Der Rebell - Schattengrenzen #2
zwei Schritten war er bei ihr und hob sie auf. Ihr ganzer Körper bebte. Das kleine Herz versuchte, die Rippen zu sprengen. Ein weißer Rand umgab ihre schwarzen Augen …
Im gleichen Augenblick rann ihm ein Schauder über den Rücken.
Klamm kalter Atem zog gegen sein Ohr und seine Wange.
Auch du …
Er wirbelte herum. Nichts.
Etwas zog am Saum seines Shirts. Kalter Wind zog gegen seine Haut. Entsetzt zuckte er zusammen. Mit einem raschen Schritt wich er zur Seite. Der Stoff spannte sich, dehnte sich aus. Etwas hielt ihn fest. Er warf sich zurück. Sein Shirt zerriss. Ein kreischendes, irres Lachen begleitete seinen harten Aufschlag. Obwohl er sich abrollte, zuckten schwarze Blitze vor seinen Augen. Mühsam blinzelte er dagegen an. Er musste hier raus. Opa schrie vor Angst. Sie machte sich in seinem Arm noch kleiner.
Höchste Zeit …
Ungeschickt wälzte er sich herum und federte auf die Füße. Der Schwung trieb ihn gegen den Lehnsessel. In letzter Sekunde fing er sich, um nicht erneut zu fallen.
Klauen schlugen sich in seine Schultern. Unbeschreiblicher Schmerz walzte durch die Narben in den Knochen. Ohne einen Gedanken zu verschwenden, hechtete er nach vorn über das Bett. Die Klauen glitten ab. Zugleich strich etwas metallen Kaltes unter seinem Shirt entlang.
Es gab kein Entkommen. Das Ding war überall, gleich, wo er sich befand. Kein Schutz, nichts … Nicht einmal mehr Herr seiner Bewegungen. Der Gedanke gerann zu weiß glühender Hitze, die in reiner Lava explodierte. Die Welt um ihn versank in Bildern ohne Konsistenz.
Panik, blanke Angst.
Er strauchelte, taumelte, fiel.
Die Welt kippte nach vorn. Für einen Augenblick erkannte er sein eigenes Gesicht, das reflektierte, bevor er in die Scheibe stürzte. Er kniff die Lider zusammen.
Anstatt des Splitterns, der kreischenden Schmerzen, spritzte eisiges Wasser auf und überspülte ihn. Panisch riss er die Augen auf, gerade noch rechtzeitig, um den Kellerboden auf sich zurasen zu sehen.
Ein Traum, ein verdammter Traum, wieder von Spiegelflächen und Wasser. Wieder der Keller in Walters Haus … In seinem Schädel pochte der Schmerz.
Was bedeutete das? Konnte er durch die Spiegel tauchen?
Er hob die Lider. Opa saß auf seiner Brust. Ihr Fell stand in alle Richtungen ab. Ein explodierter Hase. Offenbar begleitete sie ihn in diesem Traum. Sacht nahm er sie in die Arme. Ihr Herz raste, zugleich quollen ihre Augen hervor. Sie keuchte leise. Nur langsam beruhigte sie sich.
Demnach hatte sie seinen Traum miterlebt.
Beunruhigt sah er sich im Zimmer um. Nichts. Die Sonne stand hoch am Himmel, Hitze drang durch die Fenster. Nirgends lauerten Wächter, Geister oder andere Geschöpfe.
Trotzdem …
Er ließ sich wieder zurücksinken. Seine Kopfschmerzen ließen nach. Er musste sich beruhigen.
Etwas berührte seine Lippen. Ein sanfter Kuss. Daniels Geruch lag in der Luft. Wie angenehm.
Oliver hob die Lider. Weiches Haar fiel ihm ins Gesicht, als Daniel sich regte.
Offenbar war er wieder eingeschlafen. Zumindest hatten sich die Kopfschmerzen zurückgezogen. Opa rutschte von seiner Brust, als wolle sie einem anderen Platz machen. Wusste sie von seinen Gefühlen? Verstand sie, was Liebe war?
Er schob die Gedanken von sich und konzentrierte sich ausschließlich auf Daniel. Liebevoll strich er über seine unrasierte Wange.
Bald würden sie sich nicht mehr oder nur noch selten sehen können, je nachdem wie viel Freiheiten Amman ihm ließ.
Gab es überhaupt eine Chance auf ein Zusammensein? Sein Herz zog sich zusammen.
»Ich will nicht, dass du gehst.«
Zu spät. So sehr es wehtat, es gab kein Zurück.
Warum wankte er ständig in dieser Entscheidung? Was schwächte ihn so? Oliver tastete über Daniels Lippen. Warmer Atem streifte seine Finger. Leichte, behutsame Küsse berührten seine Hand.
Oliver lächelte, wahrscheinlich gerann es auf seinen Lippen zu etwas Bizarrem. Mit geschlossenen Lidern nickte Daniel. Er sagte nichts.
Der Anblick brannte sich ein. Dieses traurige Gesicht, seine Hoffnungslosigkeit und seine Angst drückten so viel aus.
Sanft zog er Daniel an sich. »Gib mir so viel Zeit, dass ich euch diesen Mann ausliefern kann. Dann bin ich wieder frei und …«
»Oder tot.« Daniel richtete sich auf. »Während ich mit Chris geredet habe, musste ich immer wieder darüber nachdenken, warum Aboutreika euch aufnimmt.«
Die Worte hinterließen einen eigenartigen Beigeschmack. Die Vormundschaft unterstützte natürlich nur Ammans
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