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Der rauchblaue Fluss (German Edition)

Der rauchblaue Fluss (German Edition)

Titel: Der rauchblaue Fluss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amitav Ghosh
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Guangdong. So neue Gouverneur komm. Name ist Lin Zexu.«
    Der Name machte Bahram argwöhnisch. Dass jemand wie Allow so genau Bescheid wusste, war höchst unwahrscheinlich; vermutlich war das nur Verhandlungstaktik. Er beschloss, ihn auf die Probe zu stellen und lächelte breit. »Allow auch savvy Name?«
    Zu Bahrams Überraschung nickte Allow heftig. »Savvy, savvy.«
    »Kann schreib Name?«
    »Kann. Kann.«
    Auf einen Wink Bahrams brachte Vico Papier und Bleistift, und Allow zeichnete mühsam einige Schriftzeichen. Dann reichte er Bahram das Blatt und sagte: »Das-Stück Mandarin, Lin Zexu, so viel hart Gesicht – teet-meen Mann. Wenn komm, Mister Barry in Tigermaul la. Allow auch. Ladung kannix hab. All pidgin Ende – leih an – , Allow nix mach Spaß. Mehr besser, Mister Barry verkauf die-Zeit, fiti-fiti. Vor Lin Zexu komm.«
    Allows Schläue und Hartnäckigkeit begannen Bahram zu ärgern, und sein Ton wurde schärfer. »Warum Allow red so? Woll mach pidgin? Woll kauf Ladung?«
    Allow antwortete mit einer entschuldigenden Geste. »Kannix kauf all Ladung. Allow klein Mann, kannix hab so viel Käsch. Allow woll hundert-Stück Kiste la. Kannix nehm mehr. Was Mister Barry woll ah? Mach nix-mach pidgin?«
    Die Zahl gab Bahram zu denken. Hundert Kisten waren nicht einmal ein Zwanzigstel seiner Fracht, unter den gegebenen Umständen jedoch ein ansehnlicher Absatz. Das Hauptproblem aber blieb: Wie sollten die Kisten nach Kanton gelangen?
    »Wie Allow kann bring hundert-Stück Kiste von Schiff nach Kanton ah? Mandarin kann fang, nein? Dann so viel Tamtam für Mister Barry.«
    Allow warf Vico einen Blick zu, der sich daraufhin vorbeugte, um sich in das Gespräch einzuschalten.
    »Hören Sie Patrão«, sagte er eindringlich, »das habe ich mit unserem Freund hier alles schon besprochen. Es gibt im Moment nur einen Mann, der Ware nach Kanton bringt: Mr. James Innes. Seine Laskaren transportieren die Fracht mit seinen eigenen Kuttern nach Whampoa, versteckt unter anderen Waren: Baumwolle, Pelze, Münzen und so weiter. Er hat ein Abkommen mit einem der großen Rauschgifthändler. Sie haben alle Beamten entlang der Route bestochen. Bisher gab es keine Probleme, und jetzt will er eine Fracht direkt nach Kanton bringen. Wir können dafür sorgen, dass er unsere mitnimmt. Wenn Sie mir die Erlaubnis geben, fahre ich zur Anahita und überwache das Ganze. Sie selbst brauchen dabei gar nicht weiter in Erscheinung zu treten. Sie müssen nur am Ende für ein paar Minuten in Mr. Innes’ Wohnung gehen und die Lieferung bestätigen; Mr. Innes informiert Sie, wenn es so weit ist. Mehr ist nicht zu tun – ich habe alles genau durchdacht.«
    Bahram überlegte. Er machte nicht zum ersten Mal Geschäfte mit unangenehmen Leuten, und er würde gegebenenfalls auch mit Innes zurechtkommen. Aber bei dem Risiko musste der Preis stimmen. Ohne Allow anzusehen, fragte er Vico: »Wie viel bietet unser Freund?«
    Vico lächelte und erhob sich. »Das sagt er Ihnen besser selbst. Einigen Sie sich mit ihm, ich warte draußen.«
    Nachdem Vico gegangen war, wandte sich Bahram an Allow. »Für ein-Stück Kiste wie viel Dollar?«
    Allow lächelte und hielt vier Finger hoch.
    »Vier?« fragte Bahram betont unbeteiligt. »Viertausend Dollar? Sei-chin maan?«
    Allow nickte, und sein Lächeln wurde breiter.
    Bahram stand auf, durchquerte den Raum und schob das Fenster auf, um sein Gesicht an der frischen Luft zu kühlen.
    Der Betrag war sogar noch höher als der, den Dent genannt hatte, mehr als das Sechsfache des üblichen Preises. Damit würde er seine Gläubiger weitgehend zufriedenstellen können. Er sah sich schon die Briefe an sie diktieren: Ihr ergebener Diener freut sich, Ihnen mitteilen zu können, dass er sich ungeachtet eines recht trägen Marktes in der Lage sieht, einige seiner Verbindlichkeiten abzulösen …
    »Mister Barry … «
    Bahram drehte sich um. Allow stand dicht hinter ihm. »Mister Barry«, sagte er leise und mit einem dünnen, vielsagenden Lächeln. »Mister Barry savvy nix-savvy, Allow kauf Boot von Nummer-eins Schwester ah?«
    »Du? Du kauf Boot von Chi-mei?«
    Allow verneigte sich grinsend. »Ja, Allow kauf. Nach Nummer-eins Schwester mach sterb. Mister Barry komm auf Boot? Geh White Swan Lake wie ander Zeit? Nehm ein-zwei Stück Pfeife la? Hab Nummer-eins-chop gai girlie. Mister Barry kann mach all woll. Mann muss mach lob-pidgin, sonst werd krank, werd so viel alt. Allow geb Mister Barry top-chop Sing-song girlie, wie Nummer-eins

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