Der Rebell - Schattengrenzen #2
Sanft stieß er mit seiner Zunge vor und fand Daniels.
Die Welt kippte, als sein Kuss Erwiderung fand.
Nach viel zu kurzer Zeit lösten sie sich voneinander.
Daniel schwieg. Sein musternder Blick fühlte sich nicht falsch an. Mit einem zärtlichen Lächeln bestätigte er den Eindruck nachhaltig.
Innerlich atmete Oliver auf. Also hatte er Daniels Reaktionen richtig eingeschätzt. Er empfand nicht anders. Das Gefühl zwischen ihnen war Liebe.
Daniel strich ihm langsam über Nacken und Rücken und kam über seinem Hosenbund zur Ruhe. Seine Lippen zuckten leicht. »Ich will nicht den Menschen verlieren, den ich liebe.«
»Seid ihr zwei zusammengewachsen oder können Lukas und ich noch auf eure Hilfe zählen?« Matthias’ Stimme riss ein Loch in den Schleier vernebelnder Gefühle.
Oliver warf ihm einen ärgerlichen Blick zu, den er nicht weniger wütend erwiderte.
»Weswegen bist du sauer?« Bevor Matthias antworten konnte, hob Oliver die Hand. Er wollte sich nicht unterbrechen lassen.
Tatsächlich hielt Matthias den Mund.
»Wenn ich dir zu wenig mitarbeite, tut es mir wirklich leid. Im Moment kann ich mich nach all den Neuigkeiten nur schwer konzentrieren.«
Matthias knirschte mit den Zähnen. »Das ist es nicht.«
»Amman?«, fragte er.
Matthias nickte. »Was sucht der Kerl hier?«
Vorsichtig schob sich Michael an Matthias vorbei. »Hat er dich gefragt?«
Matthias spannte sich. »Was gefragt?« Seine Stimme nahm einen lauernden Unterton an.
Oliver ignorierte seinen Cousin. »Indirekt.«
Mit einem erleichterten Seufzen entspannte sich Michael. »Dann ist es gut.«
Gut? Sicher nicht.
Warum war er wirklich hier? Wegen seines Anwalts? Wollte er sich tatsächlich scheiden lassen?
Oliver bezweifelte es fast. Immerhin hatte die Ehe die fünf Jahre, die Elli lebte, überdauert.
Vorhin klang alles so einfach und logisch. Jeder Zweifel fiel weg. Andererseits konnte Aboutreika gar nicht wissen, dass sie sich hier aufhielten. Das war ein geschütztes Haus, Teil der Polizeisicherheit.
Und ich Idiot renne draußen herum und führe ihn direkt hierher.
Vielleicht besaß Aboutreika ausreichend Laufburschen, die mitbekommen hatten, was bei Walter vor sich ging. Der Abtransport hierher lief beim ersten Mal sicher, beim zweiten Mal fuhr Camilla ihn. Möglicherweise war ihnen jemand gefolgt. Er hatte so wenig aufgepasst wie sie.
Langsam setzte sich der Gedanke zu einem Komplex zusammen.
An welcher Stelle hingen die einzelnen Punkte der Mordnacht, Walters und Aboutreikas zusammen? Wenn Aboutreika etwas plante, war Oliver ihm blindlings ins Netz gegangen. Er musste Klarheit darüber erlangen. Zumindest über die Zusammenhänge.
Wen konnte er fragen, wem trauen?
Das Simpelste wäre ein Anruf bei Aboutreikas Frau, um diese Frage zu klären. Wenn Amman gelogen hatte, würde es recht einfach herauskommen.
Warum er sich so stark um Walter bemühte, konnte ihm sicher auch nur der alte Mann beantworten. Wahrscheinlich lag aber schon darin ein Problem. Walter hasste ihn und würde sich gar nicht auf ein Gespräch einlassen.
Dasselbe Problem sah er bei seinem Vater.
Davon abgesehen brauchte er Besuchstermine in zwei JVAs. In welcher saß sein Vater? Wahrscheinlich in Weiterstadt. Daraus ergab sich das nächste Problem. Weiterstadt lag rund vierzig Kilometer entfernt bei Darmstadt. Er brauchte eine Erlaubnis und wahrscheinlich wollte ihn einer der Beamten begleiten.
Dasselbe Spiel erwartete ihn hier, in Wiesbaden.
Ohne die Volljährigkeit stieß er überall viel zu schnell an seine Grenzen. Aber die Mündigkeit war letztlich nicht sein einziges Problem. Ihm fehlten Handy und Internet, um eigene Informationen zu sammeln, Geld für die notwendige Beweglichkeit und die Freiheit sich überall zu bewegen. Frustriert seufzte er.
»Leute, erklärt mich für völlig bescheuert, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass alles«, er breitete die Arme aus. »wirklich alles, miteinander zu tun hat.«
»Bist du vollkommen neben der Spur?«
Sollte er noch auf Matthias dummen Kommentar eingehen? »Nein, bin ich nicht. Du und Daniel, ihr zwei habt die gleichen losen Enden, die ich habe. Ihr wisst genauso viel, vielleicht wesentlich mehr, als ich.« Ärgerlich rammte er die Hände in die Hosentaschen. » Aboutreika ist zurzeit der Kreuzungspunkt zwischen Walter und meinem Vater.«
Matthias starrte ihn an, fassungslos, erschrocken, ängstlich, was auch immer.
»Ich weiß nicht, warum, aber Amman ist ein fester Bestandteil in den
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