Der Rausch einer Nacht
war, zerstob so schnell, wie sie entstanden war. Erstens stand das jenseits seiner Möglichkeiten, und zum anderen hatte er das auch gar nicht vor.
Die beiden Männer standen sich wie Todfeinde gegenüber. Cole behielt die Hände in den Hosentaschen und zog nur fragend eine Braue hoch.
Hayward verhielt sich ähnlich distanziert. »Ich bleibe nicht lange«, erklärte er, »und ich bin auch nur gekommen, um mich bei euch beiden für alle Vorwürfe und Beschimpfungen zu entschuldigen. Das alles rührte nur daher, weil ich fälschlicherweise geglaubt habe, Barbara sei von Ihnen ein großes Unrecht angetan worden.«
»Soll das etwa heißen, daß Sie mir nicht mehr die Hölle heiß machen wollen?« fragte Harrison spöttisch.
Doug schien diese Frage als Zumutung zu empfinden. »Zu früh gefreut«, gab er voller Verachtung zurück. »Sie haben sich Ihr Imperium darauf aufgebaut, solide, angesehene und alteingesessene Firmen wie Cushman zu schlucken, die sich gegen Sie und Ihre Methoden nicht zur Wehr setzen können.«
»Sind Sie wirklich so scheinheilig oder einfach nur einfältig?« fragte Cole mit beleidigendem Unterton.
Diana sah, wie Hayward die Hände zu Fäusten ballte.
Cole nahm ebenfalls Kampfstellung ein und provozierte sein Gegenüber noch mehr: »Mir erscheint es höchst interessant, daß Sie bei Ihren Ausführungen die Menschen unerwähnt gelassen haben, die bei einer meiner Firmenübernahmen profitieren. Sie wissen schon, die Aktionäre dieser >soliden, angesehenen< Firmen mit ihrem lausigen Management und ihrer antiquierten Ausstattung, bei denen vorher nur die Leute ihre Schäfchen ins trockene bringen konnten, die oben im Aufsichtsrat gesessen haben; und deren Hauptinteresse bestand darin, alle Profite in die eigene Tasche zu wirtschaften, bevor zuviel davon an die Aktionäre zurückfließen kann.
Ihnen ist es doch scheißegal, wie meine Motive aussehen oder welcher Methoden ich mich bediene. Ihnen geht es nur um einen Gegner, um eine Zielscheibe für Ihre hochfliegenden politischen Pläne. Doch als Sie sich dafür mich ausgesucht haben, haben Sie damit Ihren größten Fehler begangen. Wenn ich Ihnen beweisen könnte, daß ich in jedem einzelnen Punkt der Anklageschrift unschuldig bin, die Sie gegen mich zusammengetragen haben, würden Sie dennoch morgen Himmel und Hölle in Bewegung setzen, damit das Gericht gegen mich entscheidet?«
»Sagt Ihnen der Begriff >üble Nachrede< etwas?« erwiderte Hayward gefährlich leise.
»Klar«, grinste Cole trocken, »er sagt mir vor allem, daß Sie sich den in den Hintern schieben können.«
»Aufhören!« rief Diana und erkannte jetzt, daß Doug schon lange nicht mehr der sorglose junge Mann war, der einmal versucht hatte, ihr das Fahren mit Gangschaltung beizubringen. »Cole ist in allem unschuldig, was du ihm vorwirfst. Ich habe die entsprechenden Gegenbeweise mit eigenen Augen gesehen, verdammt noch mal!«
»An Beweisen ist der doch gar nicht interessiert«, entgegnete Harrison und betrachtete sein Gegenüber verächtlich von Kopf bis Fuß. »Ihm geht es nur darum, für sein großes Ziel Pluspunkte zu sammeln.«
Doch aus irgendeinem Grund schien Doug jetzt schwankend zu werden. »Soll das heißen, Sie können beweisen, daß nicht Sie diese Gerüchte in Umlauf gebracht haben, woraufhin die Cushman-Aktien die Hälfte ihres Wertes verloren?«
Cole verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete den Mann weniger mit Zorn als vielmehr mit Verachtung. »Sie sind doch Staatsanwalt. Beweisen Sie mir doch einmal, daß Sie nicht irgendwann in den letzten drei Monaten irgendeiner Frau gesagt haben, sie sei schön. Na los, zeigen Sie mir, wie Sie das beweisen wollen.«
Als Hayward schwieg, fuhr Harrison fort. »Die Leute, die morgen wirklich auf die Anklagebank gehören, sind die Gebrüder Cushman und ihre Spießgesellen.« Cole wollte es dabei bewenden lassen, doch als er einen letzten Blick auf Doug warf, fiel ihm auf, daß etwas Ehrliches in seiner Miene stand, daß der frischgebackene Senator von Texas doch noch so etwas wie Aufrichtigkeit zu besitzen schien.
»Nur aus Neugier«, fragte er milder, als Hayward sich zum Gehen wandte, »was würden Sie tun, wenn ich Ihnen beweisen könnte, daß die Gebrüder Cushman schuldig sind wie die Nacht finster?«
Doug war fest davon überzeugt, hier manipuliert zu werden, und zwar von einem Meister seines Fachs. Doch er wollte auch gern erfahren, worauf Harrison hinauswollte, und so blieb er stehen und antwortete:
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