Der Rausch einer Nacht
sie ihn mit einem belustigten Funkeln in den Augen. »Dreck stand erst auf Platz drei.« Sie sah ihre Schwester an. »Man kann über diesen Trip denken, wie man will, auf jeden Fall waren wir auf alle Eventualitäten vorbereitet, nicht wahr?«
Corey begriff sofort, daß Diana von ihr verlangte, die Erzählung fortzuführen, und sie war auch sofort bereit dazu, weil diese Geschichte besonders dazu geeignet schien, die Stimmung bei Tisch aufzulockern.
»Unser Vater hatte jedem von uns vor der Reise einen genauen Aufgabenbereich übertragen. Er selbst übernahm den Transport und die Finanzen. Mom hatte sich um Essen und Trinken zu kümmern. Diana oblag der gesamte Sicherheits- und Handbuchbereich. Ich selbst verwaltete die Kamera und den Erste-Hilfe-Kasten. Wir Mädchen durften darüber hinaus alles mitnehmen, was uns zu unserem Wohlbefinden als unabdingbar erschien, mußten uns aber selbst darum kümmern.
Nun, ich dachte mir, Heftpflaster und etwas Sonnenmilch dürften vollauf genügen und habe mich dann nur noch anhand von Fachbüchern kundig gemacht, welche Tiere wir wohl antreffen würden und wie man die am besten vor die Linse bekäme. Diana meinte jedoch, das sei noch nicht genug, und schon Wochen vor unserem Aufbruch sah man sie nur noch hinter Büchern wie Wie man in der Wildnis überlebt, Was der Camper unbedingt wissen sollte oder Der unentbehrliche Ratgeber fürs Zelten im Freien.«
»Nicht zu vergessen den Sanitärkatalog von L. L. Bean«, fügte Diana prustend hinzu. »Aus dem habe ich alles bestellt, was mir für mich und meine Schwester sinnvoll und nützlich erschien.«
Corey sah, wie Cole jetzt Diana ansah und seine Miene sich deutlich aufhellte, ehe sie fortfuhr: »Am Tag, bevor es losgehen sollte, holte Dad den mobilen Camper bei einer Leihfirma ab, und Diana und ich haben unsere persönlichen Belange< heruntergetragen. Meine Schwester hatte Unmengen Zeugs bestellt und das zwischenzeitlich in der Dachkammer gelagert. Als Dad dann zurückkehrte, mußten wir mit dem Einladen nach der großen Liste vorgehen, die sie anhand ihrer Fachliteratur zusammengestellt hatte.«
»Die beiden Mädchen sind mindestens fünfzehnmal die Treppen hinauf und wieder hinunter gelaufen«, warf die Großmutter amüsiert ein.
»Der arme Robert mußte dann auch noch einen Anhänger besorgen, damit alles untergebracht werden konnte«, schmunzelte der Großvater. »Das Dumme war nur, daß er noch nie ein längeres Fahrzeug als den Cadillac seines Vaters gesteuert hatte. Als es dann endlich losging, hat er mit dem Anhänger den Briefkasten mitsamt seinem Pfahl abgerissen und beides noch eine ganze Weile auf der Straße hinter sich hergezogen.«
»Henry und ich haben so lachen müssen, daß wir gar nicht dazu kamen, hinter ihnen herzulaufen und den Briefkasten samt Pfahl zu bergen.«
Harrison vergnügte sich so sehr über diese Geschichte aus Dianas Vergangenheit, daß er gar nicht mehr das Gefühl hatte, sich hier auf feindlichem Territorium zu befinden. »Was hat Ihre Schwester denn alles eingepackt, daß ihr dafür auch noch einen Anhänger mieten mußtet?«
Corey zögerte.
»Nun erzähl's ihm schon«, forderte Diana sie lachend auf. »Er gehört doch jetzt irgendwie zur Familie, also hat er auch ein Anrecht auf die ganze Wahrheit.«
»Na ja, das war nicht alles Dianas Kram«, versicherte Corey loyal, »denn sie hatte ja gleich für mich mitbestellt. Wenn sie nicht die ganze Planung übernommen hätte, wäre ich wohl mit nicht mehr als meinem alten Schlafsack, ein paar Shorts und T-Shirts, meiner Kameraausrüstung, zwanzig Filmen und einer Schachtel Heftpflaster aufgebrochen.
Meine Schwester hatte jedoch entschieden andere Vorstellungen von dem, was man zum Zelten brauchte, um ein Minimum an Komfort und körperlicher Sicherheit bewahren zu können. Sie hatte ein weißes Zelt mit einem blauen, weißen und einem rotgestreiften Vorzeit bestellt. Diese Farben sind wichtig, denn in denen erhielten wir auch unseren jeweiligen Schlafsack, unsere Freizeitkleidung, unsere Laternen und unsere Taschenlampen. Diana hat alles Blaue bekommen, ich alles Rote. Sogar die Plastikflaschen mit unseren diversen Cremes, Lotions oder Tabletten waren auf diese Weise klassifiziert und geordnet.«
Corey hatte wohl plötzlich das Gefühl, sich über ihre Schwester lustig zu machen, goß sich noch etwas Eistee nach und schwieg lieber.
»Du hast die Schutzmittel ganz vergessen«, nahm Diana gluckernd den Faden auf. »Damit wir nun auch ja
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