Der Rausch einer Nacht
Blick auf ihr frischgewaschenes Haar und das sorgfältig aufgetragene Make-up gerichtet. »Ich vermute mal, du willst einen besonders guten Eindruck auf das Pferd machen, wenn es dich zum erstenmal zu sehen bekommt.«
Um endlich ihre Ruhe zu haben, hatte Corey kräftig in ihr Hähnchen gebissen. Jetzt schluckte sie das Stück halb gekaut herunter und sah ihren Vater verwirrt an. »Wie kommst du denn auf so was?«
»Na ja, dein Haar sieht aus, als hättest du den ganzen Tag im Schönheitssalon verbracht. Außerdem trägst du Lippenstift und dieses pinkfarbene Zeugs auf den Wan-gen. Und was sehe ich denn da?« Er verbiß sich ein Grinsen und studierte ihre Augen. »Ist das da etwa Mascara?«
»Ich glaube nicht, daß etwas falsch daran sein sollte, sich hin und wieder für das Familien-Dinner fein zu machen!«
»Ganz und gar nicht, mein Liebes«, stimmte er ihr sanft zu. Dann teilte er seiner Frau im Plauderton etwas mit, was eigentlich an seine Stieftochter gerichtet war. »Liebes, ich habe heute im Club zu Mittag gegessen und bin dabei zufällig Spencers Großmutter über den Weg gelaufen. Sie hatte gerade mit ein paar Ladys Bridge gespielt.«
»Wie geht es Mrs. Bradley denn?« warf Diana hastig ein. Spence war bei seiner Großmutter aufgewachsen, und Coreys Schwester glaubte zu wissen, worauf Dad hinauswollte. Sie wollte ihr die Peinlichkeit ersparen, noch länger von den anderen aufgezogen zu werden. »Ich habe sie seit Monaten nicht mehr gesehen.«
»Ihr geht es ausgezeichnet. Sie schien heute bester Laune zu sein. Und kennt ihr auch den Grund dafür?«
»Für eine Dame in ihrem Alter besitzt sie noch erstaunlich viel Energie, nicht wahr, Mom?« versuchte Diana verzweifelt das Thema zu wechseln.
Doch ihr Vater war nicht gewillt, sich so leicht ablenken zu lassen. »Der Grund dafür ist, daß Spence überraschenderweise übers Wochenende nach Hause gekommen ist, um ihren Geburtstag feiern zu können.«
»Er ist ja auch wirklich ein ganz wunderbarer junger Mann«, warf Großmutter ein. »So charmant und so sensibel.«
»Und aufs Polospielen versteht er sich auch«, fügte Großvater hinzu und sah seine Enkelin direkt an. »Die Haywards betrachten ihn ja längst als willkommenen Freund des Hauses.«
Vier amüsierte Augenpaare fixierten nun Corey - außer Diana.
»Das Problem mit dieser Familie ist, daß jeder sich zuviel darum kümmert, was die anderen tun und denken!«
»Du hast ja recht, Corey«, sagte Großmutter und klopfte ihr liebevoll auf die Schulter. Dann erhob sie sich, um Glenna dabei zu helfen, das Geschirr abzuräumen. »Wenn man einen nervösen Magen hat, sollte man sich nicht zum Essen zwingen. Warum gehst du nicht nach oben und ziehst den Lippenstift nach, damit du wieder so hübsch aussiehst wie vorhin, als du zum Dinner heruntergekommen bist?«
Erleichtert verließ Corey ihren Platz und trug ihren Teller zum Ausguß. Einen Moment später war sie schon auf der Treppe. Sie warf Diana einen Blick über die Schulter zu. »Sagen wir, in fünfzehn Minuten?«
Ihre Schwester nickte, dachte aber vor allem an Cole. »Omi, kann ich die Reste von den Hähnchen zu den Haywards mitnehmen?«
Großmutter sagte sofort ja, aber die anderen am Tisch sahen sich erstaunt an. »Diana«, meinte ihr Vater dann verwundert, »was sollen die Haywards denn mit unseren Essensresten anfangen?«
»Ach, das ist doch nicht für die«, entgegnete sie, öffnete die Kühlschranktür und nahm ein paar Apfel und Orangen heraus, »sondern für Cole.«
»Kohl?« wiederholte Mr. Foster ahnungslos. »Wie das Gemüse, das wir oft essen?«
Diana lachte laut. »Nein, Cole, mit C, wie bei deinem Freund Cole Martins«, erklärte sie mit Hinweis auf einen reichen Rancher. Dann begab sie sich zum Vorratsschrank und inspizierte den Inhalt. »Dieser Cole arbeitet bei den Haywards als Pferdepfleger und lebt da auch. Aber er ist so dünn. Ich glaube, er hat nicht viel und will sein bißchen Geld nicht für Essen vergeuden.«
»Der arme alte Mann«, nickte Großvater voller Mitgefühl, in der irrigen Annahme, die Sorge seiner Enkelin beziehe sich auf einen Rentner.
»Er ist kein alter Mann«, widersprach Diana, während sie die Reihen mit den eingemachten Früchten und Gemüsen studierte. »Cole redet zwar nicht gern von sich, aber ich habe herausgefunden, daß er aufs College geht und immer schon arbeiten mußte, um die Gebühren aufzubringen.«
Sie drehte sich zu den anderen um und sah, wie ihre Großmutter bereits Hähnchenbrust
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