Der Rausch einer Nacht
jetzt fort müsse. Sie suchte krampfhaft nach etwas Klugem oder Witzigem, das sie von sich geben könnte, aber wie stets, wenn er in der Nähe war, wollte ihr überhaupt nichts Gescheites einfallen.
»Ich muß jetzt gehen, weil ich nämlich Lisa versprochen habe, sie um neun abzuholen.«
»Ach so«, entgegnete sie finster, und ihre Hochstimmung verpuffte angesichts dieser bestürzenden Neuigkeit. »Also Lisa.«
»Magst du sie etwa nicht?« fragte er und wirkte ehrlich überrascht.
Corey konnte es einfach nicht fassen, wie dumm die Spezies Mann manchmal war. Es war nicht so, daß sie Lisa Murphy nicht mochte, sie konnte sie vielmehr absolut nicht ausstehen. Und sie wußte, daß Lisa dieses Gefühl durchaus erwiderte.
Vor einem Monat hatte die ganze Familie Foster eine Wohltätigkeits-Pferde-Show in der Nähe von San Antonio besucht. Corey war ebenso überrascht wie begeistert gewesen, dort Spence anzutreffen. Glücklicherweise hatte sie ihre Kamera dabei, und ihr gelangen ein paar wirklich sensationelle Schnappschüsse von ihm, und auch von ein paar der Pferde.
Als Lisa ihr Roß in den Stall zurückführte - sie war mit dem Blauen Band in der langsamen Gangart ausgezeichnet worden -, begleitete Spence sie. Corey folgte den beiden, allerdings im Sicherheitsabstand, und hoffte, noch ein paar Blicke auf ihn werfen zu können.
In der großen Stallhalle wimmelte es von Pferden, Pferdepflegern, Trainern, Besitzern und Reitern. Corey war sich sicher, in dieser Menge nicht aufzufallen. Sie tat so, als würde sie sich die einzelnen Tiere ansehen, und schlenderte den Gang entlang. Dabei blieb sie mal hier und mal dort stehen, als wolle sie einem der Reiter oder Besitzer eine Frage zu seinem Tier stellen.
Sie befand sich fast gegenüber Lisas Box, als Spence dort herauskam, um seiner gegenwärtigen Flamme eine Coke zu besorgen. Corey drehte sich rasch um, und er bemerkte sie nicht. Dafür aber Lisa.
Die Reiterin stürmte gleich aus der Box und baute sich wütend vor Corey auf. »Warum mußt du nur so eine Landplage sein!« zischte sie mit leiser, aber schneidender Stimme. »Merkst du denn nicht, was für eine Närrin du aus dir machst, wenn du Spence überall hinterherläufst? Nun verzieh dich, und laß dich hier ja nicht wieder blicken!«
Verlegen und gekränkt kehrte Corey in die Arena zurück und gesellte sich zu ihrer Familie auf den Rängen. Aber sie hielt die Kamera für den Fall bereit, daß Spence noch einmal auftauchte. Später konnte sie sich dazu gra-tulieren. Ihren Schwarm bekam sie zwar an dem Tag nicht mehr zu sehen, dafür aber Lisa, wie sie beim nächsten Durchgang von ihrem Pferd abgeworfen wurde. Und dann landete sie auch noch mit dem Hinterteil im Matsch. Ihr Hut flog davon, und alle Haare hingen ihr im Gesicht. Corey gelangen von dieser Szene mehrere sehr schöne Aufnahmen. Eine davon gefiel ihr so gut, daß sie an ihrer Zimmerwand einen Ehrenplatz erhielt, obwohl Spence darauf gar nicht zu sehen war...
Corey fiel jetzt auf, daß der junge Mann immer noch auf eine Antwort wartete. Sie zuckte die Achseln und sagte leise: »Lisa ist nicht gerade meine Lieblingsfreundin.«
»Und warum das?«
»Ich glaube nicht, daß das wichtig ist.«
»Doch, jetzt möchte ich es aber hören.«
»Also gut, Lisa ist falscher als eine zweiköpfige Schlange!«
Spence lachte laut auf, legte ihr, was selten genug vorkam, einen Arm um die Schulter und drückte sie kurz an sich. Coreys Verstand sagte ihr natürlich, daß das kaum mehr als eine brüderliche Berührung war, aber der Rest von ihr war so entzückt, daß sie beinahe etwas höchst Interessantes übersehen hätte.
Diana stand neben Cole am Gatter, und sein Arm war ihrem so nahe, daß sie sich fast berührten. Und mehr noch, der unglaublich attraktive, aber sehr unzugängliche Pferdepfleger der Haywards schien ganz ins Gespräch mit ihr vertieft zu sein.
Früher hätte Corey das für unmöglich, für undenkbar gehalten. Aber als sie die beiden jetzt zusammenstehen sah, wurde ihr sofort klar, daß ihre Schwester sich in ihn verliebt hatte - mochten die beiden auch noch so schlecht zueinander passen und hatte Diana sich bislang auch nie etwas davon anmerken lassen.
Corey zermarterte sofort ihr Gehirn, wie sie den beiden noch ein paar Minuten des Zusammenseins verschaffen konnte. Und ihr fiel die perfekte Lösung ein, beinhaltete diese doch, daß sie auch noch etwas länger mit ihrem Schwarm Zusammensein konnte. »Spence«, fragte sie ihn sofort, »könntest du
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