Der Rausch einer Nacht
aber er verschwendete keinen Blick darauf, sondern sah sie nur an und fragte mit einem leisen Grinsen: »Gefällt Ihnen die Kette?«
Diana bemerkte die Belustigung in seinen Augen und spürte instinktiv, daß er diesen Moment bewußt verlängerte und damit dem Publikum eine kleine Show bot. Doch sie wollte so rasch wie möglich aus dem Rampenlicht hinaus und erst recht nicht von Hunderten Augenpaaren angestarrt werden. Ihr konnte es egal sein, wer das Set am Ende erstand, wenn diese entsetzliche Farce nur so rasch wie möglich vorüber war. »Sie ist wunderschön«, nickte sie.
Cole lehnte sich zurück, schob die Hände in die Hosentaschen und lächelte, als stünde ihm alle Zeit der Welt zur Verfügung, sich den Erwerb dieses Stückes reiflich zu überlegen. Diana gewann den Eindruck, daß er, im Gegensatz zu ihr, die Aufmerksamkeit aller Gäste im Saal zu genießen schien. »Ja, aber gefällt es Ihnen persönlich?«
»Doch, wirklich, ein schönes Collier!« Dianas hastige Antwort rief bei der neugierig gewordenen Menge freundliches Gelächter hervor.
»Dann meinen Sie also, ich sollte es erwerben?«
»Aber selbstverständlich. Wenn Sie jemanden kennen, dem Sie das Set geben können.«
Der Auktionator spürte, daß das Interesse des Publikums seinen Höhepunkt erreicht hatte und bald abebben würde. »Mr. Harrison, sind Sie zufrieden mit dem, was Sie zu sehen bekommen haben?«
Cole lächelte breit und sah wieder Diana ins Gesicht. »Außerordentlich zufrieden sogar.«
»Dann fahren wir jetzt mit den Geboten fort. Mr. Harrison hat eben fünfundzwanzigtausend gerufen. Höre ich dreißigtausend?« Er sah Peter Mitchell erwartungsvoll an, der auch gleich nickte.
Der Mann mit dem Hammer sah sich im Saal um, ob sich noch jemand beteiligen wollte, und als das nicht der Fall zu sein schien, wandte er sich wieder an Cole. »Mr. Harrison?«
Wenn Diana nicht so verkrampft und verzweifelt gewesen wäre, hätte sie sich vielleicht von Coles Grinsen anstecken lassen, als der eine Hand hob und vier Finger zeigte.
»Vierzigtausend Dollar!« krächzte der Auktionator. »Mr. Harrison hat soeben vierzigtausend geboten, und das alles fließt einem wohltätigen Zweck zu. Mr. Mitchell, höre ich fünfundvierzigtausend?«
Haley stieß ihren Mann in die Seite und nickte heftig, doch der warf Cole einen wütenden Blick zu. Harrison sah ihn herausfordernd an, und Peter stieg mit einem >Nein< aus.
Der Mann klopfte mit dem Hammer. »... und zum Dritten.«
Damit ist das Set für vierzigtausend Dollar an Mr. Harrison verkauft.« Er wandte sich an Cole. »Ich spreche sicher im Namen der Veranstalter dieses Balles, wenn ich erkläre, daß wir Ihnen für die uns erwiesene Großzügigkeit heute abend außerordentlich dankbar sind. Und ich darf meiner Hoffnung Ausdruck geben, daß die glückliche Lady, der Sie die Kette umlegen werden, nicht nur
Ihre Generosität, sondern auch Ihren ausgezeichneten Geschmack zu würdigen weiß.«
»Das hoffe ich auch!« rief Harrison, was im Saal noch mehr Gelächter auslöste. Er grinste auf eine jungenhafte, warme Weise, die im deutlichen Widerspruch zu der frostigen Unnahbarkeit stand, die er den ganzen Abend über ausgestrahlt hatte. »Wollen wir doch mal sehen, was sie dazu zu sagen hat.«
Die Gäste verfolgten hingerissen die Darbietung dieses so sehr von Rätseln umgebenen Tycoons, dem man so etwas nie zugetraut hätte. Ein Reporter hatte einmal über ihn geschrieben, statt eines Gehirns besäße Harrison einen Schaltkreis und an der Stelle seines Herzens säße ein Computer. Gebannt sahen alle zu, wie er sich von seinem Stuhl erhob.
Diana wäre am liebsten sofort zu ihrem Platz zurückgeeilt, als er die Kette aus ihrer Hand nahm. Doch er trat auf sie zu, legte ihr das Collier um den Hals, verschloß es im Nacken und hinderte sie so an der Flucht.
Die junge Frau konnte ihn nur verständnislos anstarren.
Er sah sie schweigend, aber erwartungsvoll an.
Überall im Saal wurde gejohlt und Beifall gespendet, und am Ende leuchteten die Blitzlichter der Kameras auf, als sei ein heftiges Gewitter ausgebrochen.
»Nun, was halten Sie von meinem Geschmack?« grinste Cole und machte damit auch dem letzten klar, wer seine glückliche Lady war.
Diana erkannte jetzt, daß er nur so getan hatte, als würde er ihr das Set überlassen. Genauso wie der Kuß auf dem Balkon nicht ernstgemeint gewesen war, um dem Fotografen etwas vorzumachen. Ein ebenso geschickter wie liebenswerter Schachzug, um ihr weitere
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