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Der Rebell - Schattengrenzen #2

Der Rebell - Schattengrenzen #2

Titel: Der Rebell - Schattengrenzen #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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Türrahmen.
    »Darf ich reinkommen?«
    Micha nickte.
    Sie setzte sich vor Olivers Füßen im Schneidersitz hin.
    »Wie geht es ihm?«
    »Beschissen, denke ich.«
    »Wahrscheinlich , weil ihn von einem Moment zum anderen die volle Breitseite an Schmerzen eingeholt hat.«
    »Aber warum denn?«
    »Es kam mir vor, als hätte jemand Christians Körper kurzzeitig übernommen und wieder abgelegt. In dem Moment …«
    »Ja, das denke ich auch.«
    »Olli?« Micha schob seine Arme unter Olivers Zopf durch und vergrub sich an seiner Brust. »Geht das, dass solche Dinger einen Menschen anziehen und wieder ausziehen, wie wir Kleider?«
    »Keine Ahnung, vielleicht – wahrscheinlich sogar.« Oliver drückte Michael behutsam an sich und barg ihn in seinen Armen.
    Das Wechselbad der Gefühle hatte erst angefangen. Wenn es so weiterging, stürzte ihn jede neue Attacke in vollkommene Hilflosigkeit.
    »Warum erwischt es uns so plötzlich?« Er sah Camilla in die Augen. Sie hielt seinem Blick stand, aber in ihrer Mimik arbeitete es.
    »Warum, Camilla?« Ihre Finger berührten sein Knie.
    »Keine Ahnung, Olli.«
     
    Nachdem der Polizeiarzt gefahren war, schlief Chris endlich. Oliver fühlte sich nicht wohl, wenn er nicht an der Seite seiner Brüder wachte. Trotz allem gab es noch zu viel zu besprechen. Michael hatte sich zu Chris gelegt. Er schlief binnen kürzester Zeit ein.
    Oliver saß im Nebenzimmer, Daniels Raum, auf dem Boden, ihm gegenüber Camilla, die zeitweise auf ihr Handy sah. Er konnte sie nicht ewig hier festhalten. Sicher wollte sie, so schnell es ging, nach Hause zu ihrem Freund. Allein dafür, dass sie sich so viel Zeit genommen hatte, war er ihr unheimlich dankbar. Daniel lag quer über seinem Bett. Die Lider wurden ihm schwer. Zeitweise nickte er ein. Jedes Mal, wenn er zu schnarchen begann, schnickte Camilla ihm einen Nagel gegen die Nasenspitze.
    »Lass das.« Er schlug nach ihr.
    Lächelnd zuckte sie mit den Schultern.
    Matthias hockte breitbeinig wie ein Cowboy, beide Arme über die Lehnen gestreckt, in einem bequemen Clubsessel. Auch ihm wurde anscheinend der Kopf zu schwer. Mehrfach zuckte er zusammen und zog eine Grimasse. Schließlich stemmte er sich hoch. »Ich gehe schlafen. Wenn ihr noch irgendwelche weltbewegenden Erkenntnisse ausgraben solltet, weckt mich nicht. Das hat Zeit bis morgen.«
    Als seine Schritte auf dem Flur verklangen, rutschte Camilla näher.
    »Du hast gesagt, dass euch Dreien unheimliche Sachen passieren. Bei Chris und Micha weiß ich es ja nun, aber was ist es bei dir?«
    Oliver rieb sich unbehaglich die Schläfen und wies auf Daniel.
    »Als ich das letzte Mal von der einen Sache erzählt habe, ist Daniel ausgerastet.«
    »Was war das?«
    War es klug, von den grauen Viechern zu erzählen? Beim letzten Mal war einer von ihnen aufgetaucht und hatte eine Frau zerrissen – auch wenn sie nicht real gewesen war. Andererseits, hier war ihm kein Geist begegnet. An diesem Ort gab es nur George, Matthias, Daniel, die Zwillinge, Camilla und ihn.
    Davon abgesehen vertraute er ihr.
     
    »Das, wovon du erzählst, klingt für mich nach einer Ebene zwischen unserer Welt und der der Toten, so was wie ein Zwischenreich.« Camilla umschlang ihre Knie. »Kennst du die Serie Bleach ?«
    Oliver nickte. Klar kannte er den Anime. Darin tauchten ganz am Anfang auch Geister auf, die an die Welt gebunden waren, gut gekennzeichnet durch eine Kette, die in ihrer Brust verankert saß.
    Diese Verbildlichung mochte stimmen, wenn es sich um etwas wie Wiedergänger handelte, aber traf es auch auf die Welt hinter den Spiegeln zu?
    »Mir kommt der Ort eher wie eine Art Gefängnis für Geister vor, Camilla. Alles dort ist das Spiegelbild der Realität.«
    »Gefängnis?« Sie ließ den Kopf auf die Knie fallen. »Das wäre übel. Du warst doch schon dort. Wie hat es sich für dich angefühlt?«
    Oliver wollte sich die Eindrücke nicht wieder in Erinnerung rufen. »Beschissen.«
    »Komm, gib dir mehr Mühe …«
    Ihr Handy summte. Camilla schrak zusammen. Daniel hob den Kopf und stützte sich auf beide Ellbogen.
    »Wie viel Uhr haben wir?«
    Oliver legte den Finger über die Lippen, sah aber auf die Uhr. Zwei schon? Er hob Zeige- und Mittelfinger. Daniel nickte.
    Sie sah kurz auf das Display und schluckte. »Sorry, Christoph …«
    Oliver hörte eine rauchige Stimme, verstand aber kein einziges Wort. Aus ihrer Mimik ließ sich umso besser lesen. Sie verzog das Gesicht, als habe sie in eine Zitrone gebissen und rieb

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