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Der Rat der Zehn

Titel: Der Rat der Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Das Blut füllte schon seinen Mund, als er sich zusammenkrümmte und es aushustete. Schon so gut wie tot, begann er sich vorwärts zu schleppen.
    Drew wartete in der Kabine der Jude the Obscure. Die Wellen schlugen sanft gegen das Boot. Neben diesem Geräusch war nur das laute Dröhnen der Discothek Tugboat Annie's zu hören, die den Hafen vom ersten Stockwerk eines Gebäudes aus mit Musik berieselte.
    Mace hatte sich schon um zwanzig Minuten verspätet. Unter den gegebenen Umständen war dies etwas, was er niemals tun würde. Es sei denn, es war etwas schiefgegangen. Drew ging zum Fenster, das einen Blick auf den Kai bot und, wenn er sich genug anstrengte, auf die Disco. Er wirbelte herum, als sich die Kabinentür knarrend öffnete.
    Mace fiel ihm mit heraushängendem Magen entgegen.
    »Sieht so aus, als hätte ich diesmal verloren.«
    Mace hustete die Worte regelrecht heraus, fast buchstäblich. Blut folgte einigen davon.
    Drew hielt ihn ihm Schoß. Mace zitterte am ganzen Leibe, während sein Körper gleichzeitig nach Leben gierte. Drew zitterte ebenfalls. Der Schock machte ihn unfähig, etwas zu sagen.
    »Schlimmer als ich dachte«, sagte Mace. »Schlimmer, als du dachtest. Anders. Shitfresser haben mich benutzt. Sie wollten …« Ein heftiges Würgen, das ihm etwas Luft brachte. »… daß ich dich töte. Hätte ich aber nicht getan. Hätte … dich gefunden … dich gewarnt.« Maces Augen belebten sich kurz und fanden die von Drew. »Ich will, daß du das weißt«, sagte er, Drews Arm fest umklammernd. Jede Silbe war für ihn zur Qual geworden.
    »Nicht du«, stöhnte Drew. »Nein! Du könntest nicht dazugehören.«
    »Nicht ich. Selinas. Fassade, durch mich erschaffen. Ich bin kein Söldner. Ich bin ein … Mörder. Die Bezahlung war besser. Akzeptierte diesen Auftrag, damit sie ihn nicht einem anderen gaben. Hätte dich gefunden … aber du hast mich gefunden.« Mace schien zu lächeln, und Blut floß aus seinem Mund. Er packte Drews Arm noch fester, als wäre es sein eigenes Leben, an das er sich klammerte.
    »Keine Zeit zu erklären, wer … Sie sind … zu … nahe. Renne. Verschwinde.« Er rang nach Luft. »Der Timberwolf …«
    »Er ist auch daran beteiligt?« Drew krümmte sich.
    »Noch nicht. Geh zu ihm. Erzähl ihm alles, was … passiert ist. Gib ihm …« Mace Worte verloren sich durch einen Krampf.
    »Der Timberwolf ist hier? In Miami?«
    Mace gelang so etwas wie ein Nicken. »Meine rechte Hosentasche. Eine … Liste. Er wird wissen, was sie zu bedeuten hat. Er wird wissen, was zu … tun …« Er hatte eine Adresse ausgespuckt, als ihn eine letzte Zuckung erfaßte und seine Augen starr wurden.
    Den Atem anhaltend, griff Drew in die Tasche seines toten Freundes und zog zwei Papierbogen, verknittert und blutig, heraus.
    Voller Angst trat er zurück.
    Mace war tot.
    Mace, der Mann, der ihn ihm Söldnercamp dreimal hintereinander mit Leichtigkeit besiegt hatte, war von Männern getötet worden, die in der Nähe waren, von Männern, die …
    Am Kai waren Schritte zu hören. Sie wurden langsamer. Drew hörte Stimmen flüstern, die Informationen austauschten.
    Sie waren da.
    Die Schritte waren wieder zu hören. Die Killer hatten die Blutspur, die Mace hinterließ, gefunden.
    Drew versuchte einen Sinn in die Sache zu bringen, während er sich mit dem Rücken gegen die Wand preßte. Die Bastarde hatten versucht, Mace in seiner Rolle als Killer Selinas anzuwerben, um ihn, Drew, zu töten. Mace hatte den Spieß umgedreht und sich gegen seine Auftraggeber gewandt. Aber er war nicht gut genug gewesen.
    Welche Chance habe ich gegen sie? Die Frage ließ Drew erschauern. Mace war der Beste, und sie hatten ihn erwischt.
    Die Männer näherten sich jetzt dem Boot, folgten der blutigen Spur. Aber sie suchten vermutlich nur Mace. Also würde Drew eine Chance haben, eine Gelegenheit, die Männer so zu überraschen, wie sie seinen Freund überrascht hatten.
    Die Blutlache unter Maces Körper wurde größer. Eine Waffe, er brauchte eine Waffe! Ein schneller Schlag, um jemanden niederzuschlagen und kampfunfähig zu machen, und dann konnte er flüchten. Drews Blick fiel auf den großen Feuerlöscher an der Wand. Er riß ihn herunter, als der erste Killer an Deck sprang. Drew hob den Feuerlöscher hoch über die Schulter, sein Gewicht prüfend. Schwerer, als er gedacht hatte. Sein Schlag würde perfekt sein müssen.
    Er hörte Geräusche, die darauf hindeuteten, daß sich zwei Männer der Kabinentür

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