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Der Rausch einer Nacht

Titel: Der Rausch einer Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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studiert.
    Deswegen konnte sie mir auch meine Angst vor den Wölfen nehmen. Ja, als sie mir alles erklärt hatte, konnte ich sogar über mich selbst lachen. Irgendwann sind wir eingeschlafen, und am nächsten Morgen hat man uns gefunden. Sie hat mich nie wegen meiner törichten Furcht aufgezogen, und eigentlich haben wir seit damals auch nie wieder über diese komischen Wölfe geredet.«
    Als Corey damit offensichtlich am Ende ihrer Geschichte angelangt war, fragte Harrison erstaunt: »Komische Wölfe? Ja, was war das denn nun für ein Heulen?«
    »Offensichtlich hast du das Yellowstone Camping Manual genauso wenig gelesen wie ich«, lächelte Corey. »Weißt du, zu jener Zeit haben sich dort, wo wir lagerten, überhaupt keine Wölfe aufgehalten. Die Parkverwaltung hatte sie in einem anderen Teil des Yellowstone eingezäunt, und zwar weit weg von allen Campern. Trotzdem haben sie so laut geheult, daß man sie bis zu uns hören konnte.«
    Cole kam das sehr merkwürdig vor. Eigentlich hätten die Mädchen von den Wölfen nichts hören dürfen, und außerdem widersprach ein solches Wegsperren einer ganzen Tierart jeglicher Nationalpark-Philosophie. »Soll das etwa heißen, die Forstverwaltung hat alle Wölfe im Yellowstone zusammengetrieben und dann hinter einen Zaun gesperrt?«
    Er sah die beiden jungen Frauen an. Diana schien sich ganz darauf zu konzentrieren, das Muster ihres Messers mit dem Zeigefinger nachzuziehen.
    Corey aber entgegnete: »Nein, natürlich nicht. Die Parkverwaltung hatte festgestellt, daß die Wolfspopulation zu stark angewachsen war. Und dafür war vor allem das Fehlen des natürlichen Feindes dieser Tiere verantwortlich. Der schwarze Rocky-Mountains-Ozelot war im Gebiet des Yellowstone nahezu ausgestorben, und deswegen hat man einige Paare dieser Gattung aus Kalifornien kommen lassen und im Park freigesetzt. Diese Ozelots haben die Wölfe dann gejagt und immer tiefer in die Berge getrieben.«
    Diana spürte Coles Blick auf sich, und als sie dem nicht länger standhalten konnte, sah sie ihn schließlich an und bemerkte das erheiterte Glitzern in seinen Augen. »Eine sehr überzeugende Erklärung«, bemerkte Harrison.
    »Ja, das dachte ich mir damals auch«, brachte sie noch hervor, ehe sie an einem Lachanfall zu ersticken drohte.
    Corey sah die beiden verblüfft an und dachte über die schwarzen Rocky-Mountains-Ozelots nach. Damals hatte sie diese Erklärung gern geglaubt. Aber heute, nachdem sie das Ganze selbst erzählt hatte, kam sie ihr doch recht merkwürdig vor. »Diana, das hast du dir alles nur ausgedacht, oder?«
    »Sie hat dich ganz schön hinters Licht geführt, Mädchen!« freute sich der Großvater. »Mich wundert nur, daß du ihr so eine Geschichte abgekauft hast.«
    Insgeheim hielt Cole Dianas erfundene Geschichte für einen genialen Einfall, aber als neues und zeitlich befristetes Familienmitglied hatte er wohl nicht das Recht, hier eine solche Meinung zu äußern. Also wechselte er das Thema: »Und da mußten Sie eine Nacht voller Angst und Schrecken durchmachen und konnten nicht einmal am Fotowettbewerb teilnehmen?«
    »Doch, ich habe mitgemacht und sogar den zweiten Preis gewonnen. Allerdings in der Kategorie >Versteckte Kamera<.«
    »Meinen Glückwunsch.«
    »Der gebührt eigentlich nicht mir, weil ich das Foto nicht geschossen habe. Ich war nur darauf zu sehen.«
    »Und wer war dann der Glückliche?«
    »Diana. Als ich den Bär sah und fliehen wollte, glaubte sie, ich hätte den Elch entdeckt. Da sie nicht genau wußte, wie sie den Apparat handhaben sollte, hat sie die Automatik aktiviert, und die Kamera hat Bild um Bild geschossen. Als wir wieder zu Hause waren, habe ich den Film herausgenommen und fortgeworfen, aber Diana hat ihn gerettet. Sie ließ ihn entwickeln, hat drei Bilder ausgesucht und die dann an den Wettbewerb eingesandt.«
    »Genau«, lachte Mrs. Foster. »Das National Photographie hat sogar die Zeilen übernommen, die Diana daruntergeschrieben hatte.«
    »Und was stand da zu lesen?«
    »Auf dem ersten Bild sieht man den Bären und mich Auge in Auge und auf gleicher Höhe«, antwortete Corey. »Da hat meine Schwester unten auf den Rand geschrieben: >Auf die Plätze ...< Das zweite zeigt das Tier und mich, wie wir beide uns umdrehen und davonrennen wollen. Dort steht zu lesen: >... fertig ...<. Und das dritte präsentiert uns, wie wir zwei in verschiedenen Richtungen davonsausen. Wie unschwer zu erraten ist, hat Diana darunter >... los!< notiert.«

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