Der Rebell - Schattengrenzen #2
sich den Hinterkopf.
»Ich habe mich mit Olli verquatscht … klar, das weißt du bereits. Ganz ehrlich? Ich wünschte mir, du wärst hier. Da läuft einiges ganz schön schief und …«
Sie lächelte plötzlich. »Du bist ein Schatz, ich liebe dich.«
Sie legte auf. Ihre Augen leuchteten. Anscheinend war sie glücklich. Ihr Freund schien nett und sehr geduldig zu sein. Was bedeutete, dass er das, worüber sie hier sprachen, bereits wusste?
»Daniel?«
Er sah sie mit demonstrativ hochgezogenen Brauen an.
»Ja?« Er äffte ihren Tonfall nach.
»Darf ich deinen Wagen nehmen?«
»Wann bekomme ich ihn wieder?«
»Morgen, Ehrenwort. Christoph und ich würden dann aber zusammenkommen. Ich glaube, gerade zum Thema Geistesbeeinflussung und Übernahme von Menschen kann er einiges mehr sagen als ich, schließlich ist er fast immun dagegen.«
Überrascht sog Oliver die Luft ein. »Wirklich?«
Sie erhob sich und schüttelte ihre steifen Glieder.
»Ja. Er ist auch nicht unbegabt.«
Daniel rollte sich auf die Seite und zog den Autoschlüssel aus seiner Hosentasche. »Hier und keine weiteren Beulen, Fräulein Hofmann.«
Mit einem breiten Grinsen kassierte sie den Schlüssel und winkte.
»Euch eine gute Nacht.«
Als Camilla gegangen war, überfiel Oliver ein leises Frösteln. Ein Teil der menschlichen Wärme, die bis eben noch so selbstverständlich an seiner Seite war, hatte sich entfernt. Nun gab es nur noch Daniel und die Zwillinge.
Sein Freund stieg von einem Fuß auf den anderen und schob die Haustür ins Schloss.
»Kalt …« Er schlang einen Arm um Olivers Schultern und zog ihn an sich. Ein elektrisierendes Kribbeln jagte durch seine Glieder. Daniels Haut war kühler als seine. Es tat gut, die aufgestaute Glut loszuwerden und an anderen Stellen die Hitze zu spüren. Trotzdem konnte er nicht anders, als zu sticheln. »Danke, dass du mich als Heizung nutzt.«
Daniel seufzte. Verdrossen zuckte er mit den Achseln. Er löste seinen Arm.
Nein, das fühlte sich falsch an. Es tat gut, nah bei ihm zu sein. Er packte Daniels Hand.
Überrascht hielt sein Freund inne. Oliver musterte ihn. Hinter dem erstaunten Ausdruck verbarg sich stilles Verständnis. Es war nichts, was Oliver in Worte fassen konnte. Sie mussten nicht darüber reden. Er lehnte sich an die Schulter seines Freundes.
»Schlafen gehen?«
Vergessene Seelen
S chlafen konnten sie das nicht nennen. Das Bett von Chris und Micha war für alle viel zu schmal.
Daniel richtete sich mit Kissen und Decken auf zwei zusammengerückten Sesseln ein. Wahrscheinlich würde ihn sein Rücken am Morgen umbringen.
Oliver lag auf der Bettkante hinter Michael. Der schlief unruhig und drängte ihn mehrfach raus. Er erwachte jedes Mal, bevor er mit dem Hintern gänzlich über den Bettrand kippte.
Christians leises Stöhnen beendete die Nachtruhe endgültig. Das Schmerzmittel schien nachzulassen. Das war die dezente Aufforderung für Oliver, ihm eine der verschriebenen Tabletten zu verabreichen.
Er gähnte, rieb sich den Schlaf aus den Augen und blinzelte. Beim Aufstehen schoss ihm ein stechender Schmerz durch Rücken und Nacken. Die Welt machte einen Satz zur Seite. Dass er sich auf dem Boden wiederfand, wunderte ihn nicht. Ärgerlich setzte er sich auf und wartete, bis die Woge abebbte.
Fahles Tageslicht drang durch die vorgezogenen Gardinen. Wahrscheinlich regnete es immer noch. So ein elendes Wetter. Und das sollte der Ausklang des Sommers sein?
Mühsam richtete er sich auf. Seine Wirbel und Muskeln protestierten noch immer. Er ignorierte sie und griff nach dem Päckchen mit den Tabletten. Wahrscheinlich musste Chris zuvor etwas essen. Das würde nicht einfach werden. Wenn er Wasser und Suppe bei sich behielt, zählte das schon einiges.
Mit einem besorgten Blick zu Chris räumte er Gläser und Tassen zusammen, die von der vergangenen Nacht übrig geblieben waren, und verließ das Zimmer. Der Geruch nach frischem Kaffee stieg ihm in die Nase. Steifbeinig betrat er die Küche. George saß am Tisch. Er ließ das Buch, in dem er gelesen hatte, sinken und musterte Oliver.
»Guten Morgen.«
»Du siehst beschissen aus, Oliver.«
»Die Nacht war mies und das Bett zu eng.« Er stellte mit einem Schulterzucken das Geschirr in die Spüle und spülte es aus.
»Wie geht es deinem Bruder?«
»Die Schmerzen fangen wieder an. Wahrscheinlich wird er davon auch noch wach. Ich will ihm jetzt erst mal was zu Essen einflößen und ihm dann die Medikamente
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