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Der Rebell - Schattengrenzen #2

Der Rebell - Schattengrenzen #2

Titel: Der Rebell - Schattengrenzen #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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zu lächeln, der große, volle Mund, erinnerte ihn an die Zwillinge.
    Er betrachtete das Bild sehr lang. Walter wirkte glücklich, als hätte er sich erst nachträglich um 180 Grad gedreht. Aber es lag ohnehin auf der Hand, was ihn hart gemacht hatte, der Krieg. So etwas Schreckliches ging an keinem spurlos vorüber. Wahrscheinlich war seine Kindheit schon fünf Jahre später zu Ende gewesen.
    Er musste schlucken. Dieses Bild konnte er einfach nicht auf den Stapel werfen. Still schob er es in die Beintasche zu Daniels Handy. Diesen Walter wollte er immer in Erinnerung behalten, unverfälscht und lebensfroh, um sich daran zu erinnern, dass der alte Mann irgendwann einmal anders gewesen war als heute.
    Die nächste Aufnahme zeigte ein vollkommen anderes Szenario. Eine nackte Frau saß auf einem Bett, den Kopf verschämt zur Seite gedreht. Schwarze Locken fielen in ihr Gesicht und lagen in dichten, wilden Schlingen über ihren kleinen Brüsten. Sie besaß eine fast knabenhaft schmale Gestalt. Das Bild erinnerte an die unbeholfenen, aber heute noch beliebten Erotikaufnahmen aus der alten Zeit. Obwohl das Modell unglaublich gut in Szene gesetzt war, störte der grob karierte Bettbezug. Aber genau das machte die Szene so authentisch. Sonnenlicht fiel durch ein verschwommenes Fenster und malte Blattmuster auf weitere Betten mit diesen scheußlichen Bezügen.
    Wer hatte diese Aufnahme geschossen? Oliver legte die Stirn in Falten. Um wen handelte es sich bei dem Modell, oder war das ohne Relevanz?
    Auch die Örtlichkeit kam ihm nicht vertraut vor.
    Die Sepiafarbe ließ auf die Zeit vor 1920 schließen, ebenso das lange, dichte Haar. Nach dem Krieg trugen nahezu alle Frauen ihr Haar kurz geschnitten.
    Oliver ließ das Bild sinken und klemmte es unter sein Knie.
    Auch hierbei handelte es sich um eine Bilderreihe. Dieselbe Frau – nein, sie war sicher noch keine achtzehn Jahre alt. Es war ein Mädchen. Dieses Mal saß sie mit dem Rücken zum Betrachter auf dem Bett. Ihr schwarzes Haar flutete über Schultern und Rücken. Sie blickte in einer Mischung aus Scheu und Koketterie in die Kamera. Riesige dunkle Augen, faszinierend und schön, umrahmt von langen, schwarzen Wimpern. Der Fotograf hatte das Modell mit seiner Aufnahme gestreichelt.
    Wieder die Betten im Hintergrund, die die Komposition beinahe zerstörten. Vielleicht handelte es sich ja um ein Landschulheim, wie damals üblich.
    Er blätterte weiter.
    Zwei Mädchen, nur in ihren Hemden, eng umschlungen im gleichen Zimmer. Trotz des verwackelten Bildes konnte er dieses Mal das Gesicht des neu hinzugekommenen Mädchens erkennen. Erna. Sie hielt etwas an einem stoffummantelten Kabel hinter ihrer Freundin, wahrscheinlich einen Selbstauslöser.
    Sie lachte genauso gelöst und fröhlich wie auf den Bildern mit ihrem späteren Mann Rudolph. Handelte es sich bei der dunkelhaarigen Schönheit einfach nur um ihre beste Freundin? Ein leichtes Ziehen in seinem Magen erinnerte ihn an die ersten Versuche mit Frank, die auch aus einer sehr engen Sandkastenfreundschaft entstanden waren. Obwohl sie beide immer sehr darauf geachtet hatten, dass ihre Eltern nichts davon erfuhren, hatten sie es sich nicht verkneifen können, verschiedene kleine Experimente zu machen. Das wohl Durchgeknallteste war eine Handyaufnahme, auf der sie beide nackt waren, im Schlafzimmer seiner Eltern, direkt vor dem großen Schrankspiegel, der sie in den Laken reflektierte. Natürlich war das Ganze nicht unentdeckt geblieben. Danach hatte sich Oliver eine knappe Woche kaum regen können.
    Diese Bilder hier bedeuteten nichts anderes als ein Spiel mit dem Feuer und der ersten, vorsichtigen, aber sengenden Sexualität.
    Verblüfft blies er eine Locke aus den Augen.
    Heute mochte man das Bild als zwei Freundinnen interpretieren, die sehr aneinanderhingen. Er wusste es besser. Es war der Reiz des Spiels mit dem Feuer, der Wunsch immer am Rande der Entdeckung zu wandeln und dadurch den Kick zu bekommen, besonders wenn es verboten war. Homosexualität war eine gefährliche Angelegenheit in der vergangenen Zeit.
    Seidenpapier raschelte. » Ey du!«
    Das klang nach einem sehr aufgeregten Chris. Michael gab einen fragenden Laut von sich. Die alten Federn knarrten, als Chris sich umpositionierte .
    »Von wann ist das Album?«
    »Lass mal gucken.«
    Oliver hob fragend den Kopf.
    Die beiden drehten umständlich das unhandliche Fotobuch.
    Michael tippte auf das Cover. »1926.«
    »Dann ist das Bild aber falsch da drin.«
    Hinter

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