Der Rebell - Schattengrenzen #2
behalten.«
Ob er das auch mit dem Smartphone von Chris konnte? Allerdings würde George sicher vollkommen ausrasten, wenn er das Gerät erwähnte. Es bedeutete eine Sicherheitslücke. Schließlich hatte er Camillas Laptop ja auch kurzfristig einkassiert. Wahrscheinlich sollte er darüber die Klappe halten.
Er steckte das Handy in die Beintasche.
Über ihnen bebte die Decke. Einen Moment später rannten Chris und Micha die Stufen herunter.
»Das war’s wohl mit der Ruhe.« Matthias rollte mit den Augen.
Zum ersten Mal seit Oliver Daniel kannte, nickte dieser. Seine Kopfschmerzen mussten höllisch sein.
Gemeinsam stürmten Chris und Micha die Küche.
Ohne eine Begrüßung schwenkte Chris das Smartphone.
Das war es wohl mit dem Verheimlichen des Geräts. Konnten die Zwerge Gedanken lesen oder lag es einfach an Christians unnachahmlichem Talent für den falschen Augenblick?
Schwach zogen seine Schläfen. Allein ein Seitenblick zu George genügte, um mitzubekommen, dass der Kommissar rot anlief.
»Olli, Onkel Amman kommt uns holen. Jamal hat es mir geschrieben.«
Er elektrisierte bis in die Fingerspitzen. Der Boden wankte.
Nein, jetzt noch nicht. Er brauchte noch Zeit, wenigstens ein paar Tage.
Verdammt, wie schnell reagierte Aboutreika ? Gestern sagte er doch, er wolle erst mit seinen Anwälten reden, das war noch keine vierundzwanzig Stunden her. Vermutlich hatte er bereits gestern schon alles in die Wege geleitet.
Oliver presste die Kiefer aufeinander.
Chris zog die Brauen zusammen. »Alles okay?«
»Wie kommt das Ding hierher?« Georges sonst so ruhige Stimme klang schneidend. Er schnappte sich das Smartphone. Mit einem wütenden Aufschrei fuhr Chris herum. »Das ist meins. Onkel Amman hat es mir geschenkt.«
»Stimmt. Olli hat auch ein Handy, das von Daniel.« Selten stellte sich Micha gegen einen Erwachsenen. Offenbar sah er es als Ungerechtigkeit an.
George ließ sich davon nicht beeindrucken. »Das ist ein sicheres Gerät. Davon abgesehen steht es auf der Inventarliste unseres Kommissariats.«
Chris rannte um George herum und versuchte sein Smartphone zurückzubekommen. Er nervte, insbesondere weil Oliver ihm schon vor Tagen gesagt hatte, dass das Gerät eine Sicherheitslücke darstellte und Aboutreika im Visier von Weißhaupt und Matthias stand.
Er erhob sich und griff nach Christians Schulter. Ein Ruck ging durch den kleinen Körper.
»Es reicht. Benimm dich endlich.«
»Aber Olli …«
»Nichts da. Ich habe es dir vor ein paar Tagen gesagt. Jetzt ist Schluss. Du gibst das Ding ab, verstanden?«
In Chris’ Augen sammelten sich Tränen. Zugleich presste er die Lippen aufeinander. Sein Gesicht verfärbte sich vor Zorn. »Das Smartphone gehört mir, keinem anderen. Ich will es wiederhaben.« Seine Stimme schnappte über.
»Es langt.« Für einen Moment explodierte ein Lavaball in Olivers Magen. Heiße Wut flutete bis in seine Fingerspitzen. Er ballte die Fäuste. So verdammt viel Egoismus und Sturheit in einer Person, Chris war ein verwöhnter kleiner Mistkerl. Bis hier hin und nicht weiter. »Du weißt, was ich dir über Aboutreika gesagt habe. Er ist ein verschlagener Mistkerl. Matthias und Bernd ermitteln nicht grundlos gegen ihn.«
Christians Augen weiteten sich. Die Wut machte grenzenlosem Schmerz Platz. Behutsam legte Michael einen Arm um seinen Zwilling. »Chris …«
Ohne Vorwarnung rammte Chris ihm den Ellbogen in die Seite und wirbelte herum. Keuchend taumelte Michael.
Ernüchternde Fassungslosigkeit breitete sich aus, als Oliver ihn auffing. So eine kleine Ratte. Micha hatte es doch nur gut gemeint.
Verwirrt starrte Michael ihn an. Wahrscheinlich tat ihm nichts weh. Lediglich der Schreck saß tief.
»Bitte renn jetzt Chris nicht gleich hinterher, Olli.« Daniel stand auf. »Bevor ihr das Haus in Schutt und Asche legt und du Chris den Kopf runterreißt, rede ich lieber mal mit ihm. Zwischen euch beiden herrscht immer Spannung. Vielleicht hilft es, dass ich keine so enge Bindung zu ihm habe wie du.«
Wahrscheinlich hatte er recht. Trotzdem war Chris der Inbegriff eines Egoisten. Mühsam beherrscht nickte Oliver.
Wortlos verließ Daniel die Küche.
Michael entspannte sich etwas. »Musstest du ihn so anbrüllen?«
»Ja. Wir haben das Thema schon mal durchgekaut. Irgendwann ist bei mir das Ende der Geduld erreicht.«
»Warum hast du mir von dem Ding hier nichts gesagt?«
George hielt das Smartphone hoch. Er wirkte äußerlich ruhig, aber seine Worte klangen gläsern
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