Der Rausch einer Nacht
Schmach zu ersparen.
»Ich glaube, Sie verfügen über einen ausgezeichneten Geschmack«, antwortete sie mit aufgesetzter Begeisterung und fügte in Gedanken mit ehrlicher Bewunderung hinzu: Und Sie sind ein ausgezeichneter Schauspieler!
»Dann darf ich mir doch sicher die Freiheit nehmen, Sie um einen Tanz zu bitten?« fragte er mit ungeahntem Charme. »Ich glaube, ich höre aus dem benachbarten Saal Musik.« Ohne ihre Antwort abzuwarten, führte er sie zwischen den Tischen hindurch zum Ausgang. Die Menge spendete reichlich Beifall, ehe sie begriff, daß die Show und auch die Versteigerung vorüber waren, und sich den beiden anschloß.
Auf halbem Weg blieb Diana stehen. »Warten Sie bitte«, lächelte sie leicht verlegen, »ich möchte Sie meiner Familie vorstellen. Nach allem, was sich heute abend hier getan hat, möchte die Sie bestimmt kennenlernen.« Sie drehte sich um, ging voran und führte ihn gegen den Strom zu ihrem Tisch.
Kapitel 24
Auf dem Weg dorthin fühlte Diana sich immer beschwingter und auch etwas beschwipst. In den letzten Tagen hatte sie sich tapfer der Welt und ihrer Arbeit gestellt und sich bemüht, ihren privaten Schmerz über Dan nicht sichtbar werden zu lassen. Und als wäre das noch nicht genug gewesen, drohte ihr auch noch der Alptraum des White Orchid Ball... Aber jetzt war die Auktion vorüber, und die hatte sich kein bißchen als Schrecken entpuppt, weil Cole daraus ein Hollywood-Happy-End gezaubert hatte.
Die abrupte und so unerwartete Befreiung von diesem immensen Streß wirkte sich wie ein Schock auf ihr Nervenkostüm aus. Ohne die emotionale Last, die sie eine Woche lang hatte mit sich herumschleppen müssen, fühlte sie sich nahezu schwerelos und in euphorischer Stimmung.
Vor ein paar Stunden noch war sie Dans abgestoßene Verlobte und die Zielscheibe von Mitleid und Spott ge-wesen. Und in wenigen Stunden würden die Zeitungen voll von ihr und Cole sein und die beiden vermutlich als das neue Traumpaar hinstellen. Das alles war so schnell und unvermittelt gekommen, daß Diana am liebsten ununterbrochen gekichert hätte.
Irgendwie gelang es ihr aber, halbwegs ruhig zu bleiben und ihren >Neuen!< den Großeltern und der Mutter vorzustellen. Doch als sie verfolgte, wie die Familienmitglieder und Freunde, jeder auf seine ganz besondere Art, auf Harrison reagierten, zuckten ihre Mundwinkel doch verdächtig.
Corey strahlte und umarmte Cole gleich. Mutter behandelte ihn nicht so überschwenglich, war aber sehr freundlich. Spencer und Großvater lächelten höflich und gaben ihm die Hand. Großmutter starrte ihm in die Augen, als wolle sie auf den Grund seiner Seele schauen. Amy Leeland lief rot an, als Cole ihr ein Lächeln schenkte.
Anders hingegen Doug Hayward. Er verhielt sich ihm gegenüber nicht nur unhöflich, sondern geradezu beleidigend. Der junge Mann erhob sich und schob gleich die Hände in die Hosentaschen, um Coles Rechte nicht schütteln zu müssen. Dabei erklärte er Amy, ohne den feindseligen Blick von Harrison zu wenden: »Weißt du, dieser Mann hier war früher unser Stallbursche und hat die Boxen ausgemistet. Und heute stiftet er Kunstwerke für Wohltätigkeitsveranstaltungen.« Dann sprach er ihn direkt an. »Ist doch wirklich interessant, wie weit ein Mann es in Amerika bringen kann, nicht wahr, Mr. Harrison?«
Die alte Kälte trat wieder in Coles Blick.
Diana konnte die unerklärliche Animosität zwischen diesen beiden Männern nicht begreifen. Die ganze Familie blickte sie an, damit sie einschreiten möge. Ganz gleich, wie verfahren oder unlösbar eine Situation erscheinen mochte, Diana hatte es stets verstanden, mit ihrer Diplomatie, ihrem Gespür und ihrem Humor zu schlichten und die Wogen zu glätten.
Doch diesmal schien ihr nichts Rechtes dazu einzufal-len, oder vielleicht hatte sie auch keine Lust, zwischen die beiden Kampfhähne zu treten. Statt dessen lächelte sie, während Harrison und Doug sich anstarrten wie zwei Duellanten, kurz bevor der Schiedsrichter das Startsignal gibt. »Ich verstehe ja, wie gern ihr zwei von den alten Zeiten schwärmen möchtet, aber das muß leider auf ein anderes Mal verschoben werden, weil Cole und ich etwas Wichtiges Vorhaben.«
Damit hakte sie sich bei Harrison ein, griff sich ihre Handtasche und bot ihre ganze Kraft auf, Cole von der Stelle zu bewegen. Der aber hatte das Gefühl, nicht grußlos verschwinden zu dürfen, und erklärte der Familie über die Schulter: »Diana hat eben zugestimmt, ihr Leben der
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