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Der Rebell

Titel: Der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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ihren Körper. Aber sie vergoß keine Tränen. Fest entschlossen, die Deserteure zu fangen, waren die Soldaten nicht einmal davor zurückgeschreckt, ihren Vater zu töten.
    Ian setzte sich zu ihr, umfaßte ihr Kinn und zwang sie, ihn anzuschauen. »Was willst du, Alaina? Hätte ich die drei niederknallen sollen?«
    »Diese Mörder müßten vor Gericht gestellt werden. Und du verteidigst das gottverdammte Militär!«
    »Glaub mir Alaina, die Soldaten haben nicht auf deinen Vater gezielt. Da er zufällig in die Schußlinie geriet, war es fahrlässige Tötung. Dafür müssen sie sich verantworten. Aber niemand wird sie wegen Mordes anklagen. Es waren unerfahrene Jungs, die den Auftrag hatten, zwei Deserteure, Räuber und Mörder einzufangen. Willst du diese Soldaten wirklich hängen sehen? Wäre das der Wunsch deines Vaters?«
    »Ja! Nein! Ich weiß es nicht ... Jedenfalls muß irgendwas geschehen.«
    »Wie ich bereits sagte, man wird die Männer zur Rechenschaft ziehen.« Nach einer kurzen Pause fragte er: »Warum hast du's mir nicht erzählt?«
    »Was?« »Daß du ein Kind erwartest.«
    »Du warst nicht da.«
    »Aber ich schrieb dir jeden Monat. Und du hast keinen einzigen Brief beantwortet.«
    »Weil ich keinen Sinn darin sah.«
    »Also fandest du es sinnlos, mich über meine künftige Vaterschaft zu informieren?«
    »Sicher hättest du's rechtzeitig erfahren.«
    »Wenn mir irgend jemand mitgeteilt hätte, mein Kind sei zur Welt gekommen? Um Himmels willen, Alaina, du hattest kein Recht, mir deine Schwangerschaft so lange zu verheimlichen ...« Erschrocken unterbrach er sich, als sie kreidebleich wurde. Wie schwach und verletzlich sie aussah ... »Was hast du?«
    »Das Baby ...«
    »O Gott, stimmt was nicht?«
    »Alles in Ordnung, aber — es hat sich bewegt, Ian, zum erstenmal!« Sie legte eine Hand auf ihren leicht gewölbten Bauch. »Jetzt rührt es sich nicht mehr. Und ich würde es so gern noch einmal spüren.«
    Auch Ian berührte ihren Bauch und wartete vergeblich auf eine Bewegung. »Nicht einmal in diesem zarten Alter tun die Kinder, was die Eltern wollen.« Unwillkürlich lächelte sie. »Nun wissen wir wenigstens, daß unser Baby lebt und gesund ist.«
    Unser Baby ... Und sie hatte ihrem Mann nichts davon erzählt. Nach seiner Ankunft auf der Insel hatte er die Neuigkeit von jemand anderem erfahren.
    »Es ist spät geworden. Wir sollten schlafen.« Während er aufstand, um sich auszuziehen, sank sie ins Kissen. In dieser Nacht war sie zu müde, um das Thema noch einmal anzuschneiden, das ihr auf der Seele brannte — die Bestrafung der Mörder.
    Ian legte sich zu ihr und nahm sie in die Arme. Obwohl sie beschlossen hatte, nicht mehr zu weinen, stieg ein
    Schluchzen in ihrer Kehle auf. »O Ian ... Du hast eine so große Familie ... Und Teddy war alles, was ich hatte.«
    »Jetzt hast du mich.«
    »Wirklich?« Sie richtete sich auf und versuchte, im Dunkel sein Gesicht zu mustern.
    »Vielleicht sollte ich fragen, ob ich dich habe, Mrs. McKenzie.«
    »Was denn sonst? Wir sind verheiratet, seit vier Monaten bin ich schwanger — und dir auf Gnade oder Ungnade ausgeliefert.«
    »Daran zweifle ich.«
    »Du bestimmst doch, wo ich in Zukunft leben werde.«
    »Da ich Soldat bin, muß ich dort leben, wohin mich die Army versetzt. Und ich lasse dich nicht allein auf der Insel zurück.«
    »Du könntest mich nach Cimarron schicken.«
    »Ja, das könnte ich.«
    »Aber?«
    »Aber ich habe beschlossen, dich nach Washington mitzunehmen.«
    »Und wenn sich Florida von der Union lossagt?«
    »Wie die Wahl ausgehen wird, wissen wir noch nicht. Außerdem mußt du dich meinen Entscheidungen so oder so fügen.«
    »Das werde ich tun — vorausgesetzt, du triffst die richtigen Entscheidungen.«
    »Vertrau mir, was ich beschließe, ist immer richtig.« Er zog sie wieder an sich. »Und jetzt sollten wir endlich schlafen.«
    Erschöpft schloß sie die Augen. O ja, sie wollte Ruhe finden — und hoffen, der brennende Schmerz in ihrem Herzen würde allmählich nachlassen.

15
    Kühle Morgenluft streifte Ians erhitzten nackten Rücken, während er hinter dem Haus Holz hackte.
    Seit vier Tagen lag Teddy in seinem Grab. Julian und Jerome waren noch nicht aus Key West zurückgekehrt, und Ian wartete voller Ungeduld. In zwei Wochen mußte er sich wieder zum Dienst melden. Da seine Frau ihn begleiten würde, brauchte er Zeit, um entsprechende Vorbereitungen zu treffen.
    Für Alaina waren diese Tage eine Zeit tiefer Trauer. So gut er konnte,

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