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Der Rebell

Titel: Der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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danke, das mach' ich selber. Bleib bei deinem kleinen Jungen.« Alaina freute sich über Jennifers Gesellschaft. Vielleicht würde sie ihren Mann nie Wiedersehen, und manchmal gewann sie den Eindruck, ihre Ehe wäre ein bizarrer Traum gewesen. Aber seit ihrer Rückkehr auf die Insel stand sie James und seiner Familie näher denn je. Vor fast vier Monaten war sie nach Hause gekommen. Die McKenzies besuchten Teddy und seine Tochter sehr oft, vor allem Jennifer, die nur fünf Meilen entfernt wohnte.
    Obwohl sie zehn Jahre älter war, fühlte sich Alaina eng mit ihr verbunden. In ihrer frühen Jugend hatte Jennifer, beim Volk ihrer Mutter aufgewachsen, viel Leid ertragen müssen. Die Indianer waren ständig vor dem weißen Militär geflohen. Trotzdem verurteilte sie niemanden wegen seiner Hautfarbe oder seiner Überzeugung. Sie liebte ihr Heim in der Wildnis, weil es weit von den Siedlungen jener Menschen entfernt lag, die nicht so tolerant waren.
    Allerdings erstreckte sich Jennifers Duldsamkeit nicht auf die US-Militärs, die sie verabscheute. Als Kind wäre sie von den Soldaten getötet worden, hätte Tara McKenzie nicht eingegriffen. Doch das hinderte sie nicht daran, ihren Vetter Ian heiß und innig zu lieben, obwohl er die US-Uniform trug.
    Die schöne, hochgewachsene Halbindianerin mit den exotischen haselnußbraunen Augen und langen schwarzen Haaren hatte Lawrence Malloy, ihren späteren Ehemann, in der Biscayne Bay kennengelernt, wo sein Bergungsschiff gekreuzt war. Zunächst hatte er dieses Gebiet für ein entlegenes Höllenloch gehalten. Jetzt bedeutete es ihm genausoviel wie seiner Frau. Gemeinsam mit Teddy und den McKenzies hütete er sorgsam die Privatsphäre der Küste. James hatte den beiden ein Stück Land zur Hochzeit geschenkt. Dort bauten sie Zuckerrohr an, um die Einnahmen zu verbessern, die Lawrence mit seinem Bergegeld erzielte. Anthony hatte die dunklen Augen und den olivfarbenen Teint seiner Mutter und das blonde Haar des Vaters geerbt. Mit seinen zwei Jahren rannte er überall herum, schwatzte unentwegt, und Alaina genoß seine Gesellschaft.
    Vor allem jetzt ... Plötzlich fröstelte sie und holte ihren Schal, der an einem Wandhaken neben der Tür hing.
    »Stimmt was nicht?« fragte Jennifer.
    »Alles in Ordnung. Nur — mein Vater ...«
    »Den brauchen wir nicht mehr. Jetzt haben wir einen anderen Tischgefährten. Schau doch, mein Bruder!«
    Alaina folgte dem Blick ihrer Freundin und sah ein kleines Segelboot auf die Bucht zusteuern. »Ja, das muß er sein. Der Soldat, der zuletzt vorbeikam, richtete mir aus, wahrscheinlich würde Jerome uns heute besuchen. Bald wird er nach St. Augustine und Charleston fahren. In beiden Städten will er das Obst meines Vaters auf den Markt bringen. Papa unterhält sich sehr gern mit ihm. Vielleicht kann ich ihn sogar an den Tisch locken, wenn wir deinen Bruder zum Essen einladen.«
    »Hinter den Mangroven taucht noch ein Boot auf.«
    »Vermutlich Soldaten, auf dem Weg zu einem Außenposten in den Keys oder zum Fort Taylor ... Oder ein Brief von ...« Alaina unterbrach sich, dann fügte sie beiläufig hinzu: »Ein Brief von Ian. Vielleicht sollen wir noch mehr Quartiere bereitstellen und Lilly und Bella vor den zusätzlichen Mäulern warnen, die wir füttern müssen.«
    Die kreolische Köchin Bella arbeitete schon seit vielen Jahren für Teddy und seine Tochter. Und Lilly hatte gefragt, ob sie die junge Mrs. McKenzie auf die Insel begleiten dürfe. Diesen Wunsch hatte Alaina gern erfüllt, aber betont, die Einsamkeit auf Belamar Isle sei nicht jedermanns Sache. Das störte Lilly nicht, weil sie mit einigen Seminolen befreundet war, die in der Nähe lebten.
    »Hol deinen Vater!« drängte Jennifer. »Inzwischen werde ich mir sein Fernglas ausleihen und feststellen, wer da kommt.«
    »Was ist los? Du schaust so unbehaglich drein.«
    »Ach, nichts ...«
    Halb ärgerlich, halb belustigt stieg Alaina die Verandastufen hinab. Ihr Vater benahm sich manchmal wie ein kleines Kind. Über seinen kostbaren Limonenbäumen vergaß er sogar, daß man hin und wieder essen mußte.
    Sie selbst verspürte einen Bärenhunger. Ein Wunder, denn in den ersten Wochen nach ihrer Heimkehr hatte sie, vom Aufruhr ihrer Gefühle gequält, kaum einen Bissen hinuntergebracht. Aber seit einiger Zeit entwickelte sie einen prächtigen Appetit. Was dahintersteckte — und was sie nicht glauben mochte, hatte Jennifer erraten.
    An diesem Tag wollte Alaina ihren Vater darüber informieren.

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