Der Rausch einer Nacht
mich wohl zu Hause absetzen?«
Er sah erst die beiden am Gatter und dann sie an. »Wollte Diana dich denn nicht mitnehmen?«
»Ja, das hatten wir ursprünglich vor«, antwortete sie, grinste ihn dann aber mit Verschwörermiene an und nickte in Richtung ihrer Schwester. »Ich möchte den beiden da aber nicht den Abend verderben.«
Er sah sie an, als sei er nicht ganz sicher, was das alles zu bedeuten hatte. Sein Blick fiel dann aber auf Diana und den Stallknecht, und seine Miene verwandelte sich von schierer Ungläubigkeit zu amüsierter Skepsis. »Du willst damit doch wohl nicht andeuten, Diana könnte an Cole Harrison interessiert sein, oder?«
»Würdest du das denn für ausgeschlossen halten?«
»Für absolut ausgeschlossen.«
»Warum, nur weil er im Stall arbeitet?« Corey hielt den Atem an und betete darum, daß ihr Idol sich nicht als eingebildeter Snob erweisen würde.
»Nein, das ist es nicht.«
»Warum hältst du es dann für unmöglich?«
Spence schaute noch einmal zu ihrer Schwester hin und grinste dann. »Diana ist das letzte Mädchen auf der Welt, das auf den dunkelhaarigen, schweigsamen Typ abfahren würde. Mich wundert nur, daß du das nicht weißt. Davon ganz abgesehen würde er sie in eine peinliche Lage bringen.«
»Wie kommst du denn auf so was?« wollte sie wissen, obwohl sie das heute selbst gedacht hatte, als ihr zum erstenmal der Verdacht kam, ihre Schwester hätte Gefühle für Cole entwickelt.
»Dank meiner umfassenden Kenntnis von Frauen«, antwortete er ohne das geringste Schamgefühl. »Und aufgrund meines exzellenten Scharfblicks.«
»Scharfblick?« entgegnete sie empört, weil sie daran denken mußte, wie Lisa Murphy ihn zwischen ihre Krallen bekommen wollte. »Wie kannst du Scharfblick für dich in Anspruch nehmen, wenn du an Lisa auch nur irgend etwas besonders findest?«
»Wir reden hier über Diana und nicht über Lisa«, erinnerte er sie freundlich, aber bestimmt.
Da Spence offensichtlich nicht glauben wollte, daß ihre Schwester romantische Gefühle für Cole hegte, suchte Corey fieberhaft nach anderen Gründen, warum er sie jetzt nach Hause fahren sollte, damit Diana ein ungestörter Abend blieb; schließlich sah man ihr an, wie sehr sie die Gesellschaft des Pferdepflegers genoß. In ihrer Not platzte Corey mit dem erstbesten heraus, das ihr in den Sinn kam.
»Okay, aber zwing mich nicht, viel mehr zu verraten, sonst ist die ganze Überraschung verdorben: Diana ist vor ein paar Jahren von einem Pferd abgeworfen worden, und seitdem hat sie sich nicht mehr auf einen Sattel getraut.«
»Das weiß ich doch längst.«
Corey wollte nicht allzuweit von der Wahrheit abweichen und antwortete deswegen: »Cole redet ihr schon seit längerem gut zu, es wenigstens noch einmal zu probieren. Aber du kennst ja meine Schwester. Sie möchte nicht, daß jemand mitbekommt, wenn sie Angst hat oder nervös wird.«
Jetzt begriff ihr Schwarm und setzte ein breites Grinsen auf. »Aha, Diana läßt sich also heimlich Reitstunden geben«, schloß er ihren Ausführungen gemäß richtig und lag dennoch vollkommen falsch. »Das finde ich großartig.« Er nickte in Richtung seines weißen Jeep Cherokee. »Dann pack deine Sachen zusammen, ich fahre dich.«
Corey nickte und lief gleich zu ihrer Schwester, damit die nicht unbedacht Einwände vorbrachte und so ihren ganzen Plan zerstörte. »Spence hat gesagt, er setzt mich zu Hause ab«, erklärte sie und sah Diana dabei so flehentlich an, daß Cole sich ein Grinsen verbeißen mußte. »Jetzt kannst du ruhig noch bleiben, so lange du willst.«
Die Schwester starrte sie nur verlegen und beunruhigt zugleich an. Ohne Corey als >Anstandsdame< konnte und wollte sie nicht länger mit dem Pferdepfleger herumstehen. Andererseits brachte sie es auch nicht übers Herz, ihre Schwester um das Vergnügen zu bringen, von ihrem Angebeteten heimgefahren zu werden.
»Okay«, sagte sie schließlich und nahm sich vor, gleich von hier zu verschwinden, sobald die beiden weg waren.
Cole nahm die Zügel des Fuchses und führte den jüngsten Bewohner des Stalls in seine Box zurück. Diana sah derweil zu, wie ihre Schwester und Spence in den Wagen stiegen. Sie wartete, bis die Rücklichter des Jeeps hinter einer Kurve verschwanden, und begab sich dann in den Stall, um ihre Handtasche und die Wagenschlüssel zu holen.
Am Ende der Halle stand der Pfleger in einer Ecke und leerte die Papiertüte, die sie mitgebracht hatte, in den Ausguß neben seinem kleinen
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