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Der Rauchsalon

Der Rauchsalon

Titel: Der Rauchsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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ihn hereingelegt hatte.
    Und wenn Mr. Hartler hingegangen war
und festgestellt hatte, daß er es mit genau derselben Person zu tun hatte, die
ihn bereits irgendwann vorher einmal betrogen hatte? Aber warum sollte er den
Mann plötzlich bei seinem Besuch erkennen, wenn ihm vorher in seinem
Schlafzimmer überhaupt nichts aufgefallen war? Und wenn er ihn doch vorher
erkannt hatte? Wahrscheinlich konnte ein professioneller Schwindler einem
Menschen, der sich so schnell hereinlegen ließ, leicht weismachen, daß es sich
bei der letzten Episode lediglich um ein bedauernswertes Mißverständnis
gehandelt hatte oder daß der Mann selbst einer dritten Person aufgesessen war.
    Oder er hatte Mr. Hartler seinen
Schaden mit einem ungedeckten Scheck wiedergutgemacht und sich dann ein neues
Opfer gesucht.
    Wenn das irgend jemand bei Barnwell
Quiffen statt bei dem hilflosen alten Wumps versucht hätte, wäre wahrscheinlich
Mord der einzige Ausweg gewesen. Solange er noch am Leben gewesen wäre, hätte
Mr. Quiffen die Polizei gerufen, den Betreffenden verklagt, vernichtende Briefe
an jede Zeitung zwischen Boston und Los Angeles geschickt und umgehend seinen
eigenen Privatdetektiv auf ihn angesetzt. Aber Mr. Quiffen war tot und seit
einer Woche bereits unter der Erde. Warum sollte er etwas mit der Sache zu tun
haben, bloß weil er zufällig dasselbe Zimmer für beinahe genauso kurze Zeit
bewohnt hatte und einen annähernd ebenso gewaltsamen Tod gefunden hatte?
    Angenommen, es hatte mehr als einen Betrugsversuch
gegeben. Wenn es Mr. Hartler gelungen war, sich von einer ganzen Reihe von
falschen Antiquitätenhändlern täuschen zu lassen, wäre er dann nicht genauso
naiv dem Plan eines Mannes — nehmen wir einmal an, daß es ein junger Mann war —
zum Opfer gefallen, der den ungeheuren Drang verspürte, es in der Welt zu etwas
zu bringen, der sich mit Zahlen auskannte und die Gabe hatte, über eine Menge
von Themen viel kluges Zeug sagen zu können? Oder der großäugigen Enkelin eines
alten Freundes, die abenteuerhungrig war und puritanische Eltern hatte, die sie
an der kurzen Leine hielten und ihr nur wenig Geld gaben? Oder einem berühmten
Professor, der ein wichtiges wissenschaftliches Projekt zu finanzieren hatte,
oder einer Dame von gewinnendem Äußeren und mit einer dunklen Vergangenheit,
die sich gerade noch finanziell mit dem Voraussagen der Zukunft aus Teeblättern
über Wasser halten konnte?
    Oder — wenn schon, konnte sie auch alle
Möglichkeiten durchspielen — einem Kunstexperten, der den Iolani-Palast
mindestens genausogut kannte wie William Hartler? Oder einem frustrierten
Schauspieler, der für eine Jacketkrone sparte, oder der Frau, die in diesen
Mann verliebt war und keinen Pfennig besaß, außer dem wenigen, das sie sich
durch Abwaschen und Putzen verdiente, und das noch dazu bei einer Witwe ohne
Geld, die mit den Steuern in Verzug war und für zwei Hypotheken Zinsen
abzuzahlen hatte? Wenn ihr der Gedanke etwas früher gekommen wäre, wäre sie
vielleicht sogar selbst in Versuchung geraten. Und wenn sie sich nicht einmal
selbst ausnehmen konnte, wie konnte sie dann mit Sicherheit sagen, was
irgendein anderer Mensch tun würde, wenn die Gelegenheit so günstig und ein
geeignetes Opfer in der Nähe war?
    Aber Sarah wollte sich bei derartigen
Gedanken nicht aufhalten. Sie wollte eigentlich auch nicht über Miss Hartler
nachdenken und auch nicht darüber, was aus der alten Dame werden sollte, aber
sie konnte nicht anders. Miss Hartler hatte keine Verwandten, die sich um sie
kümmern konnten, deshalb hatten Bumps und Wumps auch all die Jahre so
aneinander gehangen. Aber auch Verwandte waren nicht immer nur ein Segen. Sie
brauchte nur an die beiden gierigen Erben zu denken, die sich sofort nach Mr.
Quiffens Tod eingefunden hatten. Was hatten sie schon jemals für den alten Barnwell
Augustus getan, als er noch am Leben gewesen war, außer daß sie vielleicht
dafür gesorgt hatten, daß er es nicht zu lange blieb?
    Da sie gerade dabei war, eine Liste der
möglichen Betrüger zusammenzustellen, warum sollte sie da eigentlich Quiffens
Neffen und den Cousin ausschließen? Sie hatten beide gewußt, daß Mr. Hartler im
Begriff war, das Zimmer des Toten zu übernehmen, weil sie es ihnen selbst
gesagt hatte, als sie darauf gedrängt hatte, die Sachen des Verstorbenen
schnellstens wegzuschaffen. Wahrscheinlich kannten sie Mr. Hartler flüchtig, da
er offenbar jeden einmal getroffen zu haben schien, und wußten daher auch,

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