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Der rauchblaue Fluss (German Edition)

Der rauchblaue Fluss (German Edition)

Titel: Der rauchblaue Fluss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amitav Ghosh
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abnahm, und bereiteten ihr einen noch herzlicheren Empfang als ihr Arbeitgeber. Da sie in so kurzer Zeit ihren Platz auf der Brigg gefunden hatte, galt in den letzten Tagen vor dem Auslaufen der Redruth ihre Hauptsorge Zachary Reid. Doch auch in dem Punkt wurde sie einigermaßen getröstet, dank eines glücklichen Zufalls: Am Hafen traf sie nämlich Babu Nob Kissin Pander, und er erzählte ihr, dass Zachary sich noch immer in Gewahrsam befand und darauf wartete, nach Kalkutta gebracht zu werden, wo er zu den Vorfällen auf der Ibis vernommen werden sollte: »Kein Grund zur Sorge, Miss Lambert – Mr. Reid nichts wird passieren. Kapitän Chillingworth viel gute Wort wird einlegen für ihn. Er wird ablegen Zeugnis, und Fall wird gelegt werden zu Akten. Ich bin auch da. Ich werde Auge offen halten.«
    Das beruhigte Paulette sehr. »Bitte sagen Sie ihm, Babu Nob Kissin, dass es mir gut geht und dass ich großes Glück hatte. Ich habe einen berühmten Gärtner kennengelernt, Mr. Penrose. Er ist eine Art Multimillionär und reist nach China, um Pflanzen zu sammeln. Er hat mich gebeten, seine Assistentin zu werden.«
    »Sie also fahren nach China? Ich bete, Sie mögen haben sichere Reise.«
    »Das wünsche ich Ihnen auch, Babu Nob Kissin. Und bitte sagen Sie Zachary, dass ich ihn bald wiederzusehen hoffe, wo immer ich sein werde … «
    Für Nil und Ah Fatt dauerte die Reise nach Singapur außergewöhnlich lange: Der Bugis-Schoner, den sie auf Groß Nikobar bestiegen hatten, war auf der Rückreise vom Hadsch und musste längs der Küste Sumatras viele Häfen anlaufen, um die Pilger abzusetzen. Dadurch verlängerte sich die Fahrt um mehrere Tage. Sie erreichten Singapur bei Ebbe, sodass der Schoner auf der Reede ankern musste. Statt den Gezeitenwechsel abzuwarten, legten die Passagiere zusammen und mieteten einen Leichter, der sie flussaufwärts an den Boat Quay brachte.
    Die Flussmündung wimmelte von Schiffen und Booten jeder Art – Prauen, Sampans, Dschunken, Lorchas und Dauen. Aus dieser bunt zusammengewürfelten Flottille von See- und Flussschiffen stach ein einziges Fahrzeug hervor: ein mittelgroßer Dreimaster von erlesener handwerklicher Güte. Das Schiff ankerte vor der Flussmündung und lag so, dass der Leichter dicht an seinem Steuerbordbug vorbeimusste. Die feine Linienführung und das kecke Profil des Seglers machten die Schäden, die er erlitten hatte, umso deutlicher. Selbst durch die dichten Netze, die den Bug verhüllten, war die Havarie deutlich zu sehen: Dort, wo der Klüverbaum und die Galionsfigur hätten sein müssen, klaffte ein riesiges Loch.
    Viele Köpfe drehten sich dem enthaupteten Schiff zu, und Nil bemerkte, dass vor allem Ah Fatt von seinem Anblick förmlich hypnotisiert war. So starr heftete er den Blick darauf, dass seine Fingerknöchel auf dem Dollbord weiß wurden.
    Als sie den Boat Quay erreichten, war es dunkel. Sie überquerten den Fluss auf der Suche nach einer der vielen Absteigen, in denen Laskaren, Kulis und andere Arbeiter sich für eine Handvoll Kupfermünzen ein Nachtlager mieten konnten. Doch dann überlegte Ah Fatt es sich anders. Er ging am Ufer entlang und sagte: »Hunger! Komm, wir suchen uns Küchenboot.«
    Kochfeuer brannten auf vielen der kleinen Boote, die am Ufer lagen, und auf etlichen sah man Gruppen von Leuten – vor allem chinesische Männer – essen und trinken. Ah Fatt blieb bei jedem Boot stehen, um es in Augenschein zu nehmen, aber keines schien ihm zuzusagen. Sie gingen noch ein Stück weiter, und plötzlich blieb er stehen und bedeutete Nil, ihm über eine Laufplanke zu folgen. Er hatte sich ohne zu zögern entschieden, allerdings aus keinem für Nil erkennbaren Grund, denn das Boot kam ihm eher dunkler und weniger gut besucht vor als die anderen.
    »Warum dieses? Was ist hier anders als auf den anderen?«
    »Egal. Komm.«
    Auf dem Boot waren eine rundgesichtige jüngere Frau und ein älteres Paar, möglicherweise ihre Großeltern. Sie waren anscheinend mit der Arbeit des Tages fertig, und der Mann ruhte sich auf einer Matte aus, als Ah Fatt ein paar Worte über die Laufplanke rief. Ob das ein Gruß oder Fragen waren, wusste Nil nicht, aber die Wirkung war in jedem Fall verblüffend, denn plötzlich war das schläfrige Boot wie verwandelt: Die beiden Alten strahlten zum Willkommen übers ganze Gesicht, und die junge Frau winkte energisch, während sie Ah Fatt antwortete.
    »Was sagt sie?«
    »Sagt, Onkel und Tante jetzt gehen schlafen, aber sie gern Essen

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