Der Rat der Zehn
in den modernen Zeiten wiederauferstanden war, was ihr Mann, David, aufgedeckt hatte, und daß er als Resultat dessen durch den Brand und Absturz seines Flugzeugs ermordet worden war? Sie hatte keinen Beweis. In Wahrheit hatten die Jahre der Jagd nur Hinweise erbracht, die nirgendwo hinführten, und Verbindungen, die jedesmal abbrachen. David war ihnen nahe gekommen und war deshalb exekutiert worden. Sie glaubte fest daran, daß der Rat es auch arrangiert hatte, daß er im Parlament in Ungnade gefallen war. Sein langer Arm war überall.
Ursprünglich hatte sie die Verfolgung des Rats Davids wegen begonnen, aber jetzt wurde ihr klar, daß sie es inzwischen hauptsächlich für sich selbst tat. Ihre Heirat mit ihm vor sieben Jahren war eine hektische Affäre gewesen, zwischen Aufträge gequetscht, von Ellie als letzte Chance auf ein normales Leben gesehen, wenn einmal ihre Tage im Außendienst vorbei sein würden. Sein Mörder hatte sie gezwungen, sich den Realitäten des von ihr gewählten Berufs zu stellen. Es würde kein friedliches Zurückziehen geben, und jetzt, mit zweiunddreißig, war sie fast sicher, auch kinderlos zu bleiben. Der Rat hatte ihr jede Chance auf beides gestohlen und ihre besessene Suche nach ihm war ebenso Ablenkung wie Rache. Die Jagd war einfach alles, was sie hatte.
Isser rückte seinen Sessel näher an ihren heran. »Hör mir zu, Ellie. Sieh dich an, du bist geschlagen und erschöpft – und was hast du dafür bekommen? Nichts.«
»Das ist nicht wahr.«
»Dann berichte mir jetzt, was du herausgefunden hast.«
»So einfach ist das nicht. Alles, was ich habe, sind zufällige Ereignisse. Es gibt keinen sicheren Beweis oder Verbindungen. Aber etwas geht vor.«
»Offen für Interpretationen, natürlich, und meine scheint sich in diesem Fall deutlich von deiner zu unterscheiden.«
»Verstehst du nicht, Isser?« bat Elliana. »Alles, was der Rat tut, basiert auf totaler Geheimhaltung um ihn herum. Nur so kann es funktionieren. Wenn alle Geheimdienste auf der Welt es versäumen, sie zu verfolgen, können sie ungehindert wirken.«
»Dann sag mir, was du über den Rat weißt. Wer sind seine Mitglieder?«
»Ich weiß es nicht.«
»Woher kommen die Mitglieder?«
»Ich weiß es nicht.«
»Du glaubst, sie verfolgen irgendein unheiliges Ziel. Na schön, dann nenne mir die Mittel.«
»Das ist der Punkt!« Ellie schrie ihn fast an. »Sie hatten bis vor kurzem nie die Mittel, also konnten sie nicht auftauchen. Das hat sich geändert.«
»Und nun haben sie diese Mittel?«
»Dafür gibt es Anzeichen. Sie sind vage, unterdrückt. Ich werde in zwei Tagen, nach Prag, mehr darüber wissen.«
Isser zögerte nur leicht. »Du wirst nicht gehen.«
»Was?«
»Wir haben nirgendwo in der Nähe von Prag ein sicheres Haus, wie du weißt. Ich kann dich nicht illegal und ohne Schutz gehen lassen, ob nun mit oder ohne Rückendeckung. Du bist zu wertvoll.«
»Ich bin viele Male illegal gegangen, ohne Rückendeckung oder Schutz!«
»Diesmal ist es anders. Du bist formell für eine neue Aufgabe zurückgerufen worden«, sagte Isser, mit seiner Geduld am Ende, die Stimme kalt und flach. »Moshe hat unten alle Details für dich.«
Ellie stand wütend auf und stürmte zur Tür. Plötzlich blieb sie stehen und straffte die Schultern.
»Ich kann das nicht akzeptieren«, sagte sie, das Gesicht immer noch zur Tür gerichtet.
»Du hast keine Wahl mehr.«
»Sie haben David getötet.«
»Das wissen wir nicht.«
Sie drehte sich um. »Ich bitte um Freistellung.«
»Abgelehnt.«
»Dann Urlaub. Ich habe noch eine Menge gut.«
»Das gesamte Personal ist in dringender Terroristen-Alarmbereitschaft. Jeglicher Urlaub ist aufgehoben.«
Elliana straffte sich. »Das läßt mir nur eine Wahl.«
Isser stand auf und ging auf sie zu. »Du würdest das tun, du würdest alles, was du erreicht hast, wegwerfen, alles, was du bist, einfach so?«
Ellie nickte, nicht sicher, ob sie es auch wirklich so meinte. Aber es war trotzdem in Ordnung, weil Isser nun die Bedeutung dieser Operation für sie verstehen würde. Sie hatte ihre Verpflichtung bewiesen, und er würde einer Weiterführung zustimmen. Er mußte es tun.
Aber er tat es nicht.
»Dein Rücktrittsgesuch wird mit tiefer Enttäuschung angenommen«, war alles, was er mit ausdruckslosem Gesicht sagte. Er trat ein wenig dichter an sie heran, die Arme verschränkt. »Du warst die Beste, Ellie, aber du bist es nicht mehr. Besessenheit ist das Letzte, was sich ein Außendienstler
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