Der Rauchsalon
enttäuschen,
Onkel Fred.‹ Und das hat er auch nicht. Ich kenne Dolph sehr gut. Er ist
furchtbar und stur und etwas langsam, verliert leicht die Fassung und kann
schrecklich langweilig sein, aber er ist so ehrlich, daß er einem richtig leid
tun kann, und der Familie gegenüber hat er ein ausgeprägtes
Verantwortungsgefühl. Mit Onkel Frederick ist er manchmal ein bißchen barsch
umgegangen, aber wer ist das nicht, und er hat immer alles getan, was Onkel
Frederick wollte, selbst wenn er es manchmal besser nicht hätte tun sollen.«
»Zum Beispiel?«
»Ein Paradebeispiel ist die Sache mit
den Fröschen. Sie wissen doch, wie sich manche Leute immer aufregen, daß es
keine Frösche im Bostoner Froschteich gibt? Dort können Frösche natürlich nicht
leben, weil der Teichgrund betoniert ist und der Teich die meiste Zeit ganz
ausgetrocknet ist, aber Großonkel Frederick hatte beschlossen, daß Boston
trotzdem seine Frösche haben sollte. Also ließ er Dolph einen klatschnassen
großen Sack voll wild quakender Frösche in seinem Wagen transportieren, den
ganzen Weg über die Autobahn. Dann hielt Großonkel Frederick eine Rede, und
Dolph kippte die Frösche in den Teich. Das ließen sie sich natürlich nicht
gefallen. Sie sind schnurstracks wieder herausgesprungen und in den Teich im
Public Garden gehüpft. Die Frösche, die nicht zerquetscht auf der Charles
Street liegenblieben, saßen schließlich dort im Teich und machten einen so
fürchterlichen Krach, daß ein anderer öffentlicher Wohltäter sich aus ihnen ein
Froschschenkelmenü zubereitet hat, und das war das Ende der Geschichte.
Aber von Onkel Fredericks Geld wurde
bei dem ganzen Unternehmen kein Pfennig verschwendet. Dolph wollte nämlich auf
keinen Fall die Frösche kaufen. Er hat einen ganzen Tag mit einem alten
Elritzennetz, das er schon als Kind hatte, im Sumpf gesessen und wilde Frösche
gefangen. Außerdem befand sich der Sumpf auf einem Grundstück, das er von
seinen Eltern geerbt hatte, so daß es sogar seine eigenen Frösche waren, wenn
einem ein Frosch überhaupt gehören kann. Und das ist ganz typisch für Dolph.
Mr. Quiffen ist bestimmt die Phantasie durchgegangen. Allerdings — «
»Allerdings ist Quiffen jetzt tot,
nicht wahr?« erinnerte sie Bittersohn sanft. »Und wir glauben beide, daß Miss
Smith die Wahrheit sagt. Sie hat gesehen, wie jemand ihn unter die U-Bahn
gestoßen hat. Und Ihr Cousin verbringt doch auch eine Menge Zeit drüben im
Regierungsgebäude und im Rathaus, weil er dort zu tun hat, oder nicht? Geht er
auch schon mal in Richtung Haymarket?«
»Doch schon, dort ist er dauernd. In
der Gegend gibt es eine Menge exzellente Restaurants, und Dolph geht ständig
mit irgendwelchen Leuten zu Arbeitsessen, wie er sie nennt, die stundenlang
dauern. Wie ich bereits gesagt habe, wenn es ums Essen geht, läßt sich Dolph
nicht lumpen.«
»Nimmt er schon mal die U-Bahn?«
»Immer. Er wohnt ganz in der Nähe der
Chestnut-Hill-Station, also geht er zu Fuß dorthin und fährt dann mit der
Riverside-Linie in die Stadt. Jeder, der mit dem Auto in die Stadt fährt, ist
doch völlig verrückt. Das heißt natürlich jeder außer uns.« Sarah lachte nervös
und dachte an Bittersohns eleganten Wagen, der in der Garage unter dem Boston
Common geparkt war.
Auch Bittersohn lächelte, vielleicht
weil er dankbar war. endlich eine Entschuldigung gefunden zu haben, um das
unangenehme Thema fallenlassen zu können. »Haben Sie den alten Studebaker
noch?«
»Ja, aber ich werde ihn wohl Ende des
Jahres verkaufen müssen. Die Versicherung und die Garagenmiete sind schrecklich
teuer, und Alexander ist auch nicht mehr da, um ihn zu reparieren. Es bricht
mir das Herz, wenn ich nur daran denke, ihn verkaufen zu müssen. Meinen Sie,
daß sich jemand für ihn interessieren wird?«
»Einen Studebaker von 1950 in
erstklassigem Zustand? Ich bin sicher, daß Sie sich mit einer ordentlichen
Geldsumme über den Trennungsschmerz trösten können. Soll ich meinen Schwager
fragen, wie die Chancen stehen?«
»Das wäre wirklich sehr nett. Ein
bißchen Trost habe ich momentan dringend nötig. Mr. Bittersohn, hat der
Detektiv etwas über Dolph herausgefunden?«
»Ich weiß nur, daß Quiffen ihn
Nachforschungen anstellen ließ. Was er mit den Informationen anfangen wollte
und ob er sie bekommen hat, weiß ich nicht.«
»Aber ich«, sagte Sarah. »Er hätte es
in die Zeitung gesetzt. Er hat ständig Leserbriefe geschrieben. Und die
Geschichte wäre bestimmt groß
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