Der Rausch einer Nacht
sofort auszuweichen und sich auf nichts einzulassen.
Die Taktik dieser jungen Ladys war oft noch recht plump, und für gewöhnlich durchschaute er ihre kleinen Tricks sofort. Oft genug mußte er heimlich über ihre Bemühungen lachen. Was ihn jedoch irritierte und manchmal richtiggehend ärgerte, war der Umstand, daß diese verwöhnten Gören zu glauben schienen, sie könnten ihre > Verführungskünste < gefahrlos an diesem Stallburschen erproben. Keine von ihnen schien je auf die Idee zu kommen, daß ihr Verhalten gewisse Gegenreaktionen provozieren könnte. Seiner Meinung nach hatte man es versäumt, diese jungen Dinger früh genug übers Knie zu legen. Heute war es leider schon zu spät für solche erzieherischen Maßnahmen, mochte ihren Eltern auch manchmal der Sinn nach einer Ohrfeige stehen.
Aber Diana Foster stellte in diesem wie in so vielen anderen Punkten eine willkommene Ausnahme dar. Diesen Eindruck hatte Cole schon bei ihrer ersten Begegnung gewonnen, und daran hatte sich seitdem nichts geändert. Heute zum Beispiel hatte sie ihn damit verblüfft, daß sie nach seinem ehrlichen Kompliment errötet und verlegen geworden war.
Jetzt rief sie in dem Versuch, seinem prüfenden Blick zu entgehen, nach einem der Kätzchen, das er zur Welt gebracht hatte, und es hüpfte gleich zu ihr.
»Ja, sag mal, Samantha, du bist aber gewachsen!« lobte sie das gelbbraune Kleine, nahm es auf den Arm und gab ihm ein kleines Stück von ihrem Gebäck.
Ein kleiner schwarzweißer Hund mit langem zotteligen Fell, der keiner auf der Erde anzutreffenden Rassen anzugehören schien, lief Diana schon den ganzen Abend hinterher, und er erhielt natürlich auch ein Stück von dem Plätzchen.
»Mach Männchen, Luke«, befahl sie ihm, und als er sofort gehorchte, erhielt er eine weitere Belohnung.
»Wie viele Haustiere haben Sie denn zu Hause?« fragte der Pfleger. Sie streichelte das zottelige Fell des Hundes, als handele es sich dabei um kostbaren Zobelpelz.
»Gar keine.«
Das verwunderte Cole. Als der Wurf Kätzchen gekommen war, hatte das Mädchen sich die ganze Zeit intensiv mit ihnen beschäftigt und bei jedem späteren Besuch mit ihnen gespielt. Diana hatte auch dafür gesorgt, daß jedes Junge ein Zuhause erhielt. Nur für Samantha nicht. Sie hatte Cole vielmehr dazu überredet, dieses Junge zu behalten.
Und im letzten Winter war sie eines Tages mit einem elend aussehenden Hund in den Armen aufgetaucht und hatte den Pfleger ebenfalls dazu gebracht, ihn im Stall zu behalten.
»Ich helfe Ihnen auch, einen Namen für ihn zu finden«, hatte sie dagegengehalten, als Cole sich zunächst dagegen gewehrt hatte, ihn bei sich aufzunehmen. »Was halten Sie von Luke?«
»Für mich sieht er mehr nach Streuner oder Flohfänger aus«, hatte er gemurrt.
»Wenn er gebadet und gekämmt ist, sieht er bestimmt wie ein Luke aus.«
Der Pfleger hatte einfach nicht dem Blick aus ihren grünen Augen widerstehen können. Also hatte er den Hund am Nacken gepackt, möglichst weit von sich fortgehalten und dann eine Metallwanne und Seife gesucht.
Aufgrund dieser Vorkommnisse hatte er natürlich angenommen, daß sie ihr Zuhause bereits in ein Tierasyl verwandelt hatte.
Er beschloß, bei diesem Thema zu bleiben, damit ihre plötzliche Verlegenheit sich wieder legen konnte. »Sagen Sie mal, Kätzchen, hat Ihnen noch niemand gesagt, daß Wohltätigkeit im eigenen Zuhause anfängt?« fragte er und redete sie dabei mit dem Spitznamen an, mit dem er sie belegt hatte, nachdem sie mit Samantha und Luke zu ihm gekommen war.
Diana stellte das Katzenjunge auf den Boden zurück und setzte dafür den Hund auf ihren Schoß. Dann sah sie den Pfleger fragend an: »Was meinen Sie damit?«
»Warum ist es an mir hängengeblieben, für diesen heimatlosen Köter Ersatzfamilie zu spielen? Warum haben Sie ihn nicht mit nach Hause genommen? Ich hatte damals natürlich angenommen, daß Sie bei sich schon zu viele Streuner hätten und sich deswegen mit den nächsten Kandidaten an mich gewandt haben.«
Sie zog ein Bein an, setzte sich darauf und drehte sich so, daß sie sowohl Luke wie auch Samantha kraulen konnte. »Mein Vater ist furchtbar allergisch gegen Katzen und Hunde. Sonst hätte ich dich ohne Umweg gleich mit zu uns genommen«, erklärte sie dem Hund, der ihre Behandlung sichtlich genoß. »Dann hättest du auch in meinem Bett schlafen können.«
Was für ein glücklicher Hund! Dieser Einfall schlich sich auf so leisen Sohlen durch sein Bewußtsein, daß er
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