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Der Rebell - Schattengrenzen #2

Der Rebell - Schattengrenzen #2

Titel: Der Rebell - Schattengrenzen #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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einteilen. Spätestens die Aufnahmen eines jungen Walter in Kniehosen und mit der HJ-Armbinde und spätere Bilder von ihm in Uniform waren eindeutig klassifizierbar auf die 30er und Enddreißiger Jahre.
    Offenbar hatte er bei seiner Mutter gelebt. Aufnahmen seines Vaters nahmen stetig ab. Ernas Verschwinden von allen Fotos fiel auf. Nach dem Hochzeitsfoto schien sie gar nicht mehr auf Bildern aufzutauchen. Wahrscheinlich hatte ihr die Trennung von Rudolph zu stark zugesetzt oder sie hatte die Kamera lieber bedient, als dass sie selbst fotografiert wurde.
    Bis zum Ende der Zwanzigerjahre gab es von Walter und seinem Vater sehr viele Bilder, vom Haus, dem Laden, von Ausflügen und Bootsfahrten auf dem Rhein – leicht zu erkennen durch die archetypischen Burgen in den Weinbergen.
    Zwei Aufnahmen zeigten Erna in schwangerem Zustand, eine vor dem Brunnen am Schützenhof, zusammen mit einer kleinen Gruppe von Männern und Frauen in langen, weißen Kitteln. Die Sonne reflektierte auf dem Stoff, sodass das Bild überblendet wirkte. Auf einem anderen standen sie vor der Schützenhofapotheke. Erna lächelte auf der Aufnahme. Der Wind wehte ihr Haar in die Augen. Sie machte fast den Eindruck, ebenso glücklich zu sein wie auf den Fotos mit Rudolph.
    Oliver stutze. Erna hatte in einer Apotheke gearbeitet? Kittel und Location implizierten den Gedanken. Nachdenklich rieb Oliver sich über den Unterkiefer. Er kannte die Apotheke, die bis heute in Betrieb stand. Vor einigen Jahren waren Innenraum und Fassade saniert worden, womit das Flair des Vergangenen nachhaltig zerstört wurde. Die alten Schrankregale und die Galerie existierten noch, wie er sie kennengelernt hatte, aber der antike Tresen und die schöne Fassade waren Glas und Kunststoff gewichen.
    Hohe Regale, auf denen die braunen und weißen Glasflaschen standen … wurden dort nicht auf Rezept Medikamente zusammengemixt? Er kniff die Augen zusammen. Durch die Scheibe ließen sich kaum die großen, dunklen Gefäße erahnen. Er erinnerte sich an die Aufkleber, die auch heute noch existierten. In einigen befanden sich Metalloxide, Gifte, Pflanzenextrakte. Deckte sich das nicht perfekt mit dem, was Matthias’ Großmutter gesagt hatte, Vergiftungserscheinungen? Wer kam leichter an solche Stoffe als eine Apothekerin?
    »Matthias?« Er wedelte mit dem Foto. »Schau dir das mal an.«
    Sein Cousin erhob sich, dehnte die Glieder und kam zu ihm, wobei er seinen Kopf rollen ließ. Neben Oliver ging er in die Knie. »Zeig mal.« Matthias nahm ihm die Aufnahme ab. Leise pfiff er durch die Zähne. »Da hast du was gefunden, dem ich nachspüren kann.«
    Mit einem zufriedenen Grinsen klopfte Matthias ihm auf den Rücken.
    Unwillig schüttelte Oliver seine Hand ab. »Depp, ich bin doch kein Hund.«
    Während Matthias sich aufrichtete, warf Oliver die restlichen Aufnahmen auf den Stapel, den er für sich mit nach 1920 klassifizierte. »Ich bin mal gespannt, was da rauskommt.«
    Matthias nickte zufrieden. »Nicht nur du.« Mit einer auffordernden Handbewegung deutete er auf den Koffer. »Los, such mir noch ein paar schöne Hinweise heraus.«
    Oliver verengte die Augen zu Schlitzen. »Sklaventreiber.«
    Matthias lachte, blieb ihm die Antwort aber schuldig.
    Arschgeige . Verärgert schnappte Oliver sich den nächsten Schwung Bilder.
    Wieder Walter, dieses Mal mit Schultüte, Hefebrezel und verschmiertem Gesicht im Flur der Wohnung. Das Bild musste im Sommer 1928 aufgenommen worden sein. Die gleiche Aufnahme, nur einen Moment früher oder später. Die verschwommene Gestalt eines Mädchens, das sich wohl gerade sehr schnell umdrehte, war zu sehen. Dunkle Zöpfe und eine riesige Schleife, ein dunkler Rock, eine helle Jacke und eine Schultüte. Wahrscheinlich eine Freundin Walters, vielleicht ein Kind aus dem Haus, das mit ihm eingeschult wurde, oder Rachel. Leider stand auf keinem der Bilder eine Notiz. Warum auch. Walter hatte sicher nicht damit gerechnet, dass jemand außer ihm diese Aufnahmen zu Gesicht bekam. Das Bild folgte auf den Stapel Walter .
    Wieder die Situation … sollte das bewegliche Bilder ergeben?
    Er zog die Brauen zusammen. Dieses Mal grinste Walter in die Kamera, wobei er etliche Zahnlücken enthüllte.
    Diese kurzen Momente aus der Vergangenheit gaben Walter neues Leben. Er war nicht unnahbar und kalt, oder schon als alter Mann auf die Welt gekommen.
    Das Bild erwärmte ihn von innen. Zu Schulbeginn hatten Micha und Chris auch nicht anders ausgesehen. Sogar die breite Art

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