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Der Rauchsalon

Der Rauchsalon

Titel: Der Rauchsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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machen
und den Mörder oder die Mörderin aufstören, müssen wir damit rechnen, daß er
oder sie bestimmt gerissen genug ist, die Sache mit Dolph und dem Detektiv an
die große Glocke zu hängen. Das wäre schließlich ein ideales Ablenkungsmanöver,
nicht wahr?«
    »Da haben Sie leider recht«, stimmte
Bittersohn zu. »Das war einer der Gründe, warum ich es für besser hielt, diese
Angelegenheit sofort zur Sprache zu bringen und nicht erst später.«
    »Und natürlich wollten Sie auch sehen,
wie ich auf die Theorie von Dolph als Täter reagiere. Ich nehme es Ihnen auch
gar nicht übel, Mr. Bittersohn. Aber ich kann es einfach nicht glauben, weil es
so gar nicht zu dem paßt, was ich über Dolph weiß und für ihn empfinde. Man
sollte doch in gewissem Maße seinen Instinkten gegenüber anderen Menschen
trauen, nicht? Sie haben das auch getan. Und Sie hatten recht.«
    »Das heißt gar nichts.«
    »Mir hat es immerhin das Leben
gerettet. Also gut, Mr. Bittersohn, was halten Sie hiervon: Wenn Sie es
arrangieren können, daß sich Miss Smith irgendwo in der Nähe aufhält, werde ich
mit Dolph einen kleinen Spaziergang machen. Ich glaube nicht, daß Sie ihn je
getroffen haben, aber er ist ein großer, relativ stämmiger Mann; groß genug, um
in einer Menschenmenge aufzufallen. Da sie mich kennt, wird Miss Smith wissen,
nach wem sie Ausschau halten soll, und ihn möglicherweise identifizieren,
vielleicht erinnert sie sich, ob sie ihn neulich abends auf dem Bahnsteig
gesehen hat, oder sie wird Ihnen wenigstens sagen können, ob seine Handschuhe
und Mantelärmel die richtige Farbe haben.«
    »Wird er denn wieder dasselbe anhaben?«
    »Natürlich. Dolph ist nicht besonders
modebewußt. Letztes Jahr mußte er sich einen neuen Mantel kaufen, weil er so
dick geworden war, daß er an seinem alten die Knöpfe nicht mehr zubekam. Und er
hat soviel Angst, daß sich die Ausgabe nicht gelohnt hat, daß er das Ding
praktisch sogar im Bett noch trägt. Und Tante Emma hat ihm dazu passend ein
hübsches Paar Handschuhe geschenkt, also trägt er die auch.«
    »Das wäre eine Idee. Wie wollen Sie ihn
denn dazu kriegen, mit Ihnen zu gehen?«
    »Das ist nicht besonders schwer, denke
ich. Dolph hat mir bei diesem juristischen Hokuspokus geholfen, mit dem ich
fertigwerden mußte. Ich könnte ihn bitten, mit mir zum Anwalt zu gehen, und
dann vorgeben, ich hätte das Datum verwechselt.«
    »Wird er dann nicht wütend?«
    »Er tut nur so. Dolph liebt es, Leute
anzubrüllen, weil sie seine kostbare Zeit verschwenden. Das schmeichelt ihm.
Bevor wir dort ankommen, kann ich ihn so nebenbei fragen, ob er zufällig zu dem
Zeitpunkt, als Mr. Quiffen umgebracht wurde, an der Haymarket-Station war. Das
würde ihn nicht mißtrauisch machen. Sie kannten sich von den Protheroes, und er
war auch einmal zum Essen hier bei uns, als Mr. Quiffen noch lebte. Ich könnte
sagen, einer der Pensionsgäste sei dagewesen und glaube, in dem Getümmel Mr.
Kelling erkannt zu haben.«
    »Und habe dann gesehen, wie er Quiffen
auf die Gleise gestoßen hat? Was erwarten Sie denn für eine Antwort auf so eine
Frage?«
    »Oh, Dolph würde bestimmt irgendwie die
Wahrheit sagen. Ausflüchte sind nicht gerade seine Stärke. Ich habe mich schon
oft gefragt, ob Dolph so ein schrecklich schlechter Lügner ist, weil er so
fanatisch ehrlich ist, oder umgekehrt. Wenn Sie von meiner Idee nichts halten,
könnte ich ihn wieder zum Abendessen entladen, und dann können Sie ihn selbst
ausfragen.«
    »Nein, es wäre viel besser, wenn Miss
Smith ihn sich ansieht. Könnten wir wohl für morgen etwas arrangieren?«
    »Ich kann es versuchen. Dolph müßte
jetzt eigentlich zu Hause sein, wenn er nicht gerade bei einem Bankett im Heim
für pensionierte Traumtänzer oder einer von Großonkel Fredericks anderen
philantropischen Unternehmungen ist. Aber wie können wir Miss Smith erreichen?«
    »Das brauchen wir gar nicht. Sie hat
eine Route, die sie jeden Tag geht. Ich habe mir ihren Zeitplan geben lassen,
für den Fall, daß wir sie irgendwie brauchen sollten, wie etwa jetzt, und auch
weil ich es für besser hielt, sie ein wenig im Auge zu behalten. Wir haben
nämlich heute mittag zusammen gegessen.«
    »Das ist doch nicht möglich!«
    »Und ob es das ist. Sie war unten am
Quincy Market, und es kam jemand mit einem Hot-Dog-Karren vorbei, also habe ich
sie eingeladen. Bei den Straßenhändlern bin ich als Diamond Jim Bittersohn
bekannt.«
    »Das klingt wunderbar«, sagte Sarah sehnsüchtig.
»Miss

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