zum Anfahren.
»Wir können nicht gewinnen, Drew«, fuhr der Agent fort. »Sicher, wir können ein paar Schlachten schlagen, aber den Krieg können wir vergessen. Trelana war ein wirklicher Durchbruch für uns – für mich –, ein richtig großer Fisch, mit dem wir es aufnehmen konnten.«
»Dank meiner Großmutter.«
»Sie zeigte uns den Weg. Das war es, was sie wollte.«
»Aber jetzt ist sie tot, während Trelana immer noch draußen ist. Gibt es denn, verdammt noch mal, nichts, was Sie oder ich oder irgend jemand dagegen tun kann?«
»Wir könnten ihn einsperren, aber es würde nicht dabei bleiben.«
Drew zögerte. »Er wird jetzt versuchen, auch mich zu töten, nicht?«
Und als der Agent schwieg, wiederholte Drew lauter: »Nicht wahr?«
»Ja«, sagte Masterson ruhig, aber dann hob er die Stimme an. »Sie hatten eine Chance, bis Sie auf dieses Treffen bestanden. Sie werden es herausfinden. Vielleicht wissen sie es schon. Wenn sie mich gesehen haben, müssen sie davon ausgehen, daß Sie sie treffen können – und niemand trifft sie. Verschwinden Sie. Rennen Sie. Gehen Sie so weit wie möglich weg, und dann rennen Sie weiter. Wenn Sie am Leben bleiben wollen, ist das Ihre einzige Chance.«
»Nicht unbedingt.« Drews Gesicht verzerrte sich. »Ich bin nicht sicher, wen von euch ich mehr verabscheue. Es ist eher ein Glücksspiel. Trelana tötete meine Großmutter, und Sie haben es zugelassen, daß sie getötet wurde. Das einzige, was für Sie spricht, Agent Masterson, ist, daß ich anfange Ihnen zu glauben, Sie könnten mir helfen.«
»Helfen wobei?«
»Trelana zu töten.«
6
Oberflächlich betrachtet war es ein ganz normales Haus in einer ganz normalen Seitenstraße von Tel Aviv. Seine Steinstufen waren abgebröckelt und durch Abnutzung abgesackt. Die Fassade brauchte dringend einen neuen Anstrich wegen des heißen, staubigen Windes, der in den Sommermonaten wehte. Ein Verkäufer stand unter einer Markise vor einer Karre voller Orangen und Gemüse. Ein arabischer Bettler kniete im Schatten eines Durchgangs, seine Büchse allen, die vorübergingen, entgegenhaltend.
Natürlich bemerkte keiner der Vorübergehenden, daß seine ärmlichen, schmutzigen Lumpen den schwarzen Stahlrahmen eines Uzi-Babymaschinengewehres verbargen. Und niemand bemerkte die Eagle-Pistole unter der blauen Jacke des Verkäufers oder die ausgewachsene Uzi in einem Fach unter den Orangen. Der Job der beiden Männer bestand darin, das heruntergekommene Gebäude, vor dem sie sich aufhielten, vor Eindringlingen aller Art zu schützen.
Anders als andere internationale Geheimdienste unterhielt der israelische Mossad keine regulären Hauptquartiere. Ein Hauptquartier wurde in Jerusalem als Attrappe für die Presse und ausländische Besichtigungen geschaffen, aber es war nichts als
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