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Der Rausch einer Nacht

Titel: Der Rausch einer Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Beispiel hatte ihre Stiefschwester, zumindest nach Coreys Meinung, ein furchtbar behütetes Leben geführt. Bevor sie zu den Haywards gegangen waren, hatte Diana ihr gestanden, noch nie auf einen richtig hohen Baum geklettert zu sein und noch nie Beeren von einem Strauch gepflückt und gleich gegessen oder flache Steine so über einen See geworfen zu haben, daß sie mehrmals über die Wasseroberfläche gehüpft waren.
    Corey seufzte erleichtert und schloß die Augen.

Kapitel 2
    Cole Harrison blickte über die Schulter nach Diana Foster, die an der unteren Hälfte der Stalltür lehnte, die Hände hinter dem Rücken verschränkt hatte und ihrer neuen Stiefschwester dabei zusah, wie sie mit den anderen Mädchen im Ring ritt, die zu Barbara Haywards Geburtstagsparty gekommen waren. Er nahm eine Bürste und einen Striegel zur Hand und blieb auf dem Weg zu den Boxen bei dem jungen Mädchen stehen. »Soll ich ein Pferd für Sie satteln?«
    »Nein, vielen Dank«, antwortete sie, und ihre helle Stimme klang so förmlich und erwachsen, daß er sich ein Grinsen verkneifen mußte.
    Seit zwei Jahren arbeitete Cole als Pferdepfleger auf dem Grundstück der Haywards. Meist während der Semesterferien, aber auch ab und zu während des Studiums. In dieser Zeit hatte er genug gesehen und gehört, um sich eine Meinung über die Töchter der Ultrareichen in Houston bilden zu können. Zu diesen Beobachtungen gehörte vor allem die, daß die dreizehn- und vierzehnjährigen Mädchen, die mit Barbara Hayward befreundet waren, nichts anderes im Kopf hatten als Jungs und Pferde - und daß sie ganz versessen daran arbeiteten, es auf beiden Gebieten zu Expertentum zu bringen. Im Zusammenhang mit ihrer Verrücktheit nach Jungs und teilweise auch darüber hinausgehend stand die Besessenheit, mit der sie sich um ihr Aussehen, ihre Kleidung und um ihre Stellung gegenüber den Eltern kümmerten. Die Gemütslage der Mädchen reichte vom albernen Kichern bis zum mürrischen Schmollen. Obwohl sie mitunter sehr charmant sein konnten, verhielten sie sich doch oft genug egoistisch, eingebildet und schnippisch.
    Einige von den kleinen Ladys plünderten bereits die Hausbar ihrer Eltern, die meisten von ihnen trugen viel zuviel Make-up, und allesamt versuchten sie, mit Cole zu flirten. Letztes Jahr noch waren ihre diesbezüglichen Bemühungen auf amüsante Weise unbeholfen gewesen, aber seit einigen Monaten wurden sie immer kühner. Mittlerweile fühlte er sich schon wie das Sexobjekt einer Bande von jungsvernarrten und frühreifen Mädchen.
    Die ganze Sache wäre ja nicht weiter schlimm gewesen, wenn die Mädchen es dabei belassen hätten, zu kichern und rot anzulaufen, doch seit kurzem hatten sie entdeckt, wie man sich verlockend in Pose setzte und wie man auffordernde Blicke warf. Vor einem Monat hatte eine von Barbaras Freundinnen sich an die Spitze der Jägerinnen gestellt und Cole frech heraus gefragt, was er denn von Zungenküssen halte. Haley Vincennes, die bislang die Anführerschaft in der Clique innegehabt hatte, hatte ihre Position gleich mit der an Cole gerichteten Bemerkung zu verteidigen gewußt, daß er >einen knackigen Hintern< habe.
    Bis vor einer Woche, als Diana Foster ihre neue Stiefschwester zu den Stallungen mitgebracht hatte, um sie Barbara vorzustellen, hatte Cole die zierliche Brünette nur selten zu sehen bekommen. Dabei war sie ihm immer wie eine angenehme Ausnahme zum Rest der Halbwüchsigen vorgekommen. Von ihr ging eine sympathische Ausstrahlung aus, und sie schien mit sich selbst im Gleichgewicht zu sein; er spürte auch, daß sich in ihr Tiefen verbargen, an denen es den anderen Mädchen mangelte. Diana besaß Haar von der Farbe dunklen Kupfers und ein Paar sehr großer grüner Augen mit überaus langen Wimpern. Sie blickten klar und leuchtend in die Welt, die sie umgab, und wenn sie Cole ansahen, fühlte er sich wie verzaubert. In diesen ausdrucksstarken Augen blitzten Intelligenz und Temperament, aber von ihnen ging auch soviel Reinheit und Liebenswürdigkeit aus, daß der Pferdepfleger stets zurücklächelte, wenn Diana ihn ansah.
    Als er die Stute abgebürstet hatte, klopfte er ihr aufs Hinterteil, verließ die Box und schloß das schwere Eichentor hinter sich. Auf dem Weg zum Schrank, wo er Bürste und Striegel ablegen wollte, stellte er verblüfft fest, daß Diana immer noch da war. Die junge Lady stand wie vorhin an der Tür, hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt und verfolgte besorgt die ausgelassenen

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