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Der Rausch einer Nacht

Titel: Der Rausch einer Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Aktivitäten auf dem Reitring und dem angeschlossenen Dressurplatz.
    Diana starrte so intensiv in eine Richtung, daß der Pferdepfleger sich nach links beugen mußte, um herauszufinden, was sie denn so beschäftigte. Zunächst sah er nur die ungefähr zwanzig Mädchen, die sich lachend und schreiend dabei zusahen, wie sie eine Acht ritten oder mit ihren Tieren über niedrige Hindernisse sprangen.
    Dann bemerkte er Corey, die ganz allein am Ende der Reitbahn auf einem Pferd hockte. Dianas Stiefschwester rief Haley Vincennes ein Kompliment zu, als diese mit drei anderen Mädchen vorbeiritt. Aber Haley starrte einfach durch sie hindurch, so als sei dieses Lob vollkommen bedeutungslos. Dann sagte sie etwas zu ihren Freundinnen, die sich daraufhin zu Corey umdrehten und zu lachen anfingen. Das Mädchen ließ die Schultern hängen, wendete ihr Tier und ritt aus dem Ring hinaus. Die anderen hatten sie zwar deutlich geschnitten, aber sie sah aus, als habe man sie mit einem strengen Befehl des Platzes verwiesen.
    Dianas Finger verhakten sich hinter ihrem Rücken noch fester, und Cole entdeckte, daß sie sich auf die Unterlippe biß. Sie kam ihm vor wie eine Vogelmutter, die traurig erkennen muß, daß ihr Küken sich außerhalb des Nestes nicht besonders gut machte. Dianas offensichtlicher Kummer über die Not ihrer Stiefschwester überraschte und beeindruckte Cole, und er erkannte, daß ihre Hoffnung, Corey werde von den anderen akzeptiert werden, soeben verflogen war.
    Er war letzte Woche hiergewesen, als Diana ihre Stiefschwester zum erstenmal mitgebracht und sie Barbara und einigen ihrer Freundinnen, die gekommen waren, um sich das neue Fohlen anzusehen, vorgestellt hatte. Cole erinnerte sich noch an das erdrückende Schweigen, das dem gefolgt war. Er hatte auch die feindseligen und hochmütigen Blicke gesehen, als die Mädchen, die sich schon in der baldigen Debütantinnenrolle übten, erfuhren, woher Corey stammte. Sofort hatten sie sie als minderwertig abgestempelt.
    An jenem Tag hatte Diana das falsche Lächeln der Mädchen nicht erkannt. Sie empfand es als gutes Zeichen, daß Corey in den Kreis ihrer reichen Freundinnen aufgenommen werden würde. Der Pferdepfleger hatte jedoch da schon gewußt, daß ihr in dieser Hinsicht eine große und dauerhafte Enttäuschung bevorstand. Als er jetzt ihre sorgenvolle Miene betrachtete, spürte er, daß sie zu ähnlichen Schlußfolgerungen gelangt sein mußte.
    Die Intensität der Enttäuschung, die sich auf ihren ausdrucksstarken Zügen zeigte, bewegte ihn so sehr, daß er sie von ihrem Kummer ablenken wollte. »Corey scheint eine ziemlich gute Reiterin zu sein. Ich glaube, Sie müssen nicht mehr auf sie aufpassen oder sich Sorgen machen, ihr könne etwas zustoßen.«
    Diana drehte sich halb zu ihm um und schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln. »Ich habe mir gerade keine Sorgen gemacht, sondern nur nachgedacht. Wissen Sie, wenn mich etwas beschäftigt, legt sich bei mir schon mal die Stirn in Falten.«
    »Ach so«, sagte Cole, und um ihren angeknacksten Stolz nicht weiter zu verletzen, tat er so, als würde er ihr das glauben. »Das geht einer ganzen Menge Menschen so.« Er überlegte, was er sonst noch sagen konnte. »Wie steht es denn mit Ihnen? Mögen Sie Pferde?«
    »Sehr sogar«, antwortete sie in ihrer eigentümlichen, halb steif erwachsenen und halb liebenswerten Art. Ohne die Hände hinter dem Rücken zu lösen, drehte sie sich ganz zu ihm um und war offensichtlich gewillt, sich mit ihm auf ein Gespräch einzulassen. »Ich habe den Pferden Äpfel mitgebracht.« Diana nickte in Richtung eines größeren braunen Sacks, den sie neben der Tür abgestellt hatte.
    Da es ihr anscheinend lieber war, die Tiere zu füttern, statt auf ihnen zu reiten, ließ das nur auf eines schließen, und Cole fragte vorsichtig: »Sie können aber reiten, oder?«
    Zu seiner großen Überraschung nickte die junge Lady. »Ja.«
    »Dann wollen wir mal sehen, ob ich das alles richtig mitbekommen habe«, entgegnete er lächelnd. »Wenn Sie hierherkommen, klettern Sie auf kein Pferd, auch wenn all Ihre Freundinnen reiten, richtig?«
    »Richtig.«
    »Aber Sie können reiten, und Sie mögen Pferde sehr, korrekt?«
    »Korrekt.«
    »Und Sie haben Pferde so in Ihr Herz geschlossen, daß Sie ihnen sogar Äpfel mitbringen, richtig?«
    »Schon wieder richtig.«
    Er schob die Daumen in zwei Gürtelschnallen und sah sie neugierig an. »Ich fürchte, jetzt muß ich passen.«
    »Ich mag Pferde eben einfach viel

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