Der Rauchsalon
Frauen Unterkommen. Irgend
jemand mußte sowieso das Durcheinander in Ordnung bringen und entscheiden, was
mit den Sachen passieren sollte, und wer eignete sich besser dazu als seine
eigene Schwester? Aber die Vorstellung, daß Miss Hartler zusätzlich zu all
ihren Problemen auch noch hier herumlaufen und eine Aura von Trübsinn und Wohlanständigkeit
ausstrahlen würde, war einfach unerträglich.
Nun ja, es würde nur für eine kurze
Zeit sein. Wenn Mr. Porter-Smiths Dinnerjacket und Miss LaVallieres Frisur die
Frau nicht vertreiben würden, könnten es sicher Mariposa und Charles auf ihre
geschickte Art bewerkstelligen.
Kapitel 16
T rotzdem gab sich Sarah nicht sofort
geschlagen. »Aber — aber wir müssen das Zimmer zuerst saubermachen. Ich kann
Sie doch nicht in diesem Durcheinander wohnen lassen.«
»Oh, das kann ich doch selbst
erledigen. Bitte lassen Sie mich das nur machen. Wissen Sie, ich bin doch so
daran gewöhnt, für Wumps aufzuräumen. Es wäre genauso, als ob er noch hier
wäre, wenn auch nur für eine ganz, ganz kurze, wunderbare Zeit. Schicken Sie
mir Ihr Zimmermädchen mit dem Staubsauger und einem Staubfeger hoch, und ich
werde alles im Handumdrehen picobello in Ordnung bringen. Es ist doch das
letzte Mal, daß ich-« Ihre Stimme begann zu zittern, und sie verbarg ihr
Gesicht wieder.
Was konnte man da noch sagen? Immerhin
standen überall die leicht zerbrechlichen Gegenstände herum, die Gott weiß wem
gehörten, und es war wohl besser, wenn Miss Hartler dafür die Verantwortung
übernahm. Sarah ging die gewünschten Reinigungsutensilien holen und ließ Miss
Hartler damit allein.
Das nahm sie jedenfalls zunächst an.
Aber Miss Hartler konnte den Staubsauger nicht allein anstellen. Dann brauchte
Miss Hartler einen Schwamm, eine Scheuerbürste, ein Desinfektionsmittel,
frische Bettlaken, Glasputzzeug, Messingputzzeug, einen Silberlappen, einen
Mopp, eine Bürste zum Reinigen der Wände und ein Glas Preiselbeersaft zur
Erfrischung. Und irgendwie gelang es Miss Hartler, Sarah den ganzen Tag auf
Trab zu halten.
Und dann kam die schreckliche Fahrt zur
Leichenhalle, wo Miss Hartler ihren geliebten Wumps identifizieren mußte.
Glücklicherweise hatte er eine alte dreieckige Narbe am rechten Handgelenk, was
dieses Erlebnis etwas weniger traumatisch machte, als es unter Umständen hätte
sein können, aber es war auch so schon schlimm genug, so daß die arme Miss
Hartler sich erst nach einem weiteren Glas Preiselbeersaft in der Lage fühlte,
dem Geistlichen entgegenzutreten, um den letzten Weg ihres Bruders zu
besprechen. Sie war sehr überrascht, daß Sarah mit dem netten Pfarrer nicht
persönlich bekannt war, und Sarah war taktlos genug einzuwerfen, daß sie dafür
wenigstens den Beerdigungsunternehmer kannte.
»Ja, ja, den Beerdigungsunternehmer
müssen wir auch noch aufsuchen. Wie schrecklich! Aber der liebe Wumps hätte es
doch sicher nicht gern, wenn ihn die liebe Bumps im Stich ließe, nicht? Ich
habe ihn immer Wumps genannt, weil ich als kleines Kind den Namen William nicht
aussprechen konnte. Und er hat sich revanchiert, indem er mich Bumps genannt
hat, weil ich immer hingefallen bin, wenn ich zu gehen versucht habe, als ich
klein war. Ich fürchte, bei den meisten Stürzen hat er nachgeholfen. Er war ein
richtiger Schelm, sogar als kleiner Junge. Es muß wundervoll gewesen sein für
Sie, ihn um sich zu haben.«
»Wir haben ihn nur so kurz gekannt«,
murmelte Sarah.
Es war unangenehm, sich an die
Auseinandersetzung zu erinnern, die beinahe unmittelbar vor seinem Tod
stattgefunden hatte, und es war noch schlimmer, wenn sie sich vorstellte, daß
er ohne ihr Geschimpfe vielleicht noch am Leben wäre, weil man ihm dann
vielleicht die Stühle ins Haus gebracht hätte. Trotzdem war sie keine
Heuchlerin und konnte nicht einfach so tun, als sei seine Gegenwart im Haus ein
Geschenk des Himmels gewesen, und sie konnte auch nicht glauben, daß seine
Schwester immer dieser Ansicht gewesen war.
Aber sie selbst war früher auch oft auf
Alexander wütend gewesen, und doch hatte das den Schmerz keinesfalls
verringert, als sie ihn verloren hatte. Sie hatte jedoch den Gedanken, daß er
ermordet worden war, nicht unterdrückt, wie dies Miss Hartler jetzt tat. Die
Polizei drängte sie verständlicherweise, unter den Papieren nach etwas zu
suchen, das darauf schließen ließ, daß er Feinde gehabt hatte oder irgendein
Gegenstand in seinem Besitz gewesen war, der einen
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