Der Rausch einer Nacht
einfach hinzunehmen. »Spencer ist wirklich gut und nicht nur > nicht schlecht »Was für ein Tausendsassa!« entgegnete Cole in einem ätzenden Tonfall, wie sie ihn noch nie von ihm gehört hatte. »Ein Football-Hero am College, ein baldiger professioneller Polospieler und auch, was die Mädels angeht, von olympiareifer Qualität.«
»Warum haben Sie das jetzt gesagt?« fragte Diana, denn sie sorgte sich um ihre Schwester.
Er lächelte spöttisch. »Ich habe ihn hier noch nie ohne eine oder mehrere Schöne aufkreuzen sehen. Und von der oder denen läßt er sich dann bewundern und anbeten. Heute abend haben Sie und Corey diese wundervolle Aufgabe übernommen.«
»Ich?« platzte es aus dem Mädchen heraus. Sie starrte ihn an und wußte nicht, ob sie schimpfen oder lachen sollte. »Ich soll ihn anhimmeln?«
Er betrachtete ihre Miene und gab dann mit einem verlegenen Grinsen zu: »Offensichtlich habe ich mich da geirrt.« Cole blickte wieder zu den beiden, die es noch immer nicht eilig zu haben schienen, zum Stall zurückzukehren. »Ich hoffe nur, daß er Ihrer Schwester nicht das Herz bricht. Addison hat es ihr mächtig angetan. Heute abend hat sie eine ganze Filmrolle verknipst. Immer nur ihn, in allen möglichen Situationen und Posen.«
»Das hat doch noch nichts zu bedeuten«, wehrte sie wider besseren Wissens ab. »Sie wissen doch, wie ernst Corey das Fotografieren nimmt. Zur Zeit stellt sie gerade eine Action-Serie zusammen, und da Spence heute abend das neue Pferd ausprobieren wollte ...«
»Ihre Schwester hatte schon fast den ganzen Film verschossen, noch bevor er überhaupt aufgesessen hat.«
»Oh«, machte Diana nur und biß sich auf die Unterlippe. Vorsichtig fragte sie dann: »Meinen Sie, Spence hat mitbekommen, was sie für ihn empfindet?«
Wenn der Pferdepfleger ehrlich war, mußte er mit einem lauten und deutlichen Ja antworten. Aber er wollte das Mädchen nicht noch mehr bekümmern, und da er nun erfahren hatte, daß sie nicht zu den Heerscharen von Addisons Bewunderinnen gehörte, hielt er es für angebracht, auch etwas Gutes über den jungen Mann zu sagen. »Wenn er das noch nicht entdeckt haben sollte, so scheint es ihn zumindest nicht weiter zu stören. Oder aber er ist Gentleman genug, ihre Gefühle nicht verletzen zu wollen.«
Cole stützte sich mit beiden Ellenbogen auf dem Gatter auf, und er und Diana verfielen für eine Weile in ein gemeinsames, aber nicht unangenehmes Schweigen. Schließlich meinte der Student: »Wenn schon Addison nicht der Glückliche ist, bei wem schlägt denn bei Ihnen zur Zeit das Herz schneller?«
»George Sigourney«, antwortete sie wie aus der Pistole geschossen.
»Aha, und ist dieser George auch eine Sportskanone wie Spence? Oder eher ein verwöhnter reicher Schönling?«
»Mr. Sigourney leitet die Zulassungsstelle an der Southern Methodist. Er hat meinen Zulassungsbescheid unterschrieben und deswegen mein Herz dazu gebracht, etwas schneller zu klopfen.«
»Aber, Diana, das ist ja wundervoll!« rief er mit einem Lächeln, bei dem ihr das Herz stehenzubleiben drohte. »Warum haben Sie mir denn früher nichts davon erzählt?«
Weil ich alles andere vergesse, wenn ich mit dir zusammen bin, dachte das Mädchen, sagte aber laut: »Ich habe auf den passenden Augenblick gewartet.«
Er sah sie eigenartig an, sagte aber nichts mehr dazu. »Haben Sie sich denn schon für ein Hauptfach entschieden?«
Als das Mädchen den Kopf schüttelte, ahmte er den Tonfall eines alten Erwachsenen nach, der einem verwirrten Kind helfen will. »Keine Bange, meine Kleine. Sie haben noch sehr viel Zeit, sich das reiflich zu überlegen.«
»Danke«, entgegnete sie mit einem schiefen Grinsen. »Und wie steht's mit Ihnen? Haben Sie sich schon entschieden, was Sie mit Ihrem Leben anfangen wollen, wenn Sie groß geworden sind?«
Er grinste ebenfalls und störte sich nicht an ihrer Frechheit. »Klar doch.«
»Und was wollen Sie dann machen?«
»Reich werden«, antwortete er vollkommen ernst.
Diana hatte bereits herausgefunden, daß er am College Finanzwissenschaften studierte, aber was er damit später anfangen wollte, war bislang sein Geheimnis geblieben. »Haben Sie denn schon so etwas wie einen Plan ausgearbeitet?«
»Ich habe ein paar Ideen, ja.«
Das Pärchen verließ jetzt endgültig die Reitbahn, und Corey wußte, daß die schöne Zeit mit Spencer zu Ende ging, auch wenn er noch nicht gesagt hatte, daß er
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