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Der Rebell - Schattengrenzen #2

Der Rebell - Schattengrenzen #2

Titel: Der Rebell - Schattengrenzen #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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Metalls drohte seine Finger plötzlich zu erfrieren. Was war Aboutreika ? Was bedeutete er für die Zwillinge und ihn, den Untergang? Lauerte unter der Maske dieses vermeintlichen Freundes der Feind? Langsam kroch die Antwort unter seine Haut, in seine Glieder, bohrte sich eisern in seinen Verstand. Dieser Mann war ein Feind, vielleicht mehr Feind als Tom, Walter, Silke und alle verfluchten Geister und Wächter dieser Welt.
    Trotzdem wich Oliver nicht zurück. Er befeuchtete nervös seine Lippen. Hoffentlich entging Aboutreika seine Unsicherheit …
    Oliver streckte seine Hand durch das Tor. Vertraut, wie sein Vater es immer bei Aboutreika getan hatte, griff er in dessen Nacken. Warme Haut unter seinen kalten Fingern, die Löckchen, die sich drahtig steif anfühlten, Leinen und feinste, glatte Wolle. Von ihm stieg der Duft nach einem dezenten, herben Parfum auf. Die abstoßende Aura dieses Mannes drohte ihm alle Kraft und Entschlossenheit zu rauben.
    In dessen dunklen Augen flammte ein neues Feuer auf.
    Er lachte leise. »Ich lasse dich nicht hängen.«
    »Wie kann ich dich erreichen?«
    Aboutreika löste sich. Er griff in seine Innentasche und zog ein silbernes Visitenkartenetui hervor. Als er ihm eine Karte reichte, musste Oliver sich am Gitter festkrallen, um nicht einzuknicken.
     
    Minuten vergingen, bis Oliver wieder genügend Kraft fand, in die Villa zurückzukehren.
    Aboutreika hatte ihm einen kurzen Blick hinter die Maske gewährt, bewiesen, dass alle Annahmen über ihn lächerlicher Unterschätzung gleichkamen. Dieser Mann war gefährlich. Inwieweit er etwas mit den aktuellen Geschehnissen zu tun hatte, wusste Oliver nicht. Vielleicht nichts, vielleicht alles. Aber er bedeutete eine akute Gefahr.
    Auf unsicheren Füßen ging Oliver zum Salon hinüber. Er musste dringend mit seinen Freunden reden, besonders mit Matthias und Daniel.
    »Olli.«
    Erschrocken fuhr er herum. Daniel hockte auf den ersten Stufen, die Ellbogen locker auf die Knie abgestützt.
    Wie lang saß er schon hier? Hatte er die Szene mitbekommen?
    Er wirkte angespannt, aber in erster Linie besorgt. »Wie kam Aboutreika hierher?«
    »Du hast uns gesehen?«
    Daniel wies zum Salon. »Wir alle.« Sein Blick umwölkte sich. Langsam schüttelte er den Kopf. »Du spielst mit dem Feuer, Olli. Bitte sei vorsichtig. Das sage ich nicht nur aus der Sicht des Kommissars, sondern als dein Freund.« Er zögerte, bevor er sich hochstemmte. Von seiner erhöhten Position auf der Stufe aus blickte Daniel auf ihn herab. Offenbar gefiel ihm diese deutliche Symbolik der Überlegenheit nicht. Er kam herunter, sodass Oliver ihm in die Augen sehen konnte.
    »Du bist mir wichtig, Olli. Ich will dich um keinen Preis verlieren.« Die Worte klangen sanft, liebevoll. In Daniels Mimik trat ein weicher Ausdruck. Nie zuvor hatte er verletzlicher gewirkt.
    Unfassbar, wie gefühlvoll Daniel reagieren konnte. Sein behutsames Wesen kannte er nicht weniger gut als den Kasper, den Freak oder den Provokateur. Diese Reaktion entstammte allerdings blanker Verlustangst.
    Wortlos umfasste er Daniels Hüften, lehnte vertraut seine Stirn gegen die seines Freundes, schloss die Augen. Die ruhigen, tiefen Atemzüge, die Berührung sanfter Finger in seinem Nacken, die ihn kraulten und ein angenehm warmes Gefühl des Verlangens weckten, festigten die Sicherheit das Richtige zu tun. »Ich will euch helfen.«
    Bevor Daniel Einspruch erheben konnte, hauchte er ihm einen Kuss auf die Lippen. Daniel zuckte nicht zurück. Er hielt ruhig, reagierte aber nicht. Vielleicht hatte Oliver ihn überrascht oder zu wenig Zeit für eine Reaktion gelassen. Vollkommen egal. Die Nähe, der warme Atem, der feucht seine Haut streifte, jagten ihm Schauder über den Rücken, die sich wie Elektrizität in seinen Lenden entluden. Er löste sich kaum. Daniels Lippen berührten noch immer die seinen, wenn auch kaum merklich. »Diese Chance bietet sich sicher nicht noch einmal«, flüsterte er.
    Daniels Atem stockte kurz. Sein Mund klaffte auf.
    Wollte er sprechen oder küssen?
    Küssen.
    Oliver kam ihm entgegen. Sanft berührte er Daniels Unterlippe. Hitze ballte sich in seinem Herz, pulsierte bis in seine Finger, seine Beine, sein … Sehnsüchtig erwiderte Daniel das Spiel. Sein Körper zitterte leicht. Er ließ sich lenken, übernahm nicht das Ruder. Lediglich sein heißer Atem und die warme Feuchtigkeit auf seinen Lippen nahmen zu.
    Unwillkürlich verstärkte Oliver seinen Griff, um Daniel an sich zu ziehen.

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