Der Rauchsalon
weil sie es mußte.
Tante Marguerites Chauffeur würde Miss Hartler nach dem Empfang wieder zur
Tulip Street zurückbringen. Charles würde da sein und nach dem Auto Ausschau
halten, um der alten Dame ins Haus zu helfen. Sie wieder im Haus zu haben,
würde nicht sehr erfreulich sein, und je schneller man sie loswürde, desto
besser für alle. Trotzdem wartete Sarah.
So viele Dinge konnten einer alten
Person wie Miss Hartler zustoßen, besonders wenn diese Person nicht mehr ganz
klar im Kopf war. Man brauchte nur an ihren Bruder zu denken.
Aber was genau war William Hartler
zugestoßen? Hatte ihn dieser immer noch unbekannte Mann ausgeraubt und getötet,
der ihn mit jener verführerischen Geschichte über König Kalakauas
Eßzimmerstühle aus dem Haus gelockt hatte? Woher hatte der Mann gewußt, daß das
Verbrechen sich auch wirklich auszahlen würde? Die meisten halbwegs
vernünftigen Menschen trugen in der Stadt keine großen Summen Bargeld mit sich
herum.
Vielleicht hatte der Mann darauf
bestanden, daß er noch am selben Abend bar bezahlt wurde, und Mr. Hartler hatte
an jenem Tag eine große Geldsumme bei der Bank abgehoben, als die Banken noch
offen waren. Aber nein, das war gar nicht möglich, denn der Mann war noch in
Mr. Hartlers Zimmer gewesen, als Sarah zurückgekommen war und diese
schreckliche Frau beim Herumwühlen in ihrem Porzellanschrank erwischt hatte.
Das war ja seine Entschuldigung dafür gewesen, daß er die Frau dort sich selbst
überlassen hatte. Danach war Mr. Hartler auch nicht ausgegangen, mit Ausnahme
seiner kleinen Exkursion, um vor dem Essen in der Charles Street die
Versöhnungsgeschenke zu kaufen.
Sarah hatte den Eindruck, daß Mr.
Hartler gar nichts von den Stühlen gewußt hatte, bevor der Mann mit den Fotos
aufgetaucht war. Wenn er früher davon erfahren hätte, hätte er bestimmt allen
beim Frühstück damit in den Ohren gelegen oder Mariposa die frohe Botschaft
zugebrüllt, während sie gerade staubsaugte.
Miss Hartler hatte bei der Polizei
betont, daß ihr geliebter Wumps immer so vorsichtig mit Geld umgegangen sei,
obwohl sie gar keine Ahnung zu haben schien, wie groß sein Vermögen eigentlich
war. Außerdem hatte sie unter seinen Papieren keinen Hinweis auf den Mann mit
den Stühlen gefunden, aber das hieß ja nichts. Wahrscheinlich hatte es auch gar
keinen Brief, sondern nur ein persönliches Gespräch gegeben. Mr. Hartler hatte
sicher die Adresse notiert und für später in der Tasche aufbewahrt. Nachdem er
das richtige Haus gefunden hatte, hatte er die Notiz vielleicht weggeworfen
oder in seiner Aufregung verloren, oder man hatte sie ihm zufällig oder
absichtlich weggenommen.
Nach dem zu urteilen, was die Saxes
gesagt hatten, hielt Sarah es für durchaus möglich, daß jemand den alten Mann
betrogen hatte. Wenn die Stühle tatsächlich echt gewesen waren, hätte der
Besitzer wohl eher mit dem Kurator oder einem seiner bewährten Agenten Kontakt
aufgenommen, zu denen Mr. Hartler gewiß nicht gezählt hatte. Die Frau, die ihr
im Eßzimmer so zu schaffen gemacht hatte, war vielleicht aus einem ganz
besonderen Grund dagewesen, möglicherweise um die Aufmerksamkeit der
Hausbewohner abzulenken, so daß der Mann seinen Köder für den leichtgläubigen
Mr. Hartler auslegen und ungesehen verschwinden konnte.
Sollte das wirklich stimmen, hatte die
Frau gute Arbeit geleistet. Sie hatte Sarah und Mariposa so damit beschäftigt,
Löffel zu zählen, daß sie keinen Gedanken daran verschwendet hatten, was
draußen in der Eingangshalle vor sich gegangen war. Mr. Hartler hatte die Frau
auch nicht gekannt. Er hatte sich nicht einmal erinnern können, wie sie hieß.
Nachdem der andere Besucher gegangen war, hatte sie keinen Versuch gemacht, den
angeblichen Grund ihres Kommens in die Tat umzusetzen, sondern hatte sich
verdrückt, so schnell sie konnte. Wer immer diese Frau auch war, sie war
keineswegs schüchtern gewesen. Wenn sie einen Wertgegenstand dabei gehabt
hätte, dessen Echtheit geprüft werden sollte, hätte es dann nicht viel besser
zu ihr gepaßt, entweder darauf zu bestehen, das Geld zu bekommen, das ihr
zustand, oder sich ihr Eigentum wieder aushändigen zu lassen, bevor sie ging?
Alles paßte so gut zusammen, bis auf
den Mord. Betrüger brachten normalerweise ihre Opfer nicht um; Mr. Bittersohn
hatte es ihr selbst erzählt. Warum sollten sie auch? Es war einfacher und
ungefährlicher, das Geld zu nehmen und zu verschwinden, bevor der Käufer
herausfinden konnte, daß man
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