Der Rausch einer Nacht
seist auf dem Weg in dein Apartment.
Ich muß dir unbedingt die Pressemappe mit unseren Feiertagsideen zeigen, die wir bald herausbringen wollen. Deswegen springe ich jetzt schnell bei dir vorbei und erzähl dir alles, was die Pressefritzen von mir erfahren wollen. Du bist bestimmt platt, wenn du hörst, welche Geschichten über dich im Umlauf sind. Aber keine Bange, ich habe deinen Eltern nichts davon gesagt. Wenn du nicht da sein solltest, gebe ich die Unterlagen beim Hausmeister ab. Tschüs.«
Die Meldung war noch nicht ganz abgelaufen, als es schon an der Tür klingelte. Diana machte sich darauf gefaßt, jetzt einiges erklären zu müssen. Cindy und sie reisten immer zusammen, wenn Diana im Fernsehen oder Radio auftreten mußte, und im Lauf der Jahre war aus dem geschäftlichen Verhältnis zwischen ihnen eine echte Freundschaft erwachsen.
Cindy war bestens über das Privatleben ihrer Chefin informiert. Sie wußte von dem Bruch mit Dan, mit dem Diana zwei Jahre lang verlobt gewesen war, und sie war auch über jeden Mann informiert, mit dem Diana vor Dan ausgewesen war. Aber der Name Cole Harrison war in diesem Zusammenhang nie gefallen.
Linda rauschte wie eine frische Brise herein. Sie strahlte über das ganze Gesicht, und man sah ihr deutlich an, daß sie dringend etwas loswerden mußte. »Diesmal hat die Gerüchteküche sich selbst übertroffen«, platzte es dann auch gleich aus ihr heraus. Sie schob die Sonnenbrille ins Haar und folgte Diana zum Sofa. Doch keine der beiden ließ sich nieder - Diana, weil sie viel zu angespannt, und Cindy, weil sie viel zu aufgekratzt war. So standen sie sich am Couchtisch gegenüber, und die PR-Verantwortliche konnte sich keine zwei Sekunden zurückhalten: »Wenn ich dir das erzähle, wirst du es einfach nicht glauben! Was hast du gestern nacht getan? Mit Cole Harrison getanzt oder ihm nur kurz zugelächelt?«
»Ja«, antwortete Diana leise und spürte, wie ihr Mut sank. Sie würde erst dann mit der vollen Wahrheit herausrücken, wenn ihr keine andere Möglichkeit mehr blieb. »Ich meine, ich habe beides getan.«
»Dann mach dich mal auf das gefaßt, was die Medien daraus zusammengerührt haben!« Cindy mußte hart an sich halten, um nicht laut loszulachen. »Auf meinem Anrufbeantworter haben sich der Wirtschaftsredakteur des Chronicle, ein Reporter von Associated Press und ein leitender Redakteur des Financial News Network versammelt, und sie alle wollen von mir bestätigt haben, daß Foster Enterprises und Unified Industries sich zusammentun!« Jetzt konnte die Freundin nicht länger an sich halten. Sie lachte drauflos und riß die Arme hoch. »Das ist ungefähr genauso, als wollten sich ein Guppy und ein Haifisch zusammenschließen!«
Cindy fiel auf, daß ihre Chefin immer wieder einen Blick in Richtung Küche warf, aber sie dachte sich nichts dabei. »Jetzt setz dich hin, denn das Beste kommt ja noch. Irgendeine Frau, die sich als Diana Foster ausgegeben hat, rief CNN, Maxine Messenger und was weiß ich wen sonst noch an, um mitzuteilen, sie habe gerade Cole Harrison geheiratet! Ist das denn zu fassen?«
»Nein«, entgegnete Diana wahrheitsgemäß, »das ist wirklich nicht zu fassen.«
»Der Redakteur meinte, die Frau, die sich bei ihm gemeldet habe, habe sich angehört, als sei sie betrunken gewesen. Na ja, den Rest kannst du dir denken. Alle unsere vier lokalen TV-Stationen wollen die ganze Geschichte haben. Tja, was soll ich denen denn bloß sagen?«
Cole erschien in der Küchentür und verfolgte belustigt, wie Dianas Wangen erst rosarot anliefen und sich dann immer dunkler verfärbten. Cindy hingegen hatte noch gar nichts mitbekommen und fuhr ungerührt fort: »Soll ich durchgeben, das seien bloß dumme Gerüchte - oder das sei ausgemachter Blödsinn? Vielleicht wäre es aber auch klüger, nicht ganz so harsch zu reagieren.«
Eine dunkle Männerstimme ließ Cindy herumfahren.
»Ich persönlich würde dafür votieren, nicht ganz so harsch zu reagieren.«
Ein dunkelhaariger Mann stand da und hielt ein Glas vor den Mund. Cindy stand so sehr unter Schock, daß sie für einen Moment ihre guten Manieren vergaß. »Was würden Sie? Wer sind Sie denn überhaupt?«
Cole ließ das Glas sinken und antwortete: »Ich bin der Hai, der letzte Nacht den Guppy geheiratet hat.«
Cindy sackte wie ein Stein auf das Sofa. »Aufhängen ist noch viel zu gut für mich«, stöhnte sie.
Doch nach einem Moment hatte sie sich wieder gefangen und erhob sich rasch, als Harrison
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