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Der Rebell - Schattengrenzen #2

Der Rebell - Schattengrenzen #2

Titel: Der Rebell - Schattengrenzen #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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Fremden.
    Andere Menschen sahen auch, was er sah. Also konnte er nicht durchgedreht sein. Diese Anderswelt vermischte sich mit der Wirklichkeit.
    Benommen klammerte er sich an einem Türrahmen fest.
    »Also stimmt alles, was ich fühle und sehe?«
    Matthias wich seinem Blick aus. Er wandte sich ab und sah aus dem Fenster.
    Eng drängte sich Michael an Oliver. »Ich hatte nicht gelogen.«
    Behutsam streichelte er Michas Kopf, beobachtete aber Daniel, der Olivers Blick gelassen standhielt.
    In den hellen Augen lag erschreckende Gewissheit.
    »Gebt mir einen Moment, um darüber nachzudenken.«
     
    Der Himmel schien noch tiefer über der Stadt zu hängen. Von dem erhöht gelegenen Klinikum wirkte es, als berührten die Bäume und Hochhäuser die Wolken. Seltsam. Seit heute früh regnete es ununterbrochen, doch es klarte nicht auf. Draußen schien alles in permanenter Dämmerung zu versinken. Autos fuhren mit Licht, Personen verwischten zu grauen Schemen. Handelte es sich bei ihnen um Menschen?
    Oliver schüttelte die Frage ab. In der Nähe einer Klinik sammelten sich sicherlich viele Erscheinungen.
    »Olli?«
    Er fuhr zusammen. Daniel stand in dem kleinen Aufenthaltsraum. Das Neonlicht tauchte ihn in schattenlose Helligkeit. Mit zusammengekniffenen Augen musterte er seinen Freund.
    »Chris ist wieder im Zimmer. Du willst ihn doch sicher sehen.«
    Natürlich. Er löste sich vom Fenster. »Wie geht es ihm?«
    Daniel legte einen Arm um seine Schultern und drückte ihn kurz. »Er ist erschöpft von den Untersuchungen und Fragen, aber er will dich unbedingt sehen.«
     
    Als Daniel ihn an den uniformierten Beamten vorbei in das Zimmer schob, saß Christian im Bett. Er umklammerte mit beiden Händen eine Tasse. Hektisch trank er. Flüssigkeit rann über sein Kinn auf Hemd und Decke.
    Michael kniete neben ihm auf der Kante. Seine Augen leuchteten.
    Olivers Herz fühlte sich von einem Moment auf den anderen leicht und unbeschwert an. Es tat unglaublich gut, die beiden so unbeschwert nebeneinander zu sehen.
    Fast glaubte er zu schweben – was die weitaus positivere Variante des Bodenverlierens war.
    Er setzte sich auf die andere Seite des Bettes und strich Chris durch das strubbelige Haar. Der Kleine setzte ab. Etwas von dem Tee rann über seine Lippen.
    Pfui Teufel. Sabber, Tee und Zucker. Egal, viel wichtiger war doch, dass er beiden Jungs wieder hatte. Impulsiv umschlang er Chris und Micha. Die Zwillinge krallten sich in seine Jacke. Chris rieb sich an ihm sein feuchtes Gesicht trocken. Zugleich rann der letzte Rest Tee aus der Tasse über Olivers Rücken. Rasch schob er die beiden von sich. Er fixierte Christians Blick, der gewinnend lächelte, bevor er verlegen zur Seite sah.
    »Du bist eklig, Zwerg.« Ärgerlich bleiben konnte er nicht.
    »Aber nur ein bisschen.« Christians Stimme war belegt, als wäre er erkältet.
    Erst jetzt entdeckte Oliver die ganzen Hämatome an dem dünnen Kinderhals.
    Es wirkte, als habe jemand versucht, ihn mit einem Gürtel zu strangulieren. Ein furchtbarer Anblick. Tat das nicht weh? Gerade hatte er ihn gedrückt wie ein Plüschtier, das sich nicht beschweren konnte. Behutsam hob Oliver Chris’ Kinn an.
    Unsanft schob der seine Hand fort. »Da haben heute schon zu viele dran herumgemacht.«
    Seine Stimme verlor sich endgültig in Heiserkeit.
    Michael gab Chris einen Schubs. Nach dem Boxen hatte Oliver auch oft Hämatome, aber nicht so schlimme. Trotzdem hätte er jetzt eher aufgejault. Komisch eigentlich, besonders weil Chris eine ziemliche Sissy sein konnte, wenn er nur wollte.
    »Olli macht sich doch bloß Sorgen.«
    »Das weiß er vermutlich.«
    Oliver zog seine Jacke aus. Er suchte Daniels Blick. Anhand der nachdenklichen, kritischen Mimik schien ihm das auch nicht entgangen zu sein. Sein Freund nahm ihm die Jacke ab. »Ich gehe mal den Tee auswaschen.«
    Daniel war hilfsbereit, aber so sehr? Er wollte vermutlich nachdenken, ohne Chris direkt vor Augen zu haben. Oliver nickte. »Danke dir.«
    Chris reichte Micha die Tasse.
    »Kann ich noch mal?«
    Seine Stimmbänder waren deutlich überanstrengt.
    Micha nickte und lief auf den Flur.
    Oliver folgte Daniel ins Bad und lehnte sich in den Türrahmen. »Weißt du, mit wem ich wegen Chris’ Zustand reden kann?«
    Daniel hob den Kopf. Über den Spiegel trafen sich ihre Blicke. Er wirkte noch immer nachdenklich. Bevor er antworten konnte, trat Micha ein.
    Oliver wandte sich zu ihm um. Er reichte Chris eine gefüllte Tasse. Der Geruch nach

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